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Michael Jung zeigt mit Sam im Gelände eine perfekte Runde.
© dpa

Olympia 2016 in Rio: Michael Jung - der außerirdische Reiter

Vielseitigkeitsreiter Michael Jung kann am Dienstag Gold gewinnen. Selbst den Teamkollegen des Doppel-Olympiasiegers gehen die Superlative aus.

Von Johannes Nedo

Selbstverständlich geht Michael Jung seine Aufgabe voller Respekt an. Auch nach seiner perfekten Runde am Montag im Geländeparcours in Rio de Janeiro sagte er: „Sam hat sich so reiten lassen, wie ich es gedacht hatte - trotz seiner Übermotivation am Anfang.“ Was auch passiert während des olympischen Vielseitigkeitswettkampfs, der seit Samstag läuft, Jung strahlt absolute Ruhe aus.

Diese Selbstsicherheit kommt nicht von ungefähr. Wenn an diesem Dienstag (15 Uhr und 19 Uhr) die Entscheidung der Vielseitigkeit beim Springen ansteht, hat der Reiter aus Horb am Neckar noch beste Chancen auf Gold im Einzel. Der 30-Jährige hat vor den zwei Springrunden 40,90 Strafpunkte. Vor ihm liegt nur der Australier Christopher Burton mit Santano (37,60). Jung ist der dominierende Athlet in seiner Sportart. Schon vor vier Jahren bei den Olympischen Spielen in London gewann Jung die Goldmedaille im Einzel und mit der Mannschaft. Außerdem ist er amtierender Europameister und Weltmeister mit der Mannschaft.

Teamkollegen beschreiben ihn als Jahrhundert-Reiter

Selbst Jungs Teamkollegen gehen so langsam die Superlative aus ob seiner Überlegenheit. „Er ist ein Außerirdischer“, beschreibt ihn Andreas Ostholt. Und der 38-Jährige, der am Freitag kurzfristig wegen einer Verletzung seines Pferdes „So is et“ auf seinen Olympia-Start verzichten musste, begründet dies folgendermaßen: „Michi Jung ist ein Jahrhundert-Reiter. Er ist das, was Boris Becker und Steffi Graf zusammen für das Tennis waren. Er macht auf den verschiedensten Pferden immer alles richtig. Er steht einfach über den Dingen.“

Doch woher kommt diese Dominanz? Jung hat dafür eine relativ einfach Erklärung. Während andere Pferde bei den Wettkämpfen oft nervös seien, erlebe er seine Pferde stets entspannt. „Das kommt sicherlich von der Wellness, die sie bei uns bekommen“, sagt er. Um diese Wellness kümmert er sich noch selbst. Auf seiner Anlage in Baden-Württemberg trainiert er mit Vater Joachim die Pferde. Das bedeutet viel Arbeit, doch so sind sie ihm ungemein vertraut. „Der Erfolg liegt im System an sich, an unserer Ausbildung zu Hause“, betont Jung.

Doch die Vorbereitung lief nicht problemlos

Gänzlich ohne Probleme ist Jungs Vorbereitung auf Rio jedoch nicht verlaufen. Sein bestes Pferd Takinou erkrankte im Juli an einem Infekt. Für die meisten Vielseitigkeitsreiter bedeutet der Ausfall des Pferdes eigentlich auch das Olympia-Aus, weil sie kein gleichwertiges Pferd besitzen. Doch auch das ist für Jung kein Problem. Er tritt nun mit seinem Ersatzwallach Sam an, wobei Ersatz untertrieben ist. Mit Sam gewann Jung vor vier Jahren in London die zwei Goldmedaillen. Seine Favoritenrolle kommentiert er deshalb auch ganz entspannt: „Ja, das ist so.“

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