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Frohe Weihnachten? Trainer Jens Keller (M.) und seine Mannschaft sind mit der Hinserie nicht ganz zufrieden.
© dpa

Zweite Bundesliga: Lässt Union den Aufstieg liegen?

Die Berliner haben die beste Hinrunde ihrer Geschichte gespielt – aber vergeben oft leichtfertig Punkte. Das könnte sich am Ende rächen.

Wie sehr die Erwartungshaltung beim 1. FC Union Berlin in den vergangenen Monaten gestiegen ist, wurde nach dem 1:1 gegen Greuther Fürth so richtig sichtbar. Nicht durch die Zuschauer, die feierten ihre Mannschaft so, wie sie es immer tun: lautstark, überschwänglich. Vielmehr waren es die Spieler und der Trainerstab, die ihre Enttäuschung über das Resultat nicht verbergen konnten. „Mir ist völlig unklar, wie wir so ein Spiel noch hergeben konnten“, brummte Toni Leistner. Dabei hätte gerade er allen Grund gehabt, die Dinge etwas freundlicher zu sehen. Erst dieser Tage kam sein erstes Kind, ein Mädchen, zur Welt und dann war er es auch noch, der Union mit einem herrlich anzuschauenden Kopfball in Führung brachte. Aber Leistner grummelte nur: „Wir werden in der Winterpause einiges aufzuarbeiten haben.“

Gemessen an den 28 Punkten, die Union in der Hinrunde holte, würden viele Vereine in der Zweiten Liga wohl nur zu gern die Sorgen der Berliner haben. Doch Union ist der breiten Masse entwachsen. Dass man gegen den Angstgegner Fürth immerhin einen Zähler holte, wollte niemanden milde stimmen. „Wir haben einfach schon zu viele Punkte leichtfertig liegengelassen“, sagte Leistner. Womit er nicht unrecht hat.

Überlegen geführte Spiele wie gegen Fürth, Düsseldorf oder zu Saisonbeginn gegen Dresden und Bielefeld konnte Union nicht gewinnen. So fehlen in der Endkonsequenz wichtige Punkte. Trotz der besten Hinrunde der Vereinsgeschichte gehen die Berliner als Fünfter mit mindestens vier Punkten Rückstand zu den direkten Aufstiegsplätzen in die Rückrunde. Am Ende werden die verlorenen Punkte gegen vermeintlich schwächere Mannschaften wohl entscheidend sein. Die anderen Spitzenmannschaften Braunschweig, Stuttgart und Hannover, die derzeit vorn liegen, leisteten sich deutlich weniger Ausrutscher.

„Wir wollen uns jetzt erholen, alles analysieren und dann in der Rückrunde durchstarten“, sagt Stephan Fürstner. Natürlich sei es eine gute Hinrunde gewesen, aber zu einhundert Prozent glücklich wirkte auch er nicht. Ein Punkt aus den letzten zwei Spielen war allen Berlinern zu wenig. Intern hatte sich die Mannschaft das Ziel gesetzt, mit 30 Punkten in die Winterpause zu gehen. Daraus wurde nun nichts.

Ein bisschen war es bei Union wie beim anderen Berliner Profiklub Hertha BSC in diesem Halbjahr. Sobald man das Gefühl hatte, ganz vorn dabei zu sein, folgte ein sportlicher Dämpfer. Ärgerlich aus Sicht des 1. FC Union, weil die Mannschaft gerade in den Duellen mit den direkten Konkurrenten zeigte, dass sie Potenzial für mehr besitzt. Braunschweig und Hannover wurden besiegt, gegen Stuttgart gab es ein Unentschieden – allerdings fanden alle Spiele in der Alten Försterei statt, wo Union traditionell schwer zu bezwingen ist.

Kommt ein neuer Stürmer?

Die nötige Klasse, um bis zum Schluss um den Aufstieg mitzuspielen, ist trotz des schweren Auswärtsprogramms vorhanden. Nur muss Union konstanter werden. Vor allem als Torjäger Collin Quaner gegen Ende der Hinrunde nicht mehr so zuverlässig traf wie noch im Herbst, sank die Punktausbeute. Interessant ist die Situation im Angriff ohnehin. Weil bei Philipp Hosiner nach seinem Lungenkollaps nicht absehbar ist, wann er wieder eingesetzt werden kann, müssen die Verantwortlichen entscheiden, ob sie im Winter nicht versuchen sollten, einen weiteren Stürmer zu verpflichten. Außer Quaner und Hosiner bietet der Kader keine wirklichen Alternativen fürs Angriffszentrum.

Auf anderen Positionen stehen Trainer Keller für die zweite Saisonhälfte mehr personelle Möglichkeiten zur Verfügung. Benjamin Kessel, Raffael Korte und Maximilian Thiel dürften dann wieder fit sein, auch Michael Parensen ist nach ausgeheiltem Fußbruch zum Trainingsauftakt am 3. Januar wieder dabei. Kurz darauf reist Union ins Trainingslager nach Spanien, ehe die Rückrunde am 27. Januar mit einem Heimspiel gegen Bochum beginnt. Anschließend geht es gegen Dresden und Bielefeld. Alles Mannschaften, die in der Tabelle hinter den Berlinern stehen – und allein deshalb gefährlich sind.

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