Eishockey-Nationalmannschaft: Marco Sturm und der Diskolauf in Dingolfing
Eishockey-Bundestrainer Marco Sturm testet mit seiner Mannschaft noch zwei Mal, dann tritt er mit dem Nationalteam zur Weltmeisterschaft an.
Marco Sturm wirkte in den Wochen nach dem olympischen Erfolg der Eishockey-Nationalmannschaft meist entspannt. Den Rummel nach dem Gewinn der Silbermedaille von Südkorea nahm er gern hin, die viele Auftritte im Fernsehen machten ihm Spaß. „Ich versuche, alle Termine wahrzunehmen“, sagte der Bundestrainer. „Neuland ist das für mich nicht, ich kenne so etwas aus Nordamerika.“ Wer so lange in der National Hockey-League (NHL) unterwegs war wie der einst flinke Angreifer, der weiß, worauf es im Profieishockey ankommt. Aber Sturm lässt sich noch überraschen, so geschehen am Montag in seinem niederbayrischen Heimatstädtchen. In Dingolfing ist zu Ehren des Bundestrainers die örtliche Eishalle in „Marco-Sturm-Eishalle“ getauft worden. Sturm war bei der Zeremonie und sprach gerührt: „Auch wenn ich in Landshut im Nachwuchs aufgewachsen bin, ist Dingolfing meine Heimatstadt. Vielleicht war ich hier nicht im Eishockey tätig, aber ich war jeden Montag beim Diskolauf in dieser Halle.“
Den gestiegenen Bekanntheitsgrad wird Sturm, jetzt auch Ehrenbürger von Dingolfing, in den kommenden Tagen allerdings weniger genießen. Schließlich weiß er, wie wichtig die Konzentration auf die kommende Woche in Dänemark beginnende Weltmeisterschaft für sein Team ist. Denn ein schwacher Auftritt der deutschen Mannschaft würde womöglich ein wenig vom Glanz des in Pyeongchang gewonnen olympischen Silbers verblassen lassen. Am Mittwoch (19:25 Uhr, live auf Sport1+ und im Livestream auf Sport1) haben Sturms Spieler vor der WM noch ein Testspiel gegen Dänemark in Vojens – der Gastgeber der WM ist dann in Herning auch erster Turniergegner der Deutschen. Am Freitag testet die deutsche Mannschaft dann noch gegen Aufsteiger Südkorea, bei der WM vierter Vorrundengegner der Deutschen. Die USA, Norwegen, Finnland, Lettland und Kanada werden die übrigen Gruppengegner von Sturms Mannschaft sein.
Es lief ganz ordentlich bislang in der Vorbereitung für das DEB-Team
Bislang war die Vorbereitung der Deutschen solide: Einen Sieg und eine Niederlage gab es gegen Russland, zwei Niederlagen gegen die Slowakei und zwei Erfolge gegen Frankreich. Allerdings mit einer deutschen Mannschaft, die so nicht bei der WM antreten wird. Noch wartet Sturm auf zehn Spieler aus der Finalserie der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), in deren Rahmen am Dienstag Spiel sechs in Berlin stattfand und die nun nach dem Sieg der Eisbären Berlin gegen Red Bull München erst am Donnerstag entschieden wird). Und dann kommt ja auch noch Verstärkung aus Nordamerika; mit Dennis Seidenberg (New York Islanders) und Korbinian Holzer (Anaheim) stoßen nach Leon Draisaitl (Edmonton) zwei weitere Profis aus der NHL zum Team. Allerdings fehlen Sturm nach den Rücktritten von Christian Ehrhoff und Marcel Goc ganz wichtige Spieler in Dänemark. „Die beiden waren meine verlängerten Arme auf dem Eis“, sagt Sturm. Natürlich sei es bitter, dass er nun ohne sie auskommen müsse.
Da mit dem Nürnberger Patrick Reimer (Rücktritt) und dem Kölner Felix Schütz (nicht so ganz klar, warum er fehlt) zwei weitere erfahrene Recken fehlen, ist das Nationalteam wohl für die WM nicht stärker besetzt als zuletzt bei den Olympischen Winterspielen. Aber Sturm, schon jetzt erfolgreichster Bundestrainer aller Zeiten, hat ja schon bewiesen, dass er nicht immer die nominell besten Spieler braucht, um etwas zu gewinnen. NHL-Jungstar Draisaitl findet es jedenfalls „unglaublich gut“, was Sturm schon erreicht hat mit dem Team. Zwei WM-Viertelfinalteilnahmen und ein Finale bei Olympia, das ist tatsächlich eine hübsche Bilanz und sie ist dies nicht nur für die Deutschen. Eishockeynationen wie die Schweizer oder etwa Finnen hätten da gerne getauscht in den jüngsten zwei Jahren.
Allerdings bringt der Erfolg auch mit sich, dass die Gegner nun die Deutschen anders wahrnehmen werden als noch vor ein paar Jahren. Marco Sturm ist sich dessen bewusst und sagt: „Wir werden aber alles dafür tun, uns unter den ersten acht Teams zu etablieren.“ Mehr erwartet ja auch keiner erst einmal. Und wenn das Team im Viertelfinale steht, ist ohnehin alles möglich. Das ist seit Südkorea ja bekannt. Einziges Problem bei einem weiteren großen Erfolg des deutschen Eishockeys wäre: Eine zweite Eishalle in Dingolfing gibt es nicht, da müssten sie sich dann vielleicht in Landshut Gedanken wegen einer Umbenennung zugunsten des Bundestrainers machen.