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Das Trikot gibt es erst mal nicht. Läuft blöd für Leon Draisaitl.
© dpa/Franson

Eishockey - NHL: Leon Draisaitl ins Farmteam abgeschoben

Vor einem Jahr wurde er als das größte deutsche Talent aller Zeiten gefeiert, ein Jahr später scheint der Weg in die NHL für die Kölner irgendwie verbaut.

Die Saison hat noch gar nicht begonnen, da muss Leon Draisaitl schon einen bitteren Rückschlag hinnehmen. Der Eishockey-Nationalspieler hatte in seinem zweiten Jahr in der nordamerikanischen Profiliga NHL auf den Durchbruch bei den Edmonton Oilers gehofft. Doch am Montag fehlte sein Name im 23 Spieler umfassenden NHL-Aufgebot der Kanadier. Statt dessen muss das 19 Jahre alte Stürmertalent einen neuen Anlauf über die unterklassige AHL machen. Denn die Oilers schicken Draisaitl vorerst in ihr Farmteam Bakersfield Condors.

Dabei war der deutsche Hoffnungsträger davon überzeugt, ein Lehrjahr im kompromisslosen NHL-Business sei genug. Er wollte ein dauerhafter Profi in der besten Liga der Welt werden. „Ich denke auf jeden Fall, dass es ein wichtiges Jahr für mich ist und dass es um einen wichtigen Schritt in meiner Karriere gehen kann“, hatte er der Deutschen Presse-Agentur vor dem Saisonstart am Donnerstag in St. Louis gesagt.

„Wir dürfen nicht vergessen: Er ist immer noch ein sehr, sehr junger Spieler“, sagte der neue Bundestrainer und NHL-Veteran Marco Sturm über die Erwartungshaltung an Draisaitl. Der junge Nationalspieler gab sich vor dem Saisonstart abgeklärt, vor einem Jahr hatte er alles aufregender empfunden. „Es hilft auf jeden Fall sehr, dass ich alles schon einmal mitgemacht habe“, erklärte er. „Ich bin ein Jahr älter, ich bin ein Jahr erfahrener.“
Doch nun macht er bereits seine zweite negative Erfahrung. Schon im vergangenen Jahr versetzten die Oilers den Kölner nach den ersten 37 Spielen in der NHL von Edmonton zurück zu den Junioren. Ein Erfolgsteam angelte sich den Deutschen - und Draisaitl ragte heraus. Mit den Kelowna Rockets gewann er den Titel in der WHL.

Im Memorial Cup um die kanadische Meisterschaft machte er trotz der Final-Pleite als Topscorer und wertvollster Spieler auf sich aufmerksam. Der Schritt zurück sollte sich für ihn als lehrreicher Umweg erweisen, hoffte er. Nun muss er abermals einen Abstecher machen, um an sein Ziel zu kommen. „Ich möchte mich etablieren“, unterstrich Draisaitl schon vor Bekanntgabe des Edmonton-Aufgebots. Er verwies auch auf sein junges Alter und die vielen Jahre, die ihm noch bleiben. Die Bürde, die er als Teenager trägt, ist gewaltig. Es wird nichts Geringeres von ihm erwartet, als dass er zu einem deutschen Eishockey-Superstar reift. „Er ist für uns und unsere Zukunft auf jeden Fall ein sehr, sehr wichtiger Spieler“, sagte der deutsche NHL-Rekordspieler Sturm. Schon in weniger als zwei Jahren könnte Draisaitl für den Deutschen Eishockey-Bund als Anführer einer Generation antreten, die das Nationalteam bei der Heim-WM vertritt.

Auch in Nordamerika hat Draisaitl große Erwartungen geschürt. Die Oilers - einst Club der kanadischen Legende Wayne Gretzky - suchten sich ihn bei der Talente-Draft im Sommer 2014 schon an dritter Stelle aus. So früh wurde nie zuvor ein Deutscher gezogen.
Edmonton hat vor der Saison sein Team stark verändert, um die tristen Jahre ohne Playoff-Teilnahme zu beenden. Es kamen der langjährige Trainer der San Jose Sharks, Todd McLellan, der frühere Boston-Generalmanager Peter Chiarelli - und Neuzugänge auch für Draisaitls Position. „Edmonton ist vielleicht ein etwas schwächeres Team, aber es sind sehr viele gute junge Spieler da. Das macht es dort für ihn auch schwieriger“, urteilte Sturm. Draisaitl stufte den Konkurrenzkampf „auf jeden Fall größer“ ein als zuvor.
Der Deutsche, eigentlich Center, hätte auch jede andere Position gespielt. „Wo auch immer ich gebraucht werde oder wo der Trainer mich spielen sehen will, damit muss ich zurecht kommen“, meinte Draisaitl professionell. Als Konsequenz des Ausfalls seines Teamkollegen Jordan Eberle für den Saisonauftakt hatte das Toptalent selbstbewusst klargestellt: „Nun ist es mein Job und der von anderen, zuzulegen, und mich zu beweisen.“ Diese Chance bekommt er erst einmal nicht. (dpa)

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