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Marvin Plattenhardt stand bei den letzten Länderspielen immer im deutschen Kader und kommt mittlerweile auf fünf Einsätze.
© AFP PHOTO / Paul FAITH

Der Nationalspieler von Hertha BSC: Marvin Plattenhardt kämpft um seine WM-Chance

Marvin Plattenhardt von Hertha BSC zeigt gegen Frankreich eine solide Leistung. Auf der Linksverteidigerposition kämpfen drei Spieler um zwei Plätze im WM-Kader.

Wenn sich Pal Dardai, der Trainer von Hertha BSC, lobend über Marvin Plattenhardt auslässt, hebt er immer die „internationale Schnelligkeit“ seines Linksverteidigers hervor. Was damit gemeint ist, hat Plattenhardt am Dienstag im Länderspiel gegen Frankreich am eigenen Leib erfahren. Eine gute Viertelstunde vor Schluss zum Beispiel, als er, tief in der französischen Hälfte, eigentlich schon den Ball sicher hatte, jedenfalls deutlich besser postiert war als sein französischer Gegenspieler. Doch Kylian Mbappé brachte seinen Fuß noch zwischen Ball und Plattenhardt und zog davon. Der Berliner hetzte hinterher, er stellt Mbappé, wurde noch einmal von ihm genarrt – ehe die Deutschen die Situation mit geeinten Kräften bereinigten.

Kylian Mbappé, 18 Jahre alt, hat in der vorigen Saison mit AS Monaco die Champions League gerockt und ist im Sommer für kolportierte 180 Millionen Euro nach Paris gewechselt. Marvin Plattenhardt, 25, ist 2014 für eine halbe Million Euro vom Bundesligaabsteiger 1. FC Nürnberg nach Berlin gekommen, er hat in seiner Karriere zwei Europa-League-Spiele bestritten und am Dienstag sein fünftes Länderspiel. Es war, mit anderen Worten, ein ungleicher Kampf.

Nicht nur gegen das Wunderkind Mbappé, sondern auch gegen Alexandre Lacazette im Zentrum des französischen Angriffs und gegen Anthony Martial von Manchester United, mit dem es Plattenhardt in der Regel zu tun bekam. „Die drei Offensiven und auch das Mittelfeld, die waren sehr dynamisch“, sagte er. „Wir mussten da sehr wachsam sein. Aber im Großen und Ganzen haben wir es gut hinbekommen. Es hat sehr viel Spaß gemacht.“

Das ist insofern bemerkenswert, als Plattenhardt mit einem solchen Niveau im Alltag eher selten konfrontiert wird. Trotzdem hielt sich seine Nervosität in Grenzen. Das Trainerteam hatte ihm zur Vorbereitung auf die Partie ein paar Videosequenzen der Franzosen aufs Handy gespielt, dadurch fühlte sich Plattenhardt schon einigermaßen gerüstet. „Ich habe mir gesagt: Die kochen auch nur mit Wasser“, erzählte er nach dem Spiel.

Plattenhardt, Hector, Halstenberg - zwei von ihnen schaffen's zur WM

Wenn man in Zukunft noch einmal Ausschnitte von diesem 2:2 gegen die Franzosen zu sehen bekommt, wird man an prominenter Stelle vermutlich auch Marvin Plattenhardt entdecken. Er ist beim 2:1 durch Lacazette als letzter deutscher Verteidiger im Bild. Der Eindruck, dass er zu weit weg steht, täuscht allerdings. Nicht Plattenhardt beging den entscheidenden Fehler, sondern Antonio Rüdiger, der im unpassenden Moment den Verbund verlassen hatte. Plattenhardt versuchte nur noch zu retten, was nicht mehr zu retten war.

Herthas Linksverteidiger erledigte seine Defensivaufgaben solide und beteiligte sich zudem ausdauernd an der Offensive. „Hier wird verlangt, dass ich so hoch wie möglich stehe“, berichtete er. „Dann muss ich ihn nur noch nach innen schießen oder flanken.“ Das machte Plattenhardt mehrmals, und kurz nach der Pause führte eine seiner scharfen Hereingaben fast zu einem Eigentor der Franzosen. „Meckern kann ich nicht“, sagte er. „Es wäre schön gewesen, wenn noch ein Tor daraus resultiert hätte. Aber im Großen und Ganzen bin ich zufrieden.“

Die Position hinten links gilt traditionell als die vielleicht größte Problemzone der Nationalelf. Inzwischen aber hat Bundestrainer Joachim Löw links mehr Auswahl als rechts, wo er mit Joshua Kimmich immerhin eine unangefochtene Stammkraft besitzt. Gegen die Franzosen durfte sich Emre Can, ein gelernter Mittelfeldspieler, als Rechtsverteidiger versuchen. „Wir müssen langsam daran denken, einen Backup für den Jo Kimmich aufzubauen", sagte Löw. Nach den Eindrücken vom Dienstag ist bei Can noch eine Menge Aufbauarbeit nötig.

Was Kimmich auf der rechten, war auf der linken Seite bisher Jonas Hector. Doch der Kölner fehlt seit Saisonbeginn wegen eines Syndesmoserisses. Vor zwei Wochen wurden ihm die Schrauben entfernt, inzwischen darf er sein lädiertes Sprunggelenk wieder belasten, so dass zur Rückrunde mit seiner Rückkehr auf den Platz zu rechnen ist. Mit Hector, Plattenhardt und dem Leipziger Marcel Halstenberg hätte Löw dann drei ausgebildete Linksverteidiger für mutmaßlich zwei Plätze im WM-Kader.

Der 26 Jahre alte Halstenberg hat am Freitag, beim 0:0 gegen England, sein spätes Debüt für die Nationalelf gegeben. „Er hat das ohne Nervosität gemacht, hat sauber hinten raus gespielt“, sagte Löw. „Ich war absolut zufrieden.“ Halstenberg hat den Konkurrenzkampf verschärft und den Druck auf Plattenhardt erhöht. „Konkurrenz belebt den Fußball“, sagt der Berliner, der natürlich registriert hat, dass Halstenberg positive Kritiken für sein Debüt erhalten hatte. „Letztlich schau' ich auf mich“, sagte Marvin Plattenhardt in Köln. „Nach diesem Spiel werde ich wahrscheinlich auch keine schlechte Kritik bekommen.“

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