Nach der Dopingsperre: Maria Scharapowa meldet sich mit Sieg zurück im Tenniszirkus
Nicht alle Kolleginnen sind über ihre Rückkehr begeistert, aber das Turnier in Stuttgart kann es kaum erwarten, Maria Scharapowa wieder spielen zu sehen.
Es gibt nicht viele Sportlerinnen, die Aufmerksamkeit erregen, wenn sie beim SV Sillenbuch 1892 trainieren. In dem Stuttgarter Klub, der vor allem den Breitensport fördern will, bereitete sich Maria Scharapowa in den vergangenen Tagen auf ihr erstes Tennisspiel seit Langem vor. Hinter zugezogenen Gardinen. Auf der Anlage des großen Stuttgarter Damen-Turniers konnte sie noch nicht trainieren, denn erst seit Mittwoch darf sie wieder offiziell ihrem Beruf als Tennisspielerin nachgehen. 15 Monate war die Russin wegen Dopings gesperrt.
Es ist der spektakulärste Dopingfall im Tennis, auch weil Scharapowa die Nummer eins der Weltrangliste war und alle vier Grand-Slam-Turniere gewonnen hat. Jetzt ist sie also wieder da in dem Betrieb, der oft Tenniszirkus genannt wird, und hat am Mittwoch ihr erstes Spiel erfolgreich absolviert. Die 30-Jährige gewann 7:5, 6:3 gegen die frühere US-Open-Finalistin Roberta Vinci aus Italien und zog damit ins Achtelfinale ein.
Zugleich verdeutlicht ihr Fall, wie komplex das Thema Doping ist. Sie einfach als Täterin abzustempeln, wäre zu viel, sie als Opfer darzustellen, wiederum zu wenig. Das liegt an der Substanz, mit der sie aufgeflogen ist. Das Herzmedikament Meldonium war jahrelang erlaubt, irgendwann tauchte es jedoch auf der Verbotsliste auf. Das hat Scharapowa nach eigener Aussage nicht mitbekommen. Nach ihrer positiven Dopingprobe zog sie sich auch nicht zurück, sondern versuchte in einer Pressekonferenz alle Fragen zu beantworten. Der Internationale Tennis-Verband sperrte sie dennoch gleich für zwei Jahre. Der Internationale Sportgerichtshof verkürzte das Strafmaß jedoch später auf 15 Monate, schließlich sei das Verbot der Substanz nicht ausreichend kommuniziert worden.
Dass Scharapowa nun am Tag nach Ablauf ihrer Sperre in Stuttgart spielt, ist ebenfalls so eine Sache. Kolleginnen kritisieren, dass man ihr den Wiedereinstieg unnötig erleichtert habe. Die Weltranglistenfünfte Simona Haleb sagte: "Als Vorbild für den Nachwuchs ist es nicht gut, wenn eine Dopingsünderin eine Wildcard bekommt." Scharapowa hat schließlich gerade keine Weltranglistenposition, um in Stuttgart zu starten. Also hat ihr Turnierdirektor Markus Günthardt eine Wildcard gegeben. Das kann er gleichwohl gut erklären. „Sie hat vier Mal bei uns gespielt und drei Mal gewonnen. Aber das Wichtigste: Sie hat hier jedes Mal in jedem Spiel ihre Seele auf dem Platz gelassen, hat die Fans begeistert und mitgerissen.“
Auch in Madrid und Rom wird sie eine solche Wildcard erhalten. Die 30-Jährige hat jetzt noch einmal eine ganz neue Motivation, zu zeigen, wie gut sie Tennis spielen kann.