zum Hauptinhalt
Abwehrorganisator. Julian Zenger ist stets in der Annahme gefordert.
© Zuma Press/Imago

EM-Halbfinale der Volleyballer: Libero Julian Zenger: Ohne Angst

Im Mai spielte Julian Zenger noch mit der U21, jetzt ist er Stammlibero im Nationalteam und hat großen Anteil am Einzug der Deutschen ins EM-Halbfinale.

Von Johannes Nedo

Natürlich kann es im Sport mit Entwicklungsschritten schnell gehen. Aber so schnell? Das hatte Julian Zenger niemals erwartet. „So ganz habe ich das alles noch nicht realisiert“, sagt er. In der vergangenen Saison spielte der 20-Jährige noch beim Talentteam des VCO Berlin und trainierte während der Play-offs als dritter Libero beim VfB Friedrichshafen mit. Dreieinhalb Monate später ist er bei der Volleyball-Europameisterschaft in Polen der Stammlibero der deutschen Nationalmannschaft und bestreitet am Samstag in Krakau das Halbfinale gegen Serbien (17.30 Uhr/live auf sport1.de). „Es ist schon optimal gelaufen für mich in diesem Sommer“, betont Zenger.

Ende Mai spielte er in Berlin mit der U21 noch die Qualifikation für die Junioren-WM, und weil sich der etatmäßige zweite Nationalmannschaftslibero Leonhard Tille verletzte, reiste Zenger danach kurzfristig zum Team von Bundestrainer Andrea Giani und gehörte in Frankreich beim ersten Qualifikationsturnier für die WM 2018 zum Kader – als zweiter Libero hinter dem Friedrichshafener Markus Steuerwald. Weil Steuerwald dann für die World League und das zweite WM-Qualifikationsturnier nicht zur Verfügung stand, um Zeit mit der Familie zu verbringen, rückte Zenger auf und ist seither die Nummer eins, auch bei der EM.

Bundestrainer Giani ist begeistert von Zenger

„Die vergangenen drei Monate haben mir extrem viel gebracht“, sagt er. Allerdings musste Zenger, der seit April nebenbei internationale Betriebswirtschaftslehre studiert, mit dem Nationalteam auch einige Rückschläge verkraften. Zum ersten Mal seit 2002 verpassten die Deutschen die WM und auch der angestrebte Aufstieg in der World League misslang. „Das hat uns alle sehr beschäftigt. Ich habe mir natürlich auch Gedanken gemacht, inwieweit ich als junger Stammlibero mitverantwortlich war“, betont Zenger.

Bundestrainer Giani rückte jedoch auch vor der EM nicht von ihm ab und ist von dessen Talent voll überzeugt. „Ich wusste, dass es für ihn auf diesem hohen Niveau auch mal schwierig wird, aber er hat eine tolle Einstellung. In diesem Sommer hat er sich enorm verbessert“, sagt der Italiener. „Julian ist ein sehr interessanter Libero. Er ist sehr stark in der Annahme und in der Organisation der Abwehr. Und was ich besonders an ihm schätze: In den schwierigen Momenten hat er keine Angst. Julian wird in Zukunft einer der besten Liberos der Welt sein.“

Seine Mitspieler kannte er vorher nur aus dem Fernsehen

Davon ist auch Lukas Kampa überzeugt. „Julian macht das sensationell. Er ist eher ein ruhiger Typ, bringt aber viel positive Energie mit und lässt nie den Kopf hängen“, sagt der Kapitän der Nationalmannschaft. Schon als Zenger im Vorjahr bei drei Testspielen seine ersten Einsätze im Nationalteam hatte, habe er sofort einen besonderen Eindruck hinterlassen, sagt Kampa. „Da rauschte ein Angriffsschlag mit 120 Kilometern pro Stunde auf ihn zu und er hat ihn mit seiner ersten Aktion abgewehrt.“ Auch wenn Zenger beim Viertelfinalsieg gegen Tschechien etwas nervös gewesen sei. „Wir können uns extrem auf ihn verlassen“, betont Kampa.

Dieses Vertrauen der erfahrenen deutschen Spieler wie Kampa, Georg Grozer oder Denis Kaliberda, die Zenger vorher nur aus dem Fernsehen kannte, hilft ihm sehr. „Das steigert natürlich das Selbstbewusstsein“, sagt Zenger, der in nächsten Saison bei den United Volleys Rhein-Main in Frankfurt spielen wird. Für das EM-Halbfinale gegen die favorisierten Serben gibt er die Losung aus: „Alles ist möglich.“ Er hat das in diesem Sommer ja selbst erlebt.

Zur Startseite