Neuer Sportdirektor für RB Leipzig: Markus Krösche folgt auf Ralf Rangnick
Der ehemalige Paderborner Geschäftsführer Markus Krösche ist neuer Sportdirektor in Leipzig. Seinen Ex-Klub bringt er gleich als neuen Partner mit.
Sein Büro mit direktem Blick auf den Trainingsplatz räumt Ralf Rangnick für den neuen Sportdirektor Markus Krösche. Der langjährige Chefstratege trennt sich nicht nur räumlich, sondern auch vertraglich von RB Leipzig. Er soll als „Head of Sport und Development Soccer“ in einer übergreifenden Rolle im Fußball-Netzwerk des Getränkekonzerns Red Bull die Standorte in Leipzig, Brasilien und New York vernetzen und betreuen. „Wir müssen in eine Art Vorreiterrolle kommen, bevor andere Vereine in die Rolle kommen. Den Vorteil, den wir haben, schon von der Logistik her, müssen wir auf die Piste bringen“, meinte Rangnick am Dienstag in Leipzig.
Die Idee sei dem 60-Jährigen im Weihnachtsurlaub „unter der Dusche“ gekommen. „Da ist der Gedanke gereift, die neue Zielsetzung und Aufgabe, was die Weiterentwicklung von RB Leipzig betrifft. Die Aufgabe finde ich extrem reizvoll“, sagte Rangnick, der sich bereits nach neuen Räumlichkeiten umsieht. Lebensmittelpunkt soll für ihn Leipzig bleiben.
Nach sieben Jahren RB Leipzig mit zweimaliger Doppelrolle als Cheftrainer und Sportdirektor sowie zuletzt mit der erneuten Qualifikation für die Champions League und dem Erreichen des DFB-Pokalfinals sah er nun den Zeitpunkt für eine Veränderung gekommen. „Für mich war das Entscheidende: Ich bin ein Typ, der braucht klare Ziele“, betonte er. Nur alleine Sportdirektor „in dem großen Mikrokosmos RB Leipzig“ zu sein, hätte nur Entwicklungsschritte im kleinen Prozentbereich ermöglicht. Rangnick denke aber größer - wie der Konzern.
Der Kauf des brasilianischen Clubs CA Bragantino hat „meine Vorstellungen, was dort möglich ist, nochmal zusätzlich befeuert. Das wäre ja gelacht, wenn wir mit unserer Expertise, mit unserem Know-how und mit allem, was wir in den letzten sieben Jahre hier nachgewiesen haben, wenn wir es nicht schaffen würden, in den nächsten ein, zwei, maximal drei Jahren den Verein in die erste Liga zu bringen“, sagte Rangnick zu den Zielen mit dem Zweitligisten. Auch die „fantastische Arbeit“ bei Red Bull New York will er fortsetzen. „Was noch fehlt, ist der Gewinn des MLS-Titels“, betonte Rangnick. Er sieht „die Bedeutung und die Strahlkraft der Major League Soccer“ weiter wachsen.
Krösche folgt offiziell auf Rangnick
Pikant bleibt als neuer Fußballchef bei Red Bull die künftige Ausrichtung bezüglich des einstigen Leipziger Partnerclubs RB Salzburg. „Die sind komplett eigenständig und autark“, betonte Rangnick.
Der Vereinsjurist hörte die Worte gerne, immerhin mussten die Leipziger der Uefa vor der Premiere in der Königsklasse 2017 eine Entflechtung von den Salzburgern nachweisen. Im Reglement der Champions League dazu heißt es: „Niemand darf gleichzeitig, direkt oder indirekt, in irgendeiner Funktion oder mit irgendeinem Mandat an der Führung, der Verwaltung und/oder den sportlichen Leistungen von mehr als einem an einem Uefa-Klubwettbewerb teilnehmenden Verein beteiligt sein.“ Die Praxis sieht so aus: das Trainingscamp der Brasilianer findet in Österreich statt, wo Rangnicks jetziger Co-Trainer Jesse Marsch in Kürze neuer Salzburger Chefcoach wird.
Wohl auch, um rechtliche Konflikte zu vermeiden, ist Rangnick vertraglich bei RasenBallsport Leipzig raus. Die komplette sportliche Führung in Leipzig um Neu-Trainer Julian Nagelsmann wird erneuert. Sportdirektor wird der vorherige Paderborner Markus Krösche. Der 38-Jährige erhält bei den Sachsen einen Vertrag bis zum 30. Juni 2022. An seine Seite wird in den nächsten zwei, drei Wochen noch ein Sportlicher Leiter gestellt, quasi der Nachfolger von Jochen Schneider, der zum FC Schalke 04 gewechselt ist. Am 15. Juni will Rangnick der neuen Führung „die bestmögliche Mannschaft übergeben“.
Kooperation zwischen Leipzig und Paderborn
In seinem neuen Job strebt der Chefdenker dann einen „regelmäßigen Austausch mit Trainern und Sportdirektoren“ an allen Standorten an, um dank der „Synergieeffekte den Trainerstab, die Videoanalyse, das Thema Ernährung“ überall auf ein ähnliches Niveau zu bringen. Unterstützung bekommt Rangnick vom bisherigen Co-Trainer und Videoanalysten Lars Kornetka, der ebenfalls zum Konzern wechselt. Auch Chefscout Paul Mitchell soll Rangnicks Team in Kürze verstärken - die Gespräche laufen bereits.
Nicht ganz ohne Brisanz ist auch die angedachte „sportliche Kooperation“ mit Bundesliga-Aufsteiger SC Paderborn. Im Rahmen der Zusammenarbeit sei es denkbar, dass Spieler in Zukunft erst nach Paderborn ausgeliehen werden, bevor man sie nach Leipzig holt, erklärte Leipzigs Vorstandschef Oliver Mintzlaff. Die Zusammenarbeit mache auch deshalb Sinn, weil Krösche den Club gut kenne, betonte Mintzlaff. Die Kooperation beziehe sich unter anderem auch auf einen Austausch im Scouting-Bereich. Zu konkreten Inhalten der Vereinbarungen wollten sich die Paderborner auf Nachfrage nicht äußern. (dpa)