Deutschlands Einbruch gegen Schweden: Merkwürdige Sehnsucht nach den Rumpel-Zeiten
Das so fahrlässig zu Ende gespielte Qualifikationsmatch gegen Schweden zeigt, dass die deutsche Mannschaft sich noch längst nicht erholt hat von ihrem Warschau-Trauma. Und das wird wohl noch für längere Zeit so bleiben.
Irgendwie ist es billig, auch ein halbes Jahrhundert nach Sepp Herberger immer noch auf runde Bälle, nächste und schwere Gegner und andere Urweisheiten des Fußballs zu verweisen. Aber so ein Spiel dauert nun mal 90 Minuten. Und was interessiert diese großartige, annähernd perfekte erste Halbzeit gegen vermeintlich überforderte Schweden, wenn die zweite Halbzeit so stark abfällt und in einem Debakel endet wie die am Dienstag in Berlin?
Nach dem souveränen Auftritt am Freitag in Dublin hätte Berlin eine Wendemarke sein können. Eine berechtigte Hoffnung auf die Einlösung des Versprechens, dass die deutsche Mannschaft in der ersten Hälfte dieses Jahres gegeben hat. Mit großartigen Spielen und einer grandiosen Siegesserie. Bis zum EM-Halbfinale gegen Italien.
Das so liederlich und fahrlässig zu Ende gespielte letzte Pflichtspiel dieses Jahres in Berlin zeigt, dass die deutsche Mannschaft sich noch längst nicht erholt hat von ihrem Warschauer Trauma. Niemand spricht nach diesem nasskalten Dienstag von der Anmut und der technischen Vollendung, die Toni Kroos, Mesut Özil oder Marco Reus in der ersten Halbzeit auf den Rasen zauberten. In längst überwunden geglaubten Rumpel-Zeiten hätten die Deutschen eine so deutliche Führung leicht und locker über die Zeit gespielt.
Doch die Qualität einer Gruppe auf dem Fußballplatz, sie zeigt sich nicht nur in sonnigen Zeiten. Sondern in der Art und Weise, wie sie auf schlechtes Wetter reagiert. Gestern Abend in Berlin ist die deutsche Mannschaft bei den ersten Regentropfen in helle Panik ausgebrochen. Der Weg zur Einlösung des Versprechens ist noch weit. Und Warschau wird wohl noch für längere Zeit ein Trauma bleiben.