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Auf dem Sprung nach Wolfsburg. Innenverteidiger John Anthony Brooks wechselt vermutlich zum VfL.
© Manfred Thomas
Update

Planung für die neue Bundesliga-Saison: Lauter Bestmarken für Hertha BSC

Hertha BSC präsentiert vor der Mitgliederversammlung Planzahlen für die nächste Saison. Neben einem Rekordumsatz und einem Rekord-Spieleretat winkt nun auch eine Rekordablöse für John Anthony Brooks.

Gut hundert Meter dürften zwischen der Geschäftsstelle von Hertha BSC und dem Medienraum des Klubs auf dem Olympiagelände liegen. Als Ingo Schiller, der Finanzgeschäftsführer des Berliner Fußball-Bundesligisten, sich am Dienstagmittag auf den kurzen Weg machte, musste er einen Regenschirm aufspannen, weil sich gerade ein Gewitter über dem Berliner Westen entlud. Es schüttete, aber Schiller nahm die Unbilden des Wetters humoristisch. „Schützt mich vor dem Geldregen!“, rief er.

Das war durchaus doppeldeutig zu verstehen. Wenige Stunden vor Herthas Mitgliederversammlung am Dienstagabend präsentierte Schiller den Medien vorab die Planzahlen für die Saison 2017/18. Der Klub geht von einem Rekordumsatz (122,6 Millionen Euro) und einem Rekord-Spieleretat (47 Millionen Euro) aus. Dazu steht den Berlinern wohl ein Rekordtransfer bevor. Innenverteidiger John Anthony Brooks wird den Klub, für den er schon im Nachwuchs gespielt hat, in diesem Sommer verlassen und zum VfL Wolfsburg wechseln. Die Ablöse soll 20 Millionen Euro betragen.

Nach allem, was man hört, dürfte Brooks am Montagabend ziemlich aufgeregt gewesen sein, als sein künftiger Arbeitgeber gegen Eintracht Braunschweig um den Verbleib in der Bundesliga spielte. Vom Ausgang der Relegation hing auch seine berufliche Zukunft ab. Schon am Morgen danach sickerte die Meldung durch, dass der 24-Jährige zum VfL wechseln werde. Fix ist der Transfer bislang noch nicht, doch Michael Preetz sagte am Dienstagabend auf der Mitgliederversammlungs: „Es wird in den nächsten Tagen zu einem Wechsel von John Anthony Brooks kommen. Ich möchte mich recht herzlich bei ihm für seinen Einsatz im Trikot von Hertha BSC bedanken.“ Auch das Präsidium hat den Wechsel schon genehmigt.

Hertha hat Angst vor überzogenen Erwartungen

Brooks hatte seinen Vertrag zwar erst vor anderthalb Jahren bis 2019 verlängert, intern aber hatte Hertha mit seinem vorzeitigem Abgang und einer entsprechenden Ablöse spekuliert. Der Rekorderlös würde Sportgeschäftsführer Michael Preetz die Kaderplanung erleichtern. Denn trotz der Qualifikation für die Europa League und der Mehreinnahmen durch den neuen Fernsehvertrag kann sich Hertha in diesem Sommer erst einmal keine außergewöhnlichen Anschaffungen leisten. Das sähe nach einem Verkauf von Brooks ein bisschen anders aus.

Finanzgeschäftsführer Schiller wollte auf Nachfrage zwar nicht bestätigen, dass sein Kollege Preetz den Transfererlös komplett für Verstärkungen in die Mannschaft verwenden dürfe; er sagte aber immerhin, man werde gemeinsam nach Lösungen suchen, um das Geld „möglichst sinnvoll auszugeben“.

Generell haben sie bei Hertha gerade ein bisschen Angst vor überzogenen Erwartungen – sowohl was Neuverpflichtungen angeht als auch das Abschneiden in der kommenden Saison, wenn die Mannschaft zum ersten Mal mit der zusätzlichen Belastung durch die Europa League zurechtkommen muss. Die finanzielle Kompensation durch die Europa League ist überschaubar.

Der Mehrertrag in Schillers Planungen liegt zwar bei mehr als 20 Millionen Euro im Vergleich zur Vorsaison, allerdings sei das auf den Fernsehvertrag zurückzuführen, von dem auch alle anderen Bundesligisten profitieren. „Wir erleben gerade eine Parallelverschiebung“, sagte Schiller.

Auch bei Sponsoren zahlt sich der sportliche Erfolg aus

Trotzdem: In der Fernsehtabelle hat Hertha einen Satz auf Platz acht gemacht, der dem Klub laut Schiller „Zusatzeinnahmen ungeplanter Art“ eingebracht hat. Auch bei den Sponsoren zahlt sich der sportliche Erfolg aus. Durch Prämien für die Europapokalqualifikation generiert Hertha höhere Einnahmen. Allein vom Hauptsponsor soll es 1,5 Millionen Euro zusätzlich geben. Dazu ist Schiller zuversichtlich, vor Beginn der neuen Saison einen Ärmelsponsor gewinnen zu können.

Insgesamt plant Herthas Geschäftsführer für die neue Spielzeit mit einem Gewinn von einer halben Million Euro. Das war auch in der Vergangenheit schon so, ehe es am Ende dann doch ein Minus zu verkünden gab. Zuletzt im November für das Geschäftsjahr 2015/16, als der Verlust acht Millionen Euro betrug. Was aus den Planungen für 2017/18 am Ende geworden sein wird, wird Ingo Schiller im November 2018 bekannt geben. „Ich bin sehr optimistisch, dass es uns im nächsten Jahr gelingt, ein ausgeglichenes Ergebnis zu erzielen“, sagte er. Vielleicht hat dann auch John Anthony Brooks, zumindest indirekt, einen Teil dazu beigetragen.

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