zum Hauptinhalt
Update

WM-Qualifikation: 6:1 in Dublin - Deutschland schießt Irland ab

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft lässt Irland im WM-Quali-Spiel nicht den Hauch einer Chance. Nach einer Reus-Show im ersten Durchgang brechen in der zweiten Hälfte alle Dämme.

Eine Kapelle von Sackpfeifen hatte mit ihrer etwas eigenwilligen Art der Interpretation der deutschen Nationalhymne gestern Abend im Aviva-Stadion zu Dublin die deutschen Spieler vor manche Schwierigkeit gestellt. Das Mitsingen der Nationalspieler, ohnehin ein heikles Thema, fiel den Herren um Bastian Schweinsteiger schwerer als sonst. Die Hymne klang für deutsche Ohren lustig bis schräg, und auch das anschließende Spielchen machte Spaß. Die deutsche Elf siegte vor 50.000 Zuschauern locker und leicht mit 6:1 (2:0).

Damit ist auch das dritte WM-Qualifikationsspiel in Folge gewonnen worden. Die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw behauptet weiterhin die Führung, kommenden Dienstag ist dann Schweden in Berlin zu Gast. „Wir haben heute eine sehr konzentrierte Leistung abgerufen“, sagte hinter Bastian Schweinsteiger, der den gesperrten Philipp Lahm als Kapitän vertrat.

Doch so richtig unterhaltsam wurde das Spiel erst nach einer halben Stunden, die ohne zwingende Torchance verstrich. Marco Reus, der zum vierten Mal in Folge in der Startelf stand und die Position von Lukas Podolski einnahm, wurde von Schiedsrichter Rizzoli (Italien) einer Schwalbe bezichtigt, eine Fehlentscheidung, wie auch die Zeitlupe belegte. Allerdings hatte Reus sich vielleicht etwas zu theatralisch im Strafraum der Iren fallen lassen. Doch der junge Dortmunder rächte sich auf seine Weise. Keine zwei Minuten später nahm er einen Ball seines Klubkollegen Marcel Schmelzers auf, schob Miroslav Klose im Sturmzentrum etwas beiseite und drosch den Ball unter die irische Torlatte zur Führung in die Maschen. Acht Minuten später erhöhte der 23-Jährige sogar auf 2:0, dieses Mal durch einen Schuss mit dem linken Fuß ins lange Eck. Es war für Reus das fünfte Länderspieltor im zwölften Einsatz.

Nach den Ausfällen von Hummels (Verletzung) und Lahm (Sperre) hatte Joachim Löw seine Abwehrreihe neu formieren müssen. Die Innenverteidigung bildeten Per Mertesacker und Holger Badstuber, auf den Außen spielten Jerome Boateng (rechts) und Schmelzer. Allerdings wurden sie von den biederen Iren nicht ernsthaft gefordert.

Vor allem aber die Rückkehr Schweinsteigers machte sich bezahlt. Der Bayer verlieh der zuletzt wenig überzeugenden, weil fahrig wirkenden Mannschaft mehr Struktur und Organisation. Und so brachte er auch den einzigen deutschen Ü-30-Spieler im Team, den ewigen Miroslav Klose so geschickt ins Spiel, dass er in seinem 125. Einsatz für Deutschland sein 65. Tor erzielen konnte. Es war der Treffer zum 4:0 nach nicht einmal einer Stunde. Zuvor hatte der 34-Jährige schon einen Strafstoß herausgeholt. Mesut Özil von Real Madrid hatte sicher zum 3:0 verwandelt.

Das Spiel war längst entscheiden, weil die Mannschaft von Joachim Löw mal eben das Tempo angezogen hatte. Inzwischen war auch Toni Kroos für den angeschlagenen Sami Khedira im Spiel. Kaum dabei, erzielte der auch erst 22 Jahre alte Spielmacher des FC Bayern mit seinem schwächeren linken Fuß ein wunderschönes Volleytor, es war das 5:0. Knapp zehn Minuten vor dem Schluss traf er dann noch zum 6:0, dieses Mal mit dem rechten Fuß und aus der Distanz.

Die deutschen Spieler hatten wieder ein Lächeln im Gesicht, nachdem sie zuletzt oft und wohl auch nicht zu Unrecht kritisiert worden waren. Plötzlich war sie wieder da, die spielerische Leichtigkeit, das Ansteckende, das Wuchtige im deutschen Spiel. Fast schien es, als schoss sich die Mannschaft den Frust der irgendwie vergeigten Sommer-EM und der schwachen Spiele danach von der Seele. Der Ehrentreffer der Iren mit dem Schlusspfiff konnte den positiven Eindruck nicht schmälern. Die gut 4000 mitgereisten deutschen Fans gaben im Rund deutsches Liedgut zum Besten, doch in dieser Kategorie sind die Iren mit ihren Dudelsäcken unschlagbar. (Tsp)

Zur Startseite