Straffes Programm für Alba Berlin: Louis Olinde genießt sein Privileg
Louis Olinde spielt seit einem halben Jahr bei Alba und hat seine Rolle im Team gefunden. Der 22-Jährige passt gut in das System – und träumt von der NBA.
Louis Olinde ist ein entspannter Typ und das hört man auch am Telefon. „Moin!“, meldet sich der Flügelspieler von Alba Berlin am freien Montag und offenbart sofort seine hanseatische Herkunft. In intensiven Wochen wie diesen ist ein Tag ohne Training oder Spiel eine Seltenheit, der 22 Jahre alte Hamburger macht aber nicht den Eindruck, unter dem enormen Pensum zu leiden.
„Durch Corona kann man sowieso nicht viel unternehmen. Da ist es schön, wenn man einen Grund hat, aus dem Haus zu kommen“, sagt Olinde und schiebt einen Satz hinterher, der die größte Qualität seiner Mannschaft erahnen lässt. „Es ist ein Privileg, dass wir Basketball spielen dürfen und ich jeden Tag meine Freunde sehe.“
Wenn Alba am Mittwoch (20 Uhr, Magentasport) in der Arena am Ostbahnhof das Euroleague-Spitzenteam ZSKA Moskau empfängt, ist es bereits das elfte Spiel in diesem noch jungen Kalenderjahr und das 35. in dieser Saison.
Solch ein Programm kann nicht nur physisch eine unglaubliche Belastung sein, auch für die zwischenmenschlichen Beziehungen in der Mannschaft ist es eine große Probe. Schließlich sehen die Spieler ihre Mannschaftskameraden momentan häufiger als ihre Familien. Da hilft es, wenn man es nicht nur mit Kollegen, sondern auch mit Freunden zu tun hat.
Olinde ist erst im Sommer aus Bamberg nach Berlin gewechselt. Alba hätte ihn schon 2016 gerne verpflichtet, Olinde entschied sich jedoch für die seinerzeit noch dominanten Franken. Vier Jahre später hat es nun doch geklappt und die Eingewöhnung bei Alba fiel ihm mit seinem positiven Naturell nicht schwer. „Hier gibt es eine besondere Kultur, eine besondere Teamchemie und ich habe das Gefühl, dass ich schon zwei, drei Jahre hier bin“, sagt Olinde.
[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräteherunterladen können]
Auch sportlich ist er in Berlin voll angekommen. Nachdem ihn eine Leistenverletzung im Herbst wochenlang außer Gefecht gesetzt hatte, hat Olinde seine Rolle mittlerweile gefunden. In der Bundesliga spielt er mit durchschnittlich 23:36 Minuten mehr als jeder andere Alba-Profi und auch in der Euroleague erhält er viel Einsatzzeit.
„Es ist wichtig für mich, dass ich in einem Team bin, das auf junge Spieler setzt und in dem ich auch Fehler machen darf“, sagt Olinde und nennt Trainerlegende Aito Garcia Reneses als ein Argument für den Wechsel nach Berlin.
Mit seinen Qualitäten passt der zweifache deutsche Nationalspieler hervorragend zu Albas Spielstil. Aus der Distanz trifft er solide, seine Stärken hat er offensiv aber vor allem, wenn es schnell geht. In der Defense kann er durch seine Beweglichkeit sowie die langen Arme fast jede Position verteidigen, holt Rebounds, Steals und Blocks.
Ein bisschen mehr Muskelmasse würde bei 87 Kilo verteilt auf 2,05 Meter sicher ganz guttun, insbesondere weil Olinde noch von dem großen Sprung in die NBA träumt. Ganz so einfach ist es aber nicht. „Ich muss dabei aufpassen, dass ich meine Vorteile nicht verliere“, sagt er. „Ich bin sehr beweglich und das ist für mein Spiel wichtig.“
[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen: leute.tagesspiegel.de]
Bei Olindes Entwicklung ist sowohl körperlich als auch spielerisch noch Luft nach oben. Mit Reneses hat er dafür den perfekten Lehrmeister, aber auch bei seinen Teamkollegen versucht er sich so viel wie möglich abzuschauen, vor allem bei Kapitän Niels Giffey. „Niels ist jemand, der wie ich auf der Drei und der Vier spielt und sehr selbstlos ist“, sagt Olinde.
Sportliche Tipps kann sich der 22-Jährige aber auch zu Hause in Hamburg abholen. Seine Mutter Ursula spielte früher in der Zweiten Liga, sein in den USA geborener Vater Wilbert wurde in den Achtzigern mit Göttingen sogar drei Mal Deutscher Meister. „Ich war dauernd in der Halle und habe schon immer Basketball gespielt. Natürlich prägt einen das“, sagt Olinde. Vielleicht macht ihm Albas straffer Spielplan deshalb nicht sonderlich viel aus.