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Marvin Friedrich ist bei Union den weiten Weg vom Abstiegskampf in der Zweiten Liga bis in den Europapokal gegangen.
© imago images/Matthias Koch

„Wir sind gut genug, um das aufzufangen“: Marvin Friedrich hinterlässt beim 1. FC Union eine große Lücke

Mit Marvin Friedrich verlässt ein besonderer Spieler und Aufstiegsheld den 1. FC Union. Nun sollen Spieler wie Paul Jaeckel eine ähnliche Entwicklung nehmen.

Andreas Luthe kannte Marvin Friedrich schon länger. Doch als der Torwart vor anderthalb Jahren zum 1. FC Union wechselte, traf er einen anderen Marvin Friedrich als den, den er als Pendler zwischen Profi- und Reservemannschaft beim FC Augsburg erlebt hatte. „Ich erinnere mich an die ersten Tage hier“, sagt Luthe. „Wenn man ihn im Training beobachtet hat, hat man gleich gemerkt, worum es bei Union geht, wofür Union steht.“
Harte Arbeit, Präsenz, Konstanz und stetige Weiterentwicklung – mit diesen Eigenschaften hat sich der Innenverteidiger bei Union in vier Jahren eigentlich unentbehrlich gemacht. Nun müssen die Berliner dennoch ohne ihn klarkommen. Am Dienstagnachmittag bestätigten die Vereine den Transfer des 26 Jahre alten Verteidigers zu Borussia Mönchengladbach.

Marvin Friedrich war einer der prägenden Spieler in der sportlich erfolgreichsten Phase der Berliner Vereinsgeschichte. Im Januar 2018 kam er aus Augsburg und stand seitdem eigentlich immer auf dem Rasen. In 141 von 154 Pflichtspielen war er dabei, nur einmal ließ ihn Urs Fischer freiwillig auf der Bank. „Marv ist ein unheimlich guter Verteidiger, und wenn du hinten so einen Turm drinhast, ist das Gold wert“, sagt Luthe. „Er hat die ganze Entwicklung mit dem Aufstieg mitgemacht.“ Ohne sein wichtiges Tor zum 2:2 im Relegationshinspiel in Stuttgart wären die Berliner im Sommer 2019 vielleicht gar nicht erst in der Bundesliga gelandet.

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Bei Union hat sich Friedrich von einem hochveranlagten, aber oft verletzten und in Augsburg schon fast vergessenen Talent zu einem der besten Innenverteidiger Deutschlands entwickelt. Zwischenzeitlich galt er bereits als Kandidat für die Nationalmannschaft. Nun will er bei den in der Tabelle zwar hinter Union platzierten, strukturell aber noch deutlich weiteren Gladbachern „den nächsten Schritt gehen“, wie er in einem Dienstagabend in Unions Vereinmedien veröffentlichten Video sagte. Abgesehen von dieser abgedroschenen Fußballerfloskel war ihm jedoch deutlich anzusehen, dass ihm der Abschied tatsächlich nahe ging.

Bei der Borussia soll Friedrich dabei helfen, den nahenden Abgang von Matthias Ginter aufzufangen. Der Nationalspieler wird Gladbach spätestens am Ende seines Vertrages im Sommer verlassen. Doch auch ein Wechsel in diesem Transferfenster ist nicht ausgeschlossen, um zumindest noch eine überschaubare Ablösesumme zu kassieren. Wie viel die Borussia für Friedrich nach Berlin überwiesen hat, teilten beide Vereine nicht mit. Die Spekulationen verschiedener Medien schwanken zwischen zweieinhalb und sechs Millionen Euro.

Dass Union dieses Geld sofort in einen neuen Innenverteidiger reinvestiert, ist eher unwahrscheinlich. Denn mit Dominique Heintz vom SC Freiburg haben die Berliner kürzlich erst einen weiteren zentralen Abwehrspieler verpflichtet. Für die von Fischer präferierte Dreierkette kämpfen nun vier Kandidaten um die zwei freien Plätze an der Seite von Robin Knoche. Während Rick van Drongelen bisher noch gar nicht zum Einsatz kam, dürfte es Woche für Woche ein enger Wettstreit werden zwischen Paul Jaeckel (16 Einsätze), Timo Baumgartl (20 Einsätze) und Neuzugang Heintz. „Wir dürfen uns durch eine Personalie jetzt nicht aus der Ruhe bringen lassen“, sagt Luthe. „Ich glaube, dass wir gut genug sind, um das aufzufangen.“

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Bisher ist es Manager Oliver Ruhnert und Trainer Fischer immer gelungen, die abgewanderten Leistungsträger zu ersetzen, ob diese nun Steven Skrzybski, Sebastian Andersson, Rafal Gikiewicz, Robert Andrich oder Christopher Lenz hießen. Doch ganz ohne Anlaufschwierigkeiten und einen gewissen Qualitätsverlust wird das im Fall von Friedrich nicht funktionieren, dafür ist Unions Vizekapitän in seinen vier Jahren fußballerisch und menschlich zu wichtig geworden.

Nun sollen Spieler wie Jaeckel, 23, eine ähnliche Entwicklung nehmen und die entstandene Lücke füllen. Denn Marvin Friedrich hat gezeigt, wie es für einen jungen, ambitionierten Profi im Idealfall laufen kann.

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