31:22 im Finale gegen Norwegen: Mikkel Hansen führt Dänemarks Männer zum ersten WM-Titel
Die beste Mannschaft des Turniers stellte auch den besten Spieler. Mikkel Hansen ist in Dänemark ein Volksheld, dabei mag er es eigentlich lieber ruhig.
Auf dem Weg in die Halbzeitbesprechung blieb Mikkel Hansen noch ganz ruhig und gelassen. Während seine Kollegen aus der dänischen Nationalmannschaft zum wiederholten Mal Kontakt zu den Menschen auf der mächtigen Stehplatztribüne in der Arena von Herning suchten, tauchte der populärste und beste Handballer des Landes einfach in der Menge unter und ging schnurstracks in die Kabine. Sich in den Vordergrund zu drängen oder zu inszenieren, ist Hansens Sache nicht. Der 31-Jährige mit dem Hipsterbart und der langen Mähne gilt abseits der Handball-Felder dieser Welt als fast schon schüchterner Geselle.
Am Sonntag allerdings ist selbst Hansen ausnahmsweise richtig aus sich herausgegangen und widerlegte damit alle Klischees, die Nordeuropäern gemeinhin anhaften. Zu fortgeschrittener Stunde führte er eine Traube dänischer Nationalspieler aufs Feld, die einen formidablen und viel umjubelten Tanz zur Aufführung brachte. In ihrer Mitte natürlich: Mikkel Hansen.
Der Anlass war ja auch historisch: Zum ersten Mal überhaupt hatte die anerkannte Handball-Nation Dänemark den Titel bei einer Weltmeisterschaft der Männer gewonnen. Nach 60 einseitigen Minuten hieß es 31:22 (18:11) gegen jene norwegische Abordnung, die am Freitag noch Deutschland aus dem Turnier gekegelt hatte. 15.000 Besucher in der ausverkauften Arena in Herning eröffneten eine Party, die ein paar Tage andauern wird im handballverrückten Dänemark.
Hansen kam insgesamt bei der WM auf 72 Tore und 37 Torvorlagen
Zur allgemeinen Verblüffung war Hansen im Endspiel nicht der alles überragende Mann seines Teams. Aber was heißt das schon? Am Ende standen sieben Tore und fünf Assists in der persönlichen Bilanz des Rückraumspielers, der sein Geld beim französischen Klub Paris St. Germain verdient.
Was für die meisten anderen Handballer ein herausragender Abend wäre, ist für Hansen eher solider Durchschnitt. In einem Vorrundenspiel gelangen ihm 14 Treffer in knapp 50 Minuten. Dann nahm ihn Nationaltrainer Nicolaj Jacobsen vom Feld.
Ohne ihren Anführer, ohne Mikkel Hansen, wären die Dänen niemals so mühelos durch die Weltmeisterschaft gerauscht, dass sie im Finale die zuvor starken Norweger derart hätten deklassieren können. Dänemark gewann all zehn Spiele mit mindestens vier Treffern Vorsprung – und Hansen kam insgesamt auf 72 Tore und 37 Torvorlagen, jeweils Turnier-Bestwerte. Nach dem Olympiasieg 2016 in Rio krönten sich die Dänen damit mit dem letzten großen Titel, der ihnen noch gefehlt hatte.