Unsere Fragen an den 33. Bundesliga-Spieltag: Landserrhetorik beim FC Schalke 04?
Warum Horst Heldt neuerdings Stahlhelm trägt, weshalb Jürgen Klopp nicht daran denkt, in Wolfsburg heulend auf dem Platz zu stehen und was es mit Gerrit Wegkamp auf sich hat, beantwortet Stefan Hermanns in seinen Fragen an den Spieltag.
Wo wird es sentimental?
In Wolfsburg jedenfalls nicht. Auch wenn Jürgen Klopp dort sein vorerst letztes Auswärtsspiel mit Borussia Dortmund bestreiten wird. Dass der Trainer des BVB deshalb von Rührung übermannt wird und ihm mit dem Schlusspfiff die Tränen in die Augen schießen, das ist ein Szenario, das Klopp wohlweislich ausschließen kann: „Dass ich in Wolfsburg heulend auf dem Platz stehe, weil ich dieses Stadion nicht mehr sehen werde, kann ich mir schwer vorstellen.“ Zum Glück für alle Freunde der Rührseligkeit gibt es in dieser Saison ja noch ein weiteres Spiel zwischen Dortmund und Wolfsburg. Da werden dann ganz sicher Tränen fließen. Das Berliner Olympiastadion ist ja auch viel schöner als die Arena in Wolfsburg.
Was macht eigentlich Gerrit Wegkamp am Samstag?
Vermutlich wird er mit der U 23 des FC Bayern München beim SV Schalding-Heining in der Regionalliga Bayern antreten. Wegkamp, 22 Jahre alt, ist Stammspieler in der zweiten Mannschaft der Münchner und mit 15 Treffern in 32 Einsätzen auch ihr erfolgreichster Torschütze. Vielleicht spielt er am Samstag aber auch mit den Bayern-Profis in Freiburg. Bei Pep Guardiola weiß man ja nie, ob er zum Ende der Super-Super-Saison nicht noch ein paar Super-Super-Jungs aus dem eigenen Farmteam zum Bundesligadebüt verhilft wie zuletzt Rico Strieder und Lukas Görtler. Die Konkurrenten im Abstiegskampf wittern bereits Wettbewerbsverzerrung. Und selbst Christian Streich, der Trainer der Freiburger und mögliche Nutznießer, will am Samstag weder eine B- noch eine C-Mannschaft der Bayern auf dem Platz sehen. Allerdings aus humanitären Gründen: „Mir würd’s nicht gefallen, wenn man mich als B- oder C-Person bezeichnen würde.“
Welche Serie ist in Gefahr?
Borussia Mönchengladbach arbeitet sich gerade erfolgreich an den Achtzigern ab. Am vergangenen Wochenende gelang den Gladbachern der erste Bundesliga-Heimsieg gegen Bayer Leverkusen seit dem Fall der Mauer, an diesem Samstag nehmen sie gegen Werder Bremen ihre nächste schwarze Serie in Angriff. Am 21. März 1987 gewannen sie 7:1 im Weserstadion, es war bis heute ihr letzter Sieg in Bremen. Borussias heutiger Manager Max Eberl besuchte damals noch die Mittelstufe, Platz eins der deutschen Single-Charts belegte „Stay“ von Pierre Cosso und Bonnie Bianco, und Helmut Kohl war gerade zum ersten Mal als Bundeskanzler im Amt bestätigt worden.
Was hilft im Abstiegskampf?
Hertha BSC hat es in der vergangenen Woche mit einem gemeinsamen Kaffeeklatsch versucht – mit mäßigem Erfolg. Generell aber scheint es nicht verkehrt zu sein, den sportlichen Existenzkampf nicht allzu verkniffen anzugehen. „Man darf zwischendurch mal lachen“, hat Uwe Hünemeier vom SC Paderborn jetzt verraten. Und Hamburgs Trainer Bruno Labbadia empfiehlt seinen Spielern vor dem Abstiegsduell in Stuttgart: „Bei aller Ernsthaftigkeit müssen wir Freude für dieses Spiel entwickeln.“ Der HSV und Freude am Spiel? Okay, jetzt alle mal lachen.
Und sonst?
Hilft bei Schalke offenbar nur noch die gute alte Landserrhetorik, obwohl der Klub gar nichts mit dem Abstiegskampf zu tun hat. Hauptfeldwebel Horst Heldt hat vor dem Spiel gegen den SC Paderborn den Befehl erteilt: Wir müssen den Stahlhelm aufziehen und die Fans mit Leistung zurückgewinnen. Fragt sich nur: in welcher Disziplin? Im Schützengrabenbuddeln? Oder Handgranatenweitwurf? Fußball mit Stahlhelm auf dem Kopf gestaltet sich jedenfalls schwierig.