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Halbhoch ins Torwarteck. Mesut Özil verschoss einen Strafstoß.
© REUTERS

Die Nationalelf in der Einzelkritik: Mesut Özil hat ein Herz für Torhüter

Mario Gomez wird Rekordtorschütze. Thomas Müller sucht das Glück. Und Hummels/Boateng sind besser als jede Securityfirma.

Manuel Neuer: Jagt angeblich keine Rekorde, verhindert sie aber auch nicht. Ist jetzt fünf Spiele ohne Gegentor, und das hat er sich auch selbst zuzuschreiben – weil er kurz vor der Pause einen Kopfball von Juraj Kucka aus dem Winkel wischte. War damit deutlich mehr gefordert als gegen die Nordiren, geriet trotzdem nie in Gefahr wegen zu viel Stress hektische Flecken im Gesicht zu bekommen. Höchstens wegen seiner Allergien.

Joshua Kimmich: Diesmal nicht so überzeugend wie bei seinem EM-Debüt. Ließ sich einmal mit einem Doppelpass überspielen, sprang bei der größten Chance der Slowaken nicht hoch genug und sah kurz nach der Pause für ein taktisches Foul Gelb. Auch offensiv nicht so auffällig wie gegen die Nordiren, was aber auch daran lag, dass sich vorne schon genügend seiner Kollegen austobten. Flankte einmal gefährlich. Flankte damit einmal öfter gefährlich als Hector auf der anderen Seite.

Jerome Boateng: Entwickelt sich gerade von einem der besten Innenverteidiger der Welt zum vielleicht besten Innenverteidiger der Welt. Steht immer richtig, schlägt wunderbare Pässe – und hat in seinem 63. Länderspiel jetzt auch zum ersten Mal selbst getroffen. Mit dem Fuß, der an der neuen Wade der Nation befestigt ist. Ein Tor wie ein Naturereignis, volley aus 21 Metern flach ins Eck. Wo soll das noch hinführen?

Mats Hummels: Es ist gut, Jerome Boateng als Nachbarn zu haben, hat Bundestrainer Joachim Löw gesagt. Es ist aber auch gut, Mats Hummels als Nachbarn zu haben. Beide zusammen sind besser als jede Securityfirma. Traf zwar nicht selbst, bereitete aber das 3:0 von Julian Draxler vor.

Jonas Hector: Wurde in der Defensive nicht sonderlich gefordert. Sorgte aber kurz vor der Pause mit einem etwas zu kurz geratenen Rückpass dafür, dass Manuel Neuer nicht einschlief. Der aufgeweckte Neuer fischte dann kurz darauf Kuckas Kopfball aus dem Winkel. Hector präsentierte in der Offensive einige erstaunlich gute Laufwege; sein Problem ist die finale Aktion, die ihm verlässlich misslang.

Sami Khedira: Wird von Spiel zu Spiel besser – hat Co-Trainer Schneider vor dem Achtelfinale gesagt. Gilt auch noch nach dem Achtelfinale. Wieder immens fleißig, lauffreudig und zweikampfstark. Dazu im Passspiel präziser als zuletzt, hatte auch die erste gute Chance, als der slowakische Torhüter Kozacik seinen Kopfball gerade noch über die Latte lenkte. Vielleicht hat ihn die Debatte, ob er seinen Startelfplatz an Bastian Schweinsteiger verliert, noch einmal angestachelt.

Toni Kroos: Ist ein bisschen langweilig, ihn immer zu loben. Also kritisieren wir ihn mal für ein paar Fehlpässe mehr als gewohnt. Aber nur ein ganz kleines bisschen. Und verweisen zum Ausgleich auf seine herausragenden Standards, den Freistoß vor Khediras Chance zum Beispiel oder die Ecke, aus der das 3:0 resultierte.

Thomas Müller: Herr Müller sucht das Glück. Und das weiterhin vergebens. Spielte fast als zweiter Stürmer neben Mario Gomez, kürzer kann der Weg zum Tor für ihn also nicht mehr werden. Müller machte und tat, er schoss und köpfte, aber ein Tor gelang ihm wieder nicht. Wirkte fast schon ein bisschen verzweifelt.

Mesut Özil: Bewies ein Herz für Torhüter. Schoss den Elfmeter nach einer knappen Viertelstunde so, wie es Torhüter lieben – halbhoch ins Eck. Ließ sich davon aber nicht die Laune vermiesen, hatte noch eine herausragende Gelegenheit, als er mit einem Dropkick denkbar knapp das Tor verfehlte. Spielt jetzt nicht mehr auf seiner Lieblingsposition, sondern auf dem Flügel und ist dadurch besser drin im Spiel.

Hübsch anzuschauen. Julian Draxler dreht sich um 3:0 für Deutschland.
Hübsch anzuschauen. Julian Draxler dreht sich um 3:0 für Deutschland.
© REUTERS

Julian Draxler: Kehrte nach einem Spiel Pause für Mario Götze in die Startelf zurück und übernahm offiziell dessen Position im linken offensiven Mittelfeld. De facto war er überall unterwegs. Hatte viel Spaß am Spiel und wirkte deutlich zielorientierter als bei seinen ersten beiden Auftritten. Vernachlässigte vor der ersten Chance der Slowaken seine defensiven Pflichten und ließ Flankengeber Peter Pekarik laufen. Machte das kurz darauf mit seinem Solo und der Vorarbeit zum 2:0 wieder gut. Und nach der Pause mit seinem Abstauber zum 3:0 noch besser.

Mario Gomez: Dürfte es verschmerzen, dass Mesut Özil ihm einen Assist geklaut hat, weil der den an ihm verschuldeten Elfmeter verschoss. Rackerte wie gegen die Nordiren und stand kurz vor der Pause da, wo ein Mittelstürmer stehen muss. Schoss sein zweites Tor im zweiten Spiel von Anfang an – und sein insgesamt fünftes bei EM-Endrunden. Ist dadurch jetzt gemeinsam mit Jürgen Klinsmann Deutschlands Rekordtorschütze bei Europameisterschaften.

Benedikt Höwedes: Kam schon 20 Minuten vor dem Ende, um der neuen Wade der Nation ein bisschen Schonung angedeihen zu lassen.

Lukas Podolski: Früher wurden seine Tore bejubelt, jetzt jeder Ballkontakt. Hatte zuletzt ja auch nicht mehr allzu viele. War bei seiner Einwechslung definitiv nicht als Paule oder Victor verkleidet.

Bastian Schweinsteiger. Sammelte weitere Minuten. Wenn er 90 voll hat, kann er die gegen einen Startelfeinsatz eintauschen.

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