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Michel Platini könnte seinen Turniermodus ruhig mal mit Zwangsbesuchen im Stadion ausbaden. Aber leider kennt die Uefa das Verursacherprinzip nicht.
© dpa

Der gesperrte Ex-Uefa-Präsident: Lasst Michel Platini den Turniermodus vorlesen!

Michel Platini hat die EM ihren schrägen Modus und ihr fades Niveau zu verdanken. Doch das muss er sich leider nicht im Stadion anschauen.

Die alten Seilschaften im Fußball funktionieren so gut wie nie zuvor, das zeigt sich gerade bei dieser EM. Die Funktionäre des europäischen Fußball-Verbands Uefa versuchen Tag um Tag den Eindruck zu erwecken, sie würden sich in verdunkelten Sitzungszimmern einschließen, um mit tiefen Stirnfalten darüber zu beraten, ob ihr ehemaliger Chef Michel Platini vielleicht doch noch ein, zwei Spielchen dieser EM in seinem Land anschauen darf. Ob sie ein bisschen Gnade vor Recht walten lassen gegen den Gesperrten. Und zögern damit die einzig gerechte Strafe hinaus, die es für Michel Platini geben könnte.

Platini hätte von Anfang an dabei sein müssen bei dieser EM. Wozu gibt es schließlich das Verursacherprinzip?

Er hätte dazu verdonnert werden müssen, alle Vorrundenspiele dieser EM im Stadion anzuschauen. Ohne Sitznachbarn, mit denen er über die Vorstellung der Russen hätte lästern können, oder mit denen er ein Schwätzchen hätte halten können, während Albanien und Rumänien sich ums Weiterkommen balgten. Ohne Smartphone natürlich auch, auf dem er sich zwischendurch mit einem Chat mit Sepp Blatter abgelenkt hätte. Stattdessen die Augen immer geradeaus auf den Rasen, bis der letzte Spieler in der Kabine verschwunden ist. Aber der Fußball ist leider nicht gerecht. Platini hat die Spannung und die Qualität des Turniers verscherbelt, um Uefa-Präsident zu werden. Um seine Wahl zu sichern, hatte er den kleineren Verbänden mehr Startplätze für die EM versprochen und so das Turnier von 16 auf 24 Mannschaften aufgepustet. Gemunkel zufolge kommt Platini vielleicht zum Halbfinale nach Marseille ins Stadion, was laut Uefa trotz Sperre möglich wäre. Er käme also dann, wenn es bei diesem Turnier endlich um etwas geht, wenn einmal Fußball auf WM-Niveau gespielt wird.

Vier der sechs Gruppendritten ziehen weiter über Los in die K.o.-Runde ein. Im Grunde reichen zum Weiterkommen schon ein paar lausige Pünktchen, zusammengekickt mit Verhinderungsfußball. Da bekommt der Begriff sichere Drittstaaten noch mal eine ganz andere Bedeutung.

Ständig konnte man sich während der Vorrunde fragen, ob die EM-Qualifikation eigentlich schon vorbei ist oder ob sie nicht vielleicht doch noch läuft. Und manchmal war so wenig los vor den Fernsehern in den Kneipen, als ob erstmals schon in der Gruppenphase Ruhetage eingebaut worden sind. Noch etwas hätte sich die Sportgerichtsbarkeit übrigens für Michel Platini ausdenken können. In jedem Stadion des Turniers hätte er vor dem Spiel auf dem Rasen den Modus vorlesen sollen, den mit den Gruppendritten, wie die Achtelfinals zustande kommen, gegen wen denn nun der Dritte der Gruppe B spielt und gegen wen der aus der Gruppe F. Möglich sind 15 verschiedene Konstellationen. Dabei hätte alles so einfach sein können und so gut, wenn es nicht im Fußball so viel um Seilschaften ginge.

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