Union Berlin: Mit aller Gewalt zum Klassenerhalt?
Der 1. FC Union gibt sich nach der Niederlage in Fürth kämpferisch. Trainer André Hofschneider bleibt trotz schwacher Bilanz im Amt - vorerst.
Felix Kroos ließ sich nach dem Abpfiff erst einmal enttäuscht auf die Ersatzbank plumpsen. Der Kapitän des 1. FC Union war nach dem Spiel am Sonntagnachmittag bei der Spielvereinigung Greuther Fürth gezeichnet vom Kampf. Die Knie und Stutzen des Berliner Mittelfeldspielers strotzten vor Dreck. Noch viel mehr dürften Kroos aber die Niederlage im traditionsreichen Ronhof gestört haben.
Durch die unglückliche 1:2-Niederlage rutschte Union am Ostersonntag noch tiefer in den Abstiegsschlamassel. Der Abstand auf Relegationsrang 16 beträgt nur noch zwei Punkte. „Für uns gilt es, den Kopf oben zu behalten und die positiven Dinge mitzunehmen – auch wenn es schwer fällt“, sagte André Hofschneider. Der Trainer der Köpenicker gerät nun immer mehr die Kritik, vor allem wegen seiner schmalen Bilanz. Zehn Punkte in zwölf Spielen hat er mit der Mannschaft geholt, nun sagt Hofschneider: „Der Ernst der Lage ist uns bewusst. Wir müssen schauen, dass wir in der nächsten Woche zu Hause gegen Duisburg drei Punkte holen.“
André Hofschneider hatte in Fürth hoch gepokert. Er nahm zum zweiten Mal in seiner Trainerphase seit Dezember 2017 einen Torwartwechsel vor. Die alte Nummer eins Jakob Busk bekam für die Öffentlichkeit überraschend wieder den Vorzug vor Daniel Mesenhöler. Letztgenannter hatte bei den Punktverlusten beim 1. FC Kaiserslautern (3:4) und im jüngsten Heimspiel gegen Regensburg (2:2) jeweils in der Schlussphase Tore mitverschuldet. Dennoch wirkt das erneute Umschwenken Hofschneiders zwischen an sich gleichstarken Schlussmännern rein aktionistisch. „Seit der Entscheidung im Januar hat Jakob eine Reaktion gezeigt. Er war im Training und in den Testspielen sehr präsent und auch lautstark unterwegs“, begründete Hofschneider seine Maßnahme. „Es war in dem Fall eine Entscheidung pro Jakob. Er wird sicher bis zum Ende der Saison spielen. Ich hoffe, dass er gesund bleibt.“
Spieler und Anhänger teilen die Sorgen
Für das Union-Drama in Fürth waren die Eisernen ganz allein verantwortlich, bei denen Debütant Lennard Maloney auf der Rechtsverteidigerposition ein respektables Debüt hinlegte. Trotz des verletzungsbedingten Fehlens von Verteidiger Marc Torrejon und Top-Stürmer Steven Skrzybski (beide Oberschenkelprobleme) wäre ein Sieg möglich gewesen. Im Verlauf der Partie vergaben Dennis Daube, 1:1-Torschütze Marvin Friedrich und Philipp Hosiner jedoch glasklare Möglichkeiten.
Einige Spieler wissen, was nun folgen muss. „Jetzt heißt es erst einmal, auf den Tisch zu hauen. Damit wir alle checken, wo wir stehen. Es geht nicht nur um die Spieler, sondern um den ganzen Verein“, sagte Verteidiger Christopher Trimmel.
Solche Sorgen teilen auch die Anhänger. Den Berliner Profis schallte von den 1000 mitgereisten Union-Fans mehrfach der Sprechchor „Mit aller Gewalt Klassenerhalt“ entgegen. Im Anschluss gab es für die Spieler noch klarere Ansagen von den Fans. Drei Vertreter der Ultraszene redeten minutenlang an der Bande im Innenraum auf die Fußballer ein. „Es war ein gutes Feedback. Die wollen einfach sehen, dass wir laufen und kämpfen“, sagte Trimmel.
André Hofschneider wird am Dienstag wie geplant beim Fantreffen des Klubs erscheinen. Denn der Verein ließ am Montag auch durchblicken, dass der 47 Jahre Fußballlehrer auch am Samstag gegen Duisburg auf der Bank sitzen wird. Der Verein scheint weiter hinter Hofschneider zu stehen. „Wir müssen punkten und das werden wir schaffen, wenn wir alle Kräfte bündeln“, sagte Sport-Geschäftsführer Lutz Munack.
Ins Saisonende retten kann sich Hofschneider aber wohl nur, wenn er zeitnah zwei, drei Spiele gewinnt. Am trainingsfreien Montag gab es im Stadion An der alten Försterei Krisengespräche, an dem Präsident Dirk Zingler, Hofschneider, Munack und Kroos teilnahmen.
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