Turbine Potsdam mit neuem Trainer: Matthias Rudolph: Nachfolger einer Institution
Nach 45 Jahren Bernd Schröder startet Matthias Rudolph bei Turbine Potsdam. Im ersten Spiel der neuen Bundesliga-Saison der Fußballerinnen geht es für den Coach am Sonntag nach Hoffenheim.
Seine Stimme klingt sanft, nicht so rau wie die seines Vorgängers. Der Ton ist gemäßigter. Auch optisch unterscheidet sich Matthias Rudolph von Bernd Schröder. Er ist kleiner, trägt die braunen Haare etwas länger und ist vor allem: deutlich jünger.
Matthias Rudolph, 33 Jahre alt, soll die Fußballerinnen von Turbine Potsdam als Trainer in die Zukunft führen. Beim Auswärtsspiel an diesem Sonntag in Hoffenheim (14 Uhr) wird in Person von Rudolph zum ersten Mal seit vier Jahrzehnten ein anderer Trainer auf der Bank sitzen als Bernd Schröder. Schröder hatte im vergangenen Mai nach 45 Jahren Arbeit im Verein, die meiste Zeit davon als Trainer, aufgehört. Sein Nachfolger wurde Rudolph, der in der vergangenen Saison Schröders Co-Trainer war.
Es gibt sicher dankbarere Aufgaben, als zum Karrierestart gleich die Nachfolge einer Institution wie Schröder antreten zu müssen. Oder etwa nicht? „Ich spüre überhaupt keinen Druck. Eher Anspannung, aber das ist ganz normal so kurz vor dem Saisonstart“, sagt Rudolph. Na klar werden die Vergleiche mit seinem Vorgänger kommen, erst Recht, wenn es nicht so gut laufen sollte. Aber auch das sei für ihn kein Problem, sagt Rudolph. „So ist das doch überall im Sport.“
Ein Vorteil könnte sein, dass die Erwartungshaltung in diesem Jahr nicht so hoch ist bei den Potsdamerinnen. In der vergangenen Saison wurde Turbine Siebter, es war die schlechteste Platzierung des Klubs seit Zugehörigkeit zur Bundesliga. „Natürlich soll sich das nicht wiederholen. Wir wollen besser abschneiden als im Vorjahr“, sagt Rudolph. Um die Meisterschaft werde sein Team aber wohl kaum mitspielen. „Da sind Bayern München und Wolfsburg die klaren Favoriten.“ Gemeinsam mit seiner Co-Trainerin Jennifer Zietz, die Turbine viele Jahre als Kapitänin aufs Feld führte, will Rudolph den Übergang gemäßigt, aber doch konsequent vorantreiben. Anders als Schröder bevorzugt er statt einer Dreier- eine Viererkette in der Verteidigung, taktisch soll es in Zukunft flexibler zugehen. Außerdem, sagt Rudolph, sei er im Vergleich zu Schröder der etwas kommunikativere Typ.
Rudolph spielte selbst viele Jahre für den SV Babelsberg 03
Dass er in so jungen Jahren bereits die Chance erhält, als Cheftrainer zu arbeiten, ist für Matthias Rudolph immer noch ein wenig überraschend. Einen konsequenten Karriereplan habe er nicht verfolgt, eher hätte sich das so ergeben. Rudolph spielte viele Jahre für den SV Babelsberg 03, beendete nach dem Abstieg des Klubs aus der Dritten Liga 2014 aber seine aktive Karriere. Da war er gerade mal 30 Jahre alt.
„Durch den Abstieg bin ich an einen Punkt gelangt, an dem ich das Gefühl hatte: Es reicht. Ich bin während meiner gesamten Laufbahn nie ernsthaft verletzt gewesen, da wollte ich das Glück nicht noch weiter herausfordern“, sagt Rudolph. Beim SV Babelsberg hatte er im Nachwuchsbereich erste Erfahrungen als Trainer gesammelt, Rudolph betreute zuerst die U 17, später die U 19. Nach der Trennung von 03 fragte Bernd Schröder an, ob Rudolph sich ein Engagement als Co-Trainer vorstellen könne. Konnte er.
Unterschiede bei der Arbeit mit Frauen gebe es für ihn nicht. „Wichtig ist eine klare Ansprache. Darauf habe ich in Babelsberg Wert gelegt, und das mache ich jetzt auch bei Turbine.“ Ob er sich denn auch vorstellen könne, ähnlich lange wie Bernd Schröder im Amt zu bleiben, wurde Matthias Rudolph zuletzt gefragt. „So einen langen Zeitraum bei einem Klub zu arbeiten ist außergewöhnlich, aber im Fußball sollte man nie etwas ausschließen.“
Dass es oft ganz anders kommt als geplant, hat Matthias Rudolph in den vergangenen zwölf Monaten erlebt.
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