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Lewis Hamilton kann bei Mercedes bereits auf zahlreiche Siege zurückblicken. Und der Brite will noch einige folgen lassen.
© Martin Rickett/PA Wire/dpa

Formel 1: Lewis Hamilton und Mercedes: Es ist Liebe

Lewis Hamilton verlängert mit viel Pathos seinen Vertrag bei Mercedes bis 2020. Es ist auch ein Signal an sein Team.

Von David Joram

Rosa Herrero Venegas ist normalerweise eine auskunftsfreudige Frau, als Pressebeauftragte von Mercedes muss sie das sogar sein. Angesprochen auf die wahrscheinliche Vertragsverlängerung Lewis Hamiltons schwieg sie aber am Donnerstagvormittag. Die Verkündung sollte ja erst am Nachmittag erfolgen, möglichst durch den Protagonisten selbst. Venegas schritt also zügig durchs bunte Hockenheimer Fahrerlager, zielgenau hielt sie auf das weniger bunte Pressezelt zu, ein paar Zettel in den Händen haltend, wo draufstand, wann die Journalisten denn nun Hamilton befragen durften, den in Silber fahrenden Formel-1-Piloten. Dass der Brite bei dieser Gelegenheit seine Treue zum schwäbischen Rennstall kundtun würde, galt als sicher. Es kam dann auch so – allerdings war schon zuvor alles gesagt, besser: geschrieben, worden.

Was Venegas zur Mittagszeit noch nicht ausplaudern durfte, erledigte Hamilton zwischen Mittagspause und Pressekonferenz selbst: Über den Kurznachrichtendienst Twitter gab er bekannt, weiterhin in einem Mercedes über die Rennstrecken der Welt rasen zu wollen. Selbstverständlich formulierte Hamilton die frohe Kunde etwas blumiger, erinnerte an seine Anfänge bei Mercedes 1998, an die großartige Unterstützung, die Liebe und den Schutz, den er in all den Jahren dort erfahren habe. „Unglaublich stolz“ sei er auf das gemeinsam Erreichte – und gespannt auf die Zukunft.

Hamiltons Vertragsverlängerung ist auch ein Signal

Faktisch gesehen heißt das: Lewis Carl Davidson Hamilton, viermaliger Formel-1-Weltmeister, bleibt Mercedes bis Ende 2020 erhalten. So steht es in seinem neuen Vertrag. Nur will Hamilton die Dinge selten faktisch betrachten. Als am Nachmittag schließlich die auf Venegas’ Zettel angekündigte Pressekonferenz stattfand, unterstrich Hamilton seinen Sinn fürs große Ganze eindrucksvoll. „Es ist eine ganz besondere Reise für mich, voller Erfahrungen. Ich bin sehr stolz, Teil dieser Familie zu sein.“ Und weiter: „Um ehrlich zu sein: Die Energie, die Atmosphäre hier, es ist Liebe.“

Während Hamilton fast schon staatsmännisch redete, zeigte der Bildschirm hinter ihm schöne Bilder von ihm; wie er strahlend mit seinem Rennanzug posiert, auf den Mercedes-Stern seines Autos zeigt, wie er Motorsport-Chef Toto Wolff und Teamkollege Valtteri Bottas umarmt. Schöne Bilder eben, dazu ein besinnlicher Hamilton: „Ich habe das Museum in Stuttgart besucht, ich kenne die Entwicklung von Mercedes, das Erbe, vom Bau des ersten Autos bis heute. Ich bin stolz, ein Teil dessen zu sein.“ Das gefällt der Mercedes-Familie, die derzeit darunter leidet, dass Ferrari – zuletzt ausgerechnet auf Hamiltons Heimstrecke Silverstone – deutlich besser abschnitt. Die in Hockenheim verkündete Verlängerung Hamiltons soll nun auch ein Signal an das Team sein.

Vom Pathos des Briten scheint längst auch der Rennstall infiziert, allen voran Wolff, der sagte: „Das meiste zu Lewis als Formel-1-Fahrer ist bereits gesagt – er ist einer der Größten in der Geschichte des Sports und seine Rekorde sprechen für sich.“ Und es stimmt ja auch: Kein Fahrer in der 112-jährigen Mercedes-Geschichte war je erfolgreicher als Hamilton. Nach dem WM-Titel 2008 im McLaren holte er seit 2013 drei weitere mit Mercedes, 44 seiner 65 Rennsiege feierte er in einem Mercedes. Gut möglich, dass Hamilton noch die Rekordmarke von Michael Schumacher (91 Siege) knackt.

Hamilton ist eine Weltmarke

Doch Hamilton ist weit mehr als ein brillanter Rennfahrer. Er ist vor allem eine Weltmarke. Und passt deshalb so gut zu Mercedes, das den 33-Jährigen mit ausgeprägten Vorlieben für Mode und Glamour gerne als Werbeträger nutzt.

Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter folgen dem Briten 5,2 Millionen Menschen. Sie bekamen zuletzt unter anderem mit, wie Hamilton in Island mit einem Geländewagen durchs Wasser fräst. 22 Sekunden ist der Clip lang. 117.000 Klicks. Wer Hamilton auf Twitter folgt, folgt auch seiner beträchtlichen Hundeschar. Coco ist offenbar sein Liebling und badet gerne im Planschbecken. 205.000 Klicks. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Das tut der weltweiten Imagepflege gut, Hamiltons – und der von Mercedes. In Hockenheim wollen sie nun auch sportlich wieder ihr Image aufpolieren. Im Kampf um die WM-Wertung, die derzeit Sebastian Vettel anführt, wäre auch dies ein starkes Signal.

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