Iran lässt Frauen ins Fußballstadion: Mit Druck gegen Diskriminierung
Im Iran dürfen Frauen nach 40 Jahren Verbot bei der WM-Qualifikation zusehen – vor allem, weil die Fifa es gefordert hat. So muss es weitergehen. Ein Kommentar.
Die Nachricht ist erst einmal erfreulich. Nach über 40 Jahren Stadionverbot dürfen Frauen im Irak wieder im Fußballstadion WM-Qualifikationsspiele der Männer verfolgen. Am 10. Oktober in Teheran gegen Kambodscha ist endlich auch Einlass für Frauen. Das gab – wie sonst – nun ein hoher Mann aus der Politik bekannt.
Vizesportminister Dschamschid Taghisadeh versprach darüber hinaus, der Iran werde der Welt beweisen, dass die Frauen im Land nicht diskriminiert seien. Das heißt natürlich nicht, dass die Frauen künftig auch in anderen gesellschaftlichen oder gar Politik mehr Rechte haben werden. Eine Sportministerin wird es so schnell im Iran sicher nicht geben, da sind die Männer davor.
Das Thema ist nicht neu, bei der WM in Russland 2018 war der Iran der einzige Teilnehmer mit Frauenverbot im eigenen Land. Trotzdem schauten in Russland ein paar (wohl vor allem Exil-)iranische Frauen als Fans zu. Das Thema wurde allerdings so zum Thema und schwelt seitdem auch im Iran.
Bei einem Länderspiel Ende 2018 gegen Bolivien durften ungefähr hundert Frauen im Teheraner Asadi-Stadion, unter ihnen Angehörige der Spieler, Angestellte des iranischen Fußballverbandes und Mitglieder der iranischen Frauen-Nationalmannschaft. Weitere weibliche Fans baten vergeblich um Einlass. Trotzdem ist es seit einiger Zeit so, dass sich Frauen auch mal als Mann verkleidet ins Stadion schummeln – obwohl dann drastische Strafen drohen.
Die schiitischen Geistlichen, die seit der islamischen Revolution die Gesellschaft in Iran dominieren, haben es Frauen verboten, Fußballspiele von Männerteams im Stadion anzuschauen. Und ohne den Druck des Weltverbandes Fifa wäre wohl auch jetzt nichts passiert. Präsident Gianni Infantino hat dem Iran gedroht, dass er nicht an der WM 2022 in Katar teilnehmen wird, wenn Frauen weiterhin draußen bleiben müssen.
Die Fifa sollte weiterhin Druck ausüben
Wenn es um Religion geht, dann ist es auch in Europa mit der Gleichstellung mitunter auch nicht so weit her. Es gab bis heute noch keine Päpstin. In der katholischen Kirche lassen die Männer bis dato die Frauen nicht in höhere Ämter. Kirchensteuer kassiert der Staat trotzdem für die katholische Kirche. Allerdings bestimmt die katholische Kirche eben nicht, wer ins Stadion darf und wer nicht. Und da ist der große Unterschied.
Insofern ist die Geschichte aus dem Iran aus einer nach mitteleuropäischen gesellschaftlichen Gesetzen längst vergangenen, traurigen Zeiten. Eben weil es um Diskriminierung geht, sollte die Fifa weiterhin im Iran Druck ausüben. Obwohl es natürlich eine Doppelmoral ist, denn die nächste WM wurde von der Fifa an den Katar vergeben: an einen Staat, in dem es um die Rechte der Frau auch nicht gut bestellt ist.