1. FC Union zu Gast beim 1. FC Köln: Markus Anfang ist der Bessermacher
Der 1. FC Köln will nach dem Abstieg sofort zurück in die Bundesliga. Dafür greift Trainer Markus Anfang zu neuen Methoden.
Sämtliche Trainer des 1. FC Köln in der jüngeren Vergangenheit, vom Wiener Peter Stöger über den Hamburger Holger Stanislawski bis zum Norweger Stale Solbakken, stimmten regelmäßig Hymnen auf den Verein an: diese Tradition, diese Stadt, diese Fans, dieses Stadion – und so weiter. Da viele Kölner ihre Stadt für den Nabel der Welt halten, hören sie solche Schmeicheleien gern von Zugereisten. Markus Anfang hingegen muss nichts dergleichen erzählen.
Der Coach, der aus Kiel kam und mit dem 1. FC Köln den sofortigen Wiederaufstieg in die Bundesliga schaffen soll, wurde 1974 im Kölner Norden geboren. Er kennt seine Heimatstadt und ihre Befindlichkeiten und weiß, was ihn erwartet. „Der Schritt von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt“ sei in Köln nicht allzu groß, stellte er unlängst fest.
Nach dem geglückten Saisonauftakt mit dem 2:0 in Bochum tendiert die Stimmung selbstverständlich in Richtung himmelhochjauchzend. Zumal der mitabgestiegene Konkurrent Hamburger SV den Start mit einem 0:3 gegen Holstein Kiel versemmelte. „Neu-Anfang geglückt“, wortspielte der „Express“. Und natürlich erwarten alle einem weiteren Erfolg im ersten Heimspiel gegen den 1. FC Union am Montag (20.30 Uhr/live bei Sky).
Dabei war der Sieg gegen Bochum, erkämpft bei ungefähr 40 Grad am Mittag, keine Demonstration der neuen Kölner Stärke, sondern eher ein glücklicher Erfolg. Der Gegner nutzte seine Chancen nicht, schoss freundlicherweise aber ein Eigentor. Die Taktik, die Anfang den Kölner Profis verordnet hatte, hielten sie nicht immer ein – und am Ende mussten sie mit zehn Mann auskommen, da Jorge Meré mit Gelb-Rot vom Platz flog. „Wir haben den Kampf angenommen und uns mit viel Einsatz den Sieg verdient“, bilanzierte Anfang, der aber spielerische Fortschritte erwartet.
Taktik-Unterricht und Dolmetscher
Der 44-Jährige ist ein System-Trainer und Anhänger des Ballbesitz-Fußballs, er favorisiert das System 4-1-4-1. Vom ersten Trainingstag an erhielten die Spieler Taktik-Unterricht. Dem Kolumbianer Jhon Cordoba, der in der Abstiegssaison für 17 Millionen aus Mainz kam, wurde dabei sogar ein Dolmetscher zur Seite gestellt. „Er bringt ein System mit, das ein Bessermacher-System ist. Wenn man es einmal kennengelernt hat, ist man darauf fixiert“, sagt Mittelfeldspieler Dominick Drexler, der dem Coach aus Kiel nach Köln gefolgt ist.
Im Training geht es beim FC lauter zu als in anderen Zeiten. Wenn die Spieler nicht tun, was Anfang sich vorstellt, brüllt er gern mit kölschem Zungenschlag über den Platz. „Ihr seid nicht taubstumm“, war unlängst zu hören. Es missfiel ihm, dass die Spieler auf dem Feld nicht laut kommunizierten. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete, im Trainingslager in Kitzbühel sei Anfang einmal mit einer Tüte Halsbonbons in der Hand vom Platz gegangen. Das Geschenk eines Fans, der sich um die Stimme des Übungsleiters sorgte.
Mit Horn und Hector
Mit seiner robusten Art hatte Anfang in Kiel Erfolg, er führte den Verein von der Dritten in die Zweite Liga – und verabschiedete sich mit der verlorenen Relegation zur Bundesliga gegen den VfL Wolfsburg. In Köln hat er einen starken Zweitliga-Kader, zu dem erstklassige Profis wie Timo Horn und Jonas Hector gehören. So gibt es nur ein Ziel: den sechsten Aufstieg der Klubgeschichte.
Um sich dafür Beistand von oben zu sichern, veranstaltet der FC vor dem ersten Heimspiel wie in den vergangenen Jahren einen Fangottesdienst im Kölner Dom. Am Montag um 16.30 Uhr, auch die Berliner Fans seien, wie es heißt, herzlich eingeladen. Dabei wird traditionell die kölsche Hymne „Mer stonn zo dir FC Kölle“ gesungen. Anders als seine Vorgänger kann Anfang mitsingen – ohne vorher zu üben.