Eisbären empfangen Hamburg Freezers: Krise? Welche Krise?
Nachdem es zuletzt daheim weniger gut lief, wurden auch die jungen Spieler der Eisbären kritisiert. Den Sportlichen Leiter Stefan Ustorf ärgert das sehr.
Die "Zwei" stand in den jüngsten vier Heimspielen der Eisbären - auf der Habenseite. Jeweils zwei Tore erzielten die Berliner gegen Düsseldorf, Ingolstadt, Straubing und dann am Freitag beim 2:5 gegen München. Nun reichen zwei erzielte Treffer im Eishockey allerdings nur jedes vierte Spiel zum Sieg. Gegen Straubing gewannen die Berliner vor einer Woche 2:1, statistisch gesehen sind sie auf Kurs. Die anderen drei Spiele gingen nämlich verloren, die Heimbilanz aus den jüngsten vier Spielen lautet: 8:19 Tore und nur drei Punkte. Eine Bilanz, die den Sportlichen Leiter Stefan Ustorf nicht erfreut. Höflich formuliert er: "Wir haben zuletzt nicht so gespielt, wie wir uns das vorgestellt haben."
Natürlich hofft Ustorf, dass die Mannschaft am Sonntag im letzten Spiel vor der Nationalmannschaftspause wieder "ihr wahres Gesicht" zeigt. Die Hamburg Freezers, zuletzt mit zwei Siegen und nun als Tabellenneunter leicht im Aufwind, werden ab 17.45 Uhr in der Arena am Ostbahnhof (ServusTV überträgt das Spiel live) etwas gegen dieses wahre Gesicht machen wollen - aber selbst wenn die Eisbären noch mal in ihr Unheil Rennen sollten, akuten Handlungsbedarf sieht Ustorf vor dem Transferschluss in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) am 14. Februar nicht. "Ich kann weder sagen, dass wir noch einen Spieler holen oder sagen, dass wir keinen Spieler holen."
Zwischen den Zeilen klingt bei Ustorf allerdings durch, dass der Kader wohl nicht mehr aufgestockt wird. Er sagt: "Ich habe zu 100 Prozent Vertrauen die Mannschaft." Es sei doch grundfalsch die Eisbären nun zu kritisieren, dass sie zu viele junge Spieler einsetzen würden. "Was ich mir da schon alles anhören musste, ist unglaublich. Wir spielen mit drei jungen deutschen Verteidigern und sind nach 43 Spieltagen Tabellenzweiter." Da verbiete sich Kritik an der Mannschaft von selbst. Eine Anspielung wohl auch drauf, dass Jonas Müller mit zwei Fehlern die ersten beiden Gegentore am Freitag begünstigte - allerdings hat gerade Müller mit seinen erst 20 Jahren auch schon sehr viele sehr gute Spiele gehabt in dieser Saison. Doch da ahnte Trainer Uwe Krupp wohl auch schon, was passieren würde, wenn es mal nicht so läuft bei Müller. Von wegen Fallhöhe. "Jonas ist ein guter junger Spieler, der muss jetzt nicht zu sehr hochgejubelt werden", sagte Krupp von ein paar Wochen.
Alle jammern über schwachen Nachwuchs - doch wer ihm eine Chance gibt, wird kritisiert
Es ist eben so. Ganz Eishockeydeutschland jammert über den Status Quo des deutschen Eishockeys und wenn dann ein Team in der höchsten Liga dem Nachwuchs eine Chance gibt, dann muss ein Trainer damit rechnen, dass er bei der ersten kleinen Krise dafür im negativen Sinne verantwortlich gemacht wird. Wobei es dann ja auf dem Eis oft gar nicht so ist, dass nur die jungen Spieler versagen. Uwe Krupp brachte am Freitag beim 2:5 gegen München den jungen Angreifer Sven Ziegler erst als schon alles gelaufen war.
Einen Autokorso für die beste Förderung des deutschen Nachwuchses werden sich weder die Eisbären noch sonst ein Klub in der Deutschen Eishockey-Liga verdienen - so eine fette Party gibt es selbstverständlich nur für den Meistertitel. Und den wollen sich die Eisbären zwar in dieser Saison verdienen - vielleicht haben sie ihn sogar verdient aufgrund ihrer erstaunlichen Renaissance unter Krupp. Aber eine Überraschung wäre es allemal, in dieser Saison mit den jungen Verteidigern: Wenn die Talente an ihren Aufgaben wachsen, dann ist das in jedem Fall eine Investition in die Zukunft.
Das kennen die Eisbären ja aus ihrer Vergangenheit: Ein Frank Hördler war auch erst 18 Jahre alt, als er den erfahrenen Rob Leask nach dessen Kreuzbandriss vertreten musste, bei seinem ersten von sieben Meistertiteln war Hördler dann 20 Jahre alt.