Großer Preis von Berlin: Markus Klug: Vom Schreibtisch auf die Galopprennbahn
Trainer Markus Klug hat eine außergewöhnliche Karriere hingelegt. In Hoppegarten geht er mit zwei Favoriten an den Start.
Auf zwei Pferde werden sich die Blicke besonders richten. Wenn am Sonntagnachmittag der 128. Große Preis von Berlin auf der Rennbahn Hoppegarten ansteht, werden die Fans vor allem auf die beiden von Trainer Markus Klug trainierten Galopper schauen. Einer ist der fünfjährige Titelverteidiger Dschingis Secret, der vom Holländer Adrie de Vries geritten wird. Der zweite ist der Derby-Sieger des vergangenen Jahres, der vierjährige Windstoß, geritten von Maxim Pecheur. Beide werden gegeneinander um die Siegprämie von 110 000 Euro des mit insgesamt 175 000 Euro dotierten einzigen Gruppe-I-Rennens auf der Berliner Bahn konkurrieren (ab 14 Uhr).
Neben dem Grand Prix finden am Wochenende auf der Galopprennbahn noch 17 weitere Rennen statt. Davon sind insgesamt drei sogenannte Listenrennen, in denen die besten Pferde unterhalb des Grand-Prix-Niveaus antreten. Doch der Saisonhöhepunkt in Berlin ist das Gruppe-I-Rennen, und die Stars dieses Rennens sind eben nicht nur Pferde, sondern auch ihre Trainer – vor allem einer.
Ursprünglich hatte Markus Klug sogar fünf Galopper für das Prestigerennen in Hoppegarten gemeldet, darunter den amtierenden Derby-Sieger Weltstar und mit Destino und Devastar zwei weitere Distanzspezialisten für das klassische Steherrennen über 2400 Meter. Doch zum Glück für die maximal fünf Konkurrenten am Sonntag treten diese Cracks aus dem Rennstall Kluges nicht an. Weltstar wird für den Großen Preis von Baden in drei Wochen geschont und die beiden anderen waren schon am vergangenen Sonntag in Düsseldorf gefordert, als Destino mit 2:24:07 Minuten eine der schnellsten Zeiten in Deutschland über die anderthalb Meilen gelaufen ist.
Versicherungskaufmann mit Hobby Galopprennsport
Das ist auch ein Erfolg des erfolgsverwöhnten Trainers Klug, dessen Karriere alles andere als selbstverständlich ist. Der 42-Jährige wurde im Kreis Rastatt geboren, und fast jeder, der dort aufwächst, schaut einmal in der Nahe gelegenen Rennbahn Iffezheim/Baden-Baden vorbei. So erlebte Klug also den Rennsport hautnah mit. Obwohl er niemals den Wunsch hatte, selbst Jockey zu werden, faszinierte ihn der Galopprennsport als solcher. Dieses Interesse verlor er auch nicht während seiner Tätigkeit als Versicherungskaufmann.
Der Galopprennsport wurde für Klug zunächst zu seinem Hobby, beruflich blieb er seinem gelernten Job treu. Aber er nutzte die Möglichkeit als privater Besitzertrainer einzusteigen. Diese können mit einer Handvoll Galopper durchaus erfolgreich sein, sind aber im Gegensatz zu Berufstrainern zum Beispiel meistens sportlich nicht so erfolgreich. Und so entschloss sich auch Markus Klug im Jahr 2010 dann doch, sein Hobby zum Beruf zu machen.
Seine Erfolgsgeschichte wäre ohne die Anstellung bei einem der berühmtesten und erfolgreichsten Gestüte und Rennställe in Deutschland kaum vorstellbar. Das 1924 von dem Fabrikanten Peter Paul Mülhens in Köln-Heumar gegründete Gestüt umfasst 250 Hektar und bietet für einen Trainer ideale Bedingungen. Welcher Trainer hätte dieses Angebot auch abgelehnt? Bei einem solchen Gestüt findet man nicht nur hervorragende Möglichkeiten vor, sondern am ehesten auch qualitativ hochwertige Vollblüter. Ohne die Leistung eines Trainers oder Jockeys unterschätzen zu wollen, gilt immer noch die alte Turfweisheit: Gute Rennpferde und gute Trainingsbedingungen machen gute Trainer und gute Jockeys; der Umkehrschluss ist schlichtweg falsch.
Sea The Moon siegt mit zehn Längen Vorsprung
Markus Klug hat dies kontinuierlich zu nutzen gewusst. Seit 2014, als er mit Sea The Moon das Deutsche Derby in Hamburg mit zehn Längen Vorsprung gewann, ist es für ihn immer weiter aufwärts gegangen. Den Sprung an die Spitze zu schaffen, ist mitunter ein schwieriger Prozess. Sich dort zu halten, ist aber noch schwieriger.
Am Wochenende kann er in Hoppegarten erneut beweisen, wie gut er sich weiterentwickelt hat, muss dafür aber mit seinen beiden herausragenden Pferden vor allem den einzigen Gast aus England, Best Solution, aus dem Stall von Sheikh Mohammed aus Dubai besiegen.
Ulrich Nickesen
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