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Man kennt sich. Deyovaisio Zeefuik (links) und Javairo Dilrosun haben schon in der U8 von Ajax Amsterdam zusammengespielt.
© Nordphoto/Imago

Deyovaisio Zeefuik von Hertha BSC weiß, was er will: Mit dem Segen von Arjen Robben

Deyovaisio Zeefuik wollte unbedingt zu Hertha BSC wechseln. Überhaupt besitzt der holländische Rechtsverteidiger klare Vorstellungen

Als die Frage nach seinen Deutschkenntnissen kommt, sagt Deyovaisio Zeefuik erst einmal nichts. Er grinst nur. „Ich verstehe ein bisschen“, antwortet er. Auf Deutsch. Aber natürlich reichen seine Sprachkenntnisse noch nicht für – zum Beispiel – die Feinheiten der Lizenzordnung der Deutschen Fußball-Liga. Was dort in Anhang IV „Richtlinie zur Spielkleidung und Ausrüstung“ steht, dürfte Zeefuik, dem neuen Rechtsverteidiger von Hertha BSC, nämlich nicht besonders gefallen.

Unter Paragraf sieben heißt es da: „Den Spielern sind die Nummern 1 bis 40 zuzuteilen.“ Höhere Rückennummern sind in der Bundesliga erst einmal nicht zulässig. Aber als Hertha den holländischen U-21- Nationalspieler vorige Woche als zweiten Zugang dieses Sommers vorstellte, hielt Zeefuik ein Trikot mit der Nummer 42 in die Kamera. Die 42 ist seine Glückszahl, seitdem er sie bei seinem Profidebüt für Ajax Amsterdam auf dem Trikot getragen hat. Ob er in der Bundesliga allerdings wirklich damit spielen darf, ist – nach den Buchstaben des Gesetzes – zumindest fraglich.

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Doch vermutlich ändert selbst das nichts daran, dass Zeefuik mit seiner Entscheidung für Hertha und den deutschen Fußball im Reinen ist. Klubs aus Holland, Belgien, Frankreich und England waren nach eigener Aussage an ihm interessiert. Zeefuik selbst aber hat sich früh auf Berlin festgelegt – zum Unwillen seines bisherigen Klubs. Der FC Groningen hätte den Rechtsverteidiger lieber an den FC Southampton verkauft, der bereit war, sechs Millionen Euro Ablöse für ihn zu überweisen. Hertha soll lediglich vier Millionen gezahlt haben.

Weil die Verhandlungen länger dauerten als geplant, musste Zeefuik erst einmal die Vorbereitung in Groningen beginnen. „Sehr motiviert bin ich nicht“, klagte er. Und selbst die Aussicht, noch eine Saison mit einer Legende des holländischen Fußballs zusammenzuspielen, hat ihn nicht umstimmen können. Arjen Robben hat sich nach einem Jahr Pause dem FC Groningen angeschlossen. Der frühere Münchner habe ihm sogar zu einem Wechsel nach Deutschland geraten, berichtet Zeefuik, die Bundesliga sei ein sehr guter Schritt.

Auf dem Platz explosiv, neben dem Platz ruhig

„Ich folge meinen Gefühlen, und meine Gefühle hier waren gut“, sagt der 22-Jährige. Zumal er bei Hertha auf gute Bekannte trifft. Mit Javairo Dilrosun hat Zeefuik schon in der U8 von Ajax Amsterdam zusammengespielt, und Daishawn Redan war bis zur Corona-Pause sein Kollege in Groningen. Außerdem kennen sich beide vom Kicken auf der Straße, weil sie im selben Stadtteil von Amsterdam aufgewachsen sind. „Javairo hat mir über Hertha erzählt, dass der Klub größer und größer und jedes Jahr professioneller wird“, sagt Zeefuik. „Das ist ein gutes Zeichen.“

Im Training sieht man, dass er sich dem neuen Niveau erst noch anpassen muss. Das Programm ist im Moment vor allem körperlich anspruchsvoll. „Er hat mit den Umfängen zu kämpfen“, sagt Trainer Bruno Labbadia. Aber Zeefuik bringe vieles mit, was der Mannschaft gut tue: „Er hat sehr viel Dynamik, sehr viel Explosivität, und er hat bei Ajax Amsterdam eine sehr gute Ausbildung genossen.“

Am Freitag war das zum ersten Mal zu sehen, als Zeefuik in einem internen Test gleich einen Treffer vorbereitete. Doch so forsch und bissig er auf dem Feld auftritt, so ruhig und zurückhaltend gibt sich der 22-Jährige bisher abseits des Platzes. „Man hat das Gefühl, dass es zwei verschiedene Typen sind“, sagt Labbadia.

Wobei Zeefuik in seinen Ambitionen als Fußballer alles andere als zurückhaltend ist. Mit Hertha strebt er in dieser Saison die Europa League an, „vielleicht auch mehr, wenn es möglich ist“. Das hätte den Vorteil, dass Deyovaisio Zeefuik dann auf jeden Fall seine Lieblingsnummer tragen darf. Anders als in der Bundesliga sind im Europapokal Zahlen bis 99 erlaubt.

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