Touchdown für Deutschland: Markus Kuhn gelingt in der NFL Historisches
Markus Kuhn ist in der vergangenen Nacht als erstem Deutschen ein Touchdown in der nordamerikanischen NFL gelungen. Nebenbei beendeten Kuhns New York Giants eine Negativserie von sieben Spielen ohne Sieg.
Jason Pierre-Paul ist schon eine Weile in der National Football League (NFL) aktiv und glaubte bis Sonntag, alles gesehen und erlebt zu haben. Dann kam Markus Kuhn. Im Spiel bei den Tennessee Titans schnappte sich der Verteidiger der New York Giants gegen Ende des ersten Viertels einen am Boden liegenden Ball, den Tennessees Quarterback Zach Mettenberger gerade verloren hatte und trug ihn 26 Yards weit in die gegnerische Endzone. Es war der erste Touchdown eines Deutschen in der NFL. Neben Kuhn spielen in Sebastian Vollmer (New England), Björn Werner (Indianapolis) und Kasim Edebali (New Orleans) derzeit drei weitere Deutsche in der Liga.
Man muss zu Markus Kuhn wissen, dass sein Körper nicht unbedingt für solche Sprinteinlagen geschaffen ist. Mit einer Körpergröße von 1,93 Meter und 137 Kilogramm Gewicht ist der 28-Jährige in erster Linie dafür verantwortlich, die Gegenspieler am vorbeilaufen zu hindern. Wie Pierre-Paul spielt Kuhn auf der Position des Defensive Ends, also als Verteidiger. Dass diese Spieler punkten, kommt relativ selten vor. So glaubte Pierre-Paul seinen Augen kaum zu trauen, als Kuhn mit ausgebreiteten Armen in die Endzone lief. „Ich dachte: ’Man, nicht Markus! Der ist doch eigentlich viel zu langsam’“, frotzelte Pierre-Paul nach dem Spiel.
Unweit von ihm stand Kuhn umringt von Reportern und Fernsehkameras und sollte erklären, wie er den Premierenmoment erlebte. „Als ich den Ball in der Hand hielt, dachte ich: ’Das gibt’s nicht! Das gibt’s nicht! Lauf los! Lauf, lauf lauf’“, sagte Kuhn. Seine Mitspieler hätten sich alle wahnsinnig für ihn gefreut, die Stimmung sei hervorragend gewesen.
Kein Wunder, nachdem Kuhn die Führung durch seinen Touchdown auf 16:0 ausgebaut hatte, konnten die Giants noch weiter punkten und gewannen 36:7. Es war der erste Sieg nach zuvor sieben Niederlagen in Folge. Wie die Tennessee Titans hatten die Giants bereits vor dem Spiel keinerlei Chancen, noch die Play-offs zu erreichen.
Markus Kuhn kämpfte sich mit großem Einsatz ins Team der New York Giants
Markus Kuhn spielt seit Herbst 2012 für die New York Giants. Wenige Monate zuvor hatte der traditionsreiche Klub noch die Meisterschaft, genannt Super Bowl, gewonnen. Seitdem geht es bergab, die aktuelle Saison wird als die dritte in Folge ohne Play-off-Teilnahme enden.
Kuhn trifft daran keine Schuld, er gehört zu den positiven Erscheinungen im Team. Nach seinem Kreuzbandriss 2012 kämpfte er sich zurück und bestritt in dieser Saison elf von dreizehn Spielen. Trainer Tom Coughlin mag Kuhns Einsatzbereitschaft und Wettkampfhärte, deshalb stellt er den aus Weinheim in Hessen stammenden Deutschen regelmäßig neben seinem Superstar Jason Pierre-Paul auf. Immer mit voller Intensität, hin und wieder an der Grenze des Erlaubten – so spielt Kuhn. Ihm wurde nichts geschenkt, dass er es überhaupt in die NFL geschafft hat, ist ein großer Erfolg.
Die Giants hatten ihn bei der jährlichen Talenteauswahl 2012 an Stelle 239 ausgewählt – von 253. Normalerweise schaffen es so spät gewählte Spieler nicht in die Kader und werden noch vor Saisonstart wieder entlassen. Nicht so Kuhn. Bereits auf dem College in North Carolina konnte er überraschen. In Ermangelung eines Agenten hatte er mit seinem Vater mehrere Hochschulen per Auto abgefahren und Klinken geputzt. North Carolina bot ihm schließlich ein Stipendium an und sollte seine Aufnahme nicht bereuen. Das Gleiche gilt für die New York Giants. Und das nicht nur wegen seines Touchdowns.
Sebastian Stier
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