Mitgliederversammlung bei Hertha BSC: Lauter Unmut, dünner Applaus
Die Mitglieder von Hertha BSC zeigten sich am Dienstagabend wenig einverstanden mit der sportlichen Saisonbilanz der Klub-Verantwortlichen. Im Mittelpunkt des Unmuts stand vor allem Manager Michael Preetz.
Der Applaus fiel denkbar dünn aus, als Michael Preetz gleich zu Beginn ans Mikrofon gebeten wurde. Immerhin, es gab Applaus. Im weiteren Verlauf der Mitgliederversammlung von Hertha BSC sollte es nicht schöner werden für den Manager der Berliner. Drei Tage nach Herthas glücklichem Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga grummelte es an der Basis gewaltig, und im Mittelpunkt des Unmuts stand vor allem Michael Preetz. Der für das Sportliche verantwortliche Geschäftsführer wurde so heftig angegangen wie lange nicht – und das obwohl die Saison für die Berliner noch halbwegs glimpflich ausgegangen ist.
Sogar der Vorsitzende des Ältestenrates bemängelte die Transferpolitik der vergangenen Saison: „Hier haben wir nicht das Optimale erreicht“, sagte er. „Lieber Michael, ich hoffe, dass es dir gelingt, eine bessere Quote zu erreichen.“ Vor allem aber offenbarte sich eine erhebliche Diskrepanz in der Bewertung der abgelaufenen Saison zwischen den Verantwortlichen auf der einen Seite und einem großen Teil der Mitglieder auf der anderen. Als Preetz feststellte, „dass wir zum dritten Mal hintereinander unser Saisonziel erreicht haben“, gab es lauten Unmut.
Mit Pal Dardai werde man sich in Kürze einigen, so Preetz
Trotzdem sagte Herthas Manager: „Auch künftig funktioniert Fußball-Bundesliga für Hertha BSC nur mit Realismus. Ich halte nichts davon, von Dingen zu reden, die nicht realistisch sind.“ Auch in der nächsten Saison wird Hertha nicht nach den Sternen greifen. Präsident Werner Gegenbauer kündigte eine Platzierung „zwischen Platz zehn und dem Relegationsplatz“ an und verteidigte Preetz gegen die Kritik: „Ich halte ihn nach wie vor für den richtigen Mann am richtigen Platz.“
Diese Überzeugung hat die Vereinsführung auch bei Trainer Pal Dardai, der an diesem Abend den meisten Applaus einheimste. Preetz erklärte, dass er bereits mit Dardai über eine Weiterbeschäftigung gesprochen habe. Mit einer Einigung ist nach seinen Ausführungen in Kürze zu rechnen. Die Entscheidung, Jos Luhukay im Februar zu entlassen und stattdessen Dardai zum Cheftrainer zu befördern, „war absolut notwendig“, sagte Preetz. Herthas Manager dankte Luhukay noch einmal ausdrücklich. Nach dem Wintertrainingslager habe sich gezeigt, „dass sich die Gemeinsamkeiten zwischen Mannschaft und Trainerteam aufgebraucht haben“.
Hertha plant mit Pokalrunde drei
Für die neue Saison plant Hertha mit Einnahmen von 78,8 Millionen Euro. Dem stehen Ausgaben von 78,4 Millionen Euro gegenüber. Der Personaletat steigt auf 37,5 Millionen Euro (nach 31 Millionen Euro im Vorjahr). Finanzgeschäftsführer Ingo Schiller kalkuliert mit einem Ertrag von 40 Punkten, mit einem Schnitt von 49.300 Zuschauern und Platz 15 in der Fernsehgeldtabelle. Wie wacklig solche Planungen sind, zeigt der Posten TV-Geld. Steigt der Karlsruher SC über die Relegation gegen den Hamburger SV in die Bundesliga auf, macht Hertha in der Fernsehgeldtabelle sogar noch einen Platz gut und bekäme 1,3 Millionen Euro mehr.
Obwohl Hertha noch keinen neuen Hauptsponsor gefunden hat, ein möglicher Partner laut Schiller noch nicht einmal identifiziert ist, sind die zu erwartenden Einnahmen (etwas höher als bisher) bereits in den Etat eingespeist. Dass Hertha zudem mit der dritten Runde im Pokal plant, gab Schiller zwar am Mittag bei einer Pressekonferenz bekannt, in seinem Bericht vor den 1500 stimmberechtigten Mitgliedern verschwieg er das aber lieber. Vielleicht fürchtete er, dass diese Nachricht angesichts Herthas notorischer Pokalschwäche nur zu unangemessener Heiterkeit führen würde.