Gänsehaut-Moment: Mick Schumacher testet Formel-1-Ferrari
Mick Schumacher fährt den Wagen von Sebastian Vettel. Bei den Tests schafft er auf Anhieb die zweitbeste Zeit.
Es sind Gänsehaut-Momente. Die Bewegungen. Die Gesichtszüge. Der rote Overall. Das rote Auto. Nicht irgendeines, sondern ein Ferrari. Und am Steuer sitzt ein Schumacher. Es ist Mick, der 20 Jahre alte Sohn des noch immer erfolgreichsten Piloten in der Geschichte der Formel 1. „Es ist, als würden wir die Zeit zurückdrehen“, twitterte Reifenhersteller Pirelli. Micks Vater Michael hatte 2004 im Ferrari das Premierenrennen in der Wüste von Sakhir gewonnen und vor rund neun Jahren im Mercedes sein Comeback gefeiert An diesem Dienstag wird der nächste Traum für viele Rennsportfans wahr: Mick Schumacher macht mit seiner ersten Testfahrt im Formel-1-Ferrari den nächsten Schritt. „Der Kreis schließt sich“, kommentierte die britische BBC.
Mit einem Lächeln kommt der Formel-3-Europameister des vergangenen Jahres in die Ferrari-Garage. Er trägt eine rote Kappe mit dem berühmten Emblem des cavallino rampante, dem springenden Pferd. Er tauscht die Kappe gegen den Helm und steigt ein. Nicht in seinen Formel-2-Wagen des italienischen Prema-Teams. Mick Schumacher gibt zum ersten Mal im Formel-1-Ferrari Gas. „Ich freue mich auf diese Erfahrung“, hatte er vorher betont.
Rund zehn Minuten nach der Streckenfreigabe fährt Mick Schumacher auf die Strecke. „Ein Ferrari. Ein Schumacher“, schreibt die Formel 1 in ihren Internet-Kanälen zum Foto von diesem Moment. Eine Garage weiter hat Fünffach-Weltmeister Lewis Hamilton, der nach der Saison 2012 Michael Schumacher bei Mercedes ablöste und den Rekord von sieben WM-Titeln des mittlerweile 50-Jährigen einstellen könnte, die Testarbeit aufgenommen. „Etwas Besonderes, den Namen Schumacher wieder auf einem Formel-1-Auto zu sehen“, twitterte Mercedes. Mick Schumacher fuhr die zweitbeste Zeit und lag gut eine halbe Sekunde hinter dem Niederländer Max Verstappen im Red Bull. Wegen Regens mussten die Übungsrunden für mehrere Stunden unterbrochen werden.
Man kann nur erahnen, was in diesem immer noch etwas schüchtern wirkenden Mick Schumacher vorgegangen sein muss, als er im Cockpit des SF90 Platz nahm. Der Wagen, mit dem Sebastian Vettel Weltmeister werden will. Gemeinsam mit dem 31 Jahre alten Heppenheimer war Mick Schumacher im Januar beim Race of Champions gestartet. Vettel ist ein sehr guter Kumpel von Micks Vater Michael, auch er vermisst dessen Rat. Seit dem Ski-Unfall Ende 2013 ist Michael Schumacher aus der Öffentlichkeit verschwunden. Er erholt sich weiter von seinem schweren Schädel-Hirn-Trauma in Gland am Genfer See, der Schweizer Wahlheimat der Schumachers. Dort wo Mick zusammen mit Schwester Gina, längst eine sehr erfolgreiche Reitsportlerin, hauptsächlich aufwuchs.
Rheinland klingt durch
Wenn Mick redet, klingt das Rheinland aber weiter durch. Es ist wie bei Vater Michael, dem Kerpener, den fünf Titel im Ferrari von 2000 bis 2004 für die Italiener auch zum „Michele“ machten, zu einem von ihnen. Auch deswegen ist dieser 2. April 2019 ein Datum, das in späteren Biografien über Mick Schumacher nicht fehlen wird.
Ferrari hätte Mick Schumacher auch nur für Alfa Romeo testen lassen können. Im Wagen des ehemaligen Sauber-Rennstalls darf er am Mittwoch im Rahmen der Nachwuchsfahrerrunden auf die Strecke. Ferrari ist sich natürlich auch des PR-Effekts bewusst. Das Interesse an Mick Schumacher bei seinem Formel-2-Debüt in Bahrain mit den Plätzen sechs und acht war ähnlich groß wie das für die Branchenstars Vettel und Hamilton. Dass es nach dem desaströsen Rennwochenende mit den Plätzen drei und fünf für Charles Leclerc und Vettel ein willkommener Stimmungsaufheller sein dürfte, hatte Teamchef Mattia Binotto nicht ahnen können, als er die Entscheidung für den ersten Ferrari-Test von Mick Schumacher traf.
„Wir werden ihn ganz eng verfolgen“, versprach der 49 Jahre alte Italiener. „Wir werden ihn unterstützen, wo er es braucht.“ Dies werde eine wichtige Saison für Mick Schumacher, befand Binotto. Es könnte das Jahr sein, das ihn auch einem Stammcockpit in der Formel 1 entscheidend näher bringt. (dpa)