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Die Wade hält. Jerome Boateng auf dem Weg zur Bank - der erste Dank gilt dem Mannschaftsarzt.
© Reuters
Update

Souveränes 3:0 gegen die Slowakei: Deutschland zieht mühelos ins Viertelfinale ein

Das deutsche Team spielt erstmals bei der EM wirklich weltmeisterlich und gerät gegen die Slowakei nie in Gefahr, das EM-Viertelfinale zu verpassen.

Es kam zuletzt gar nicht so selten vor, dass Julian Draxler den Abpfiff eines Spiels nicht mehr auf dem Spielfeld erlebte. Der mit 22 Jahren immer noch junge Wolfsburger Profi hat eine recht wechselhafte Saison erlebt. Und auch bei der Europameisterschaft konnte er sich noch nicht zur Stammkraft durchspielen, zuletzt ließ Joachim Löw den Linksaußen ganz links liegen.

Als Julian Draxler aber am Sonntag nach 70 Minuten seinen Dienst quittierte, tat er das unter lautem Beifall des deutschen Anhangs im Stadion zu Lille und mit einem Lächeln eines Gewinners. Draxler drehte sich noch einmal zu den Fans, klatschte zurück. Draußen am Spielfeldrand gratulierte ihm Löw. Zu einer selten von ihm erlebten Leistung mit einer schönen Torvorlage und einem noch schöneren Treffer zum 3:0 (2:0)-Sieg über die Slowakei. „Wir sind gleich gut zur Entfaltung gekommen, wir konnten es uns sogar leisten einen Elfmeter zu verschießen“, sagte Draxler hinterher.

Keine acht Minuten waren gespielt, da schüttelte Jerome Boateng die allerletzten Zweifel aus seiner Wade. Ach, was heißt schüttelte, Boateng katapultierte den Ball aus zwanzig Metern mit seinem eben noch lädierten rechten Bein ins Netz des slowakischen Tores. Ganz so, als wollte er die Mannschaft mit diesem Schuss direkt aus Lille ins Viertelfinale nach Bordeaux schießen.

Es war ein fantastischer Beginn für die Mannschaft des Weltmeisters. Die Sonne schien, der Rasen war neuverlegt und auch sonst erinnerte nichts an das Regenspiel vor vier Wochen in Augsburg, das bei zum Teil irregulären Bedingungen noch 1:3 gegen denselben Gegner verloren ging. „Wir haben immer die Kontrolle gehabt und waren nach vorne so zwingend, dass wir gewinnen mussten“, sagte Löw.

Weil die Mannschaft nach Boatengs erstem Länderspieltor in seinem 63. Länderspieleinsatz nicht nachließ, stand am Ende ein hochverdientes wie starkes 3:0. Kommenden Samstag trifft die Nationalelf im nun auf Spanien oder Italien.

Es war die bisher beste und konsequenteste Leistung der Löw-Elf bei dieser Fußball-EM. Nur fünf Minuten nach der Führung bot sich Mesut Özil die Chance zum 2:0. Nach einer Flanke von Thomas Müller stieß der slowakische Abwehrchef Martin Skrtel Stürmer Mario Gomez gewaltsam um, doch den fälligen Strafstoß schoss Özil zu lasch und – jeder Torwart mag das – auch noch halbhoch. Der gute Matus Kozacik hatte wenig Mühe.

Doch die deutsche Mannschaft steckte den Fehlschuss weg und blieb im Vorwärtsgang. Etwas Pech hatte Özil weitere zehn Minuten später, als sein Schuss nach einer Kopfballablage von Gomez um Millimeter am Pfosten vorbeistrich. Die Slowaken kamen nur einmal gefährlich vor das deutsche Tor. Nach einer Flanke von Hertha-Profi Peter Pekarik kam Juraj Kucka zum Kopfball. Manuel Neuer verhinderte mit einer glänzenden Parade den Ausgleich.

Mesut Özil verschoss sogar noch einen Elfmeter

Praktisch im Gegenzug schlug Mario Gomez zu. Über Toni Kroos und Jonas Hector war der Ball beim spielfreudigen Draxler gelandet, der für Mario Götze in die Startelf gerutscht war. Draxler setzte sich am linken Flügel dynamisch durch, ehe er den Ball kurz zurücklegte, wo Gomez das Bein reinstellte und sein zweites EM-Tor erzielte.

Die 2:0-Führung zur Halbzeit war mehr als verdient, vor allem aber zwang sie die Slowaken, ihre defensive Grundhaltung zu verlassen. Doch nun boten sich der deutschen Mannschaft viele Räume. Nach einer Stunde und einer Ecke von Kroos vollendete schließlich Draxler mit einem wunderschön angedeuteten Seitfallzieher einen Kopfball von Mats Hummels zum 3:0. Das Spiel war entschieden.

Auch so ließen sich die Wechsel erklären, die Löw zwanzig Minuten vor dem Ende vornahm. Für die beiden Torschützen Boateng und Draxler kamen Benedikt Höwedes und Lukas Podolski ins Spiel. Bei Boateng war es eine Vorsichtsmaßnahme. Der Abwehrspieler ist mit einer Gelben Karte vorbelastet. Und Draxler hatte sich den Extra-Beifall verdient nach seiner Gala-Vorstellung. In dieser Form ist er Mario Götze auch im nächsten Spiel voraus.

Und weil die Deutschen Spiel und Gegner souverän im Griff hatten, durfte auch noch Bastian Schweinsteiger sein persönliches Programm zur weiteren Heranführung an die Mannschaft fortsetzen. Sami Khedira machte Platz.

In den letzten zehn Minuten wurde noch recht hübsch kombiniert auf deutscher Seite, der Ball zirkulierte in gutem Tempo zwischen den Reihen. Doch die letzte Konsequenz fehlte – und natürlich ein Draxler in dieser Form. Er war Hauptdarsteller in einem der ansehnlichsten Spiele des bisherigen Turniers.

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