zum Hauptinhalt
Abgeschoben. Leon Draisaitl darf erst einmal nicht mehr in der NHL für Edmonton spielen.
© dpa

Kommentar: Kein Grund zum Zweifeln

Leon Draisaitl wird von den Edmonton Oilers zurück in die Juniorenliga geschickt. Das ist nur ein kurzfristiger Rückschritt. Auf lange Sicht wird sich der Deutsche in der NHL durchsetzen, glaubt unser Autor.

Die Abende in der National Hockey League (NHL) sind für Leon Draisaitl erst einmal vorbei. Die Edmonton Oilers haben ihn wieder zurück in ihre Nachwuchsabteilung beordert, abgeschoben nach unten. Gerade ihn, den sie vor der Saison schon als Dritten in der jährlichen Talenteziehung gewählt hatten.

Gewiss, es gibt angenehmere Nachrichten für einen jungen Eishockeyspieler, vor allem wenn die Erwartungen so hoch sind wie an Draisaitl. Ein Karriererückschritt oder gar Karrierebruch ist die Rückversetzung aber nicht. Natürlich sind Draisaitls Zahlen kritikwürdig, zwei Tore und sieben Vorlagen sind zu wenig für einen Hochveranlagten wie ihn. Aber er ist gerade erst 19 Jahre alt geworden, es gibt nur wenige, die es in diesem Alter überhaupt in die beste und härteste Eishockey-Liga der Welt schafften. Normalerweise rücken die Talente erst mit Anfang 20 von den Junioren- in den Profikader auf. Das wird auch Draisaitl wieder gelingen, vielleicht schon in wenigen Wochen. Die Spiele gegen Gleichaltrige werden ihm gut tun und wieder Selbstvertrauen geben. Das hatte zuletzt gelitten beim schlechtesten Team der NHL.

Bei den Oilers zu spielen ist derzeit nicht leicht – gerade für Nachwuchsspieler. Das Team verfügt über einige Hochtalentierte wie Draisaitl, Taylor Hall oder Ryan Nugent-Hopkins, doch es fehlt an sportlich herausragenden Führungsspielern, an denen sich die Jungen orientieren können. Edmonton zählt für die meisten Profis zu den unattraktivsten Standorten der Liga, der am nördlichsten gelegene Klub der NHL scheitert jedes Jahr an dem Vorhaben, namhafte Profis im besten Alter in die Stadt zu locken. Stars wie Dany Heatley wehrten sich in der Vergangenheit mit allen Mitteln gegen ein Engagement in Edmonton. Zu kalt und zu hässlich die Stadt, zu erfolglos der Klub, hieß es.

Wie wichtig eine homogene, funktionierende Mannschaft für einen jungen Spieler ist, zeigt das Beispiel Tobias Rieder. Der spielt für die Arizona Coyotes eine weit bessere Saison als Draisaitl in Edmonton, obwohl Rieder von Fachleuten deutlich weniger Talent attestiert wurde. Übrigens wurde Rieder einst auch von den Edmonton Oilers gedraftet, dann aber nach Arizona abgegeben. Das wird Draisaitl nicht passieren, dafür ist der Klub zu überzeugt von seinen sportlichen Fähigkeiten – trotz der vorübergehenden Versetzung in die Juniorenliga.

Zur Startseite