Trainer mit Bamberg im Basketball-Finale: Kreativer Kopf und Koch: Andrea Trinchieri im Porträt
Mit Bamberg will der Italiener Andrea Trinchieri heute das dritte Finale gegen den FC Bayern und am Ende die Basketball-Meisterschaft gewinnen. Wir haben den streitbaren Trainer in Berlin getroffen.
Andrea Trinchieri isst sehr gerne. Das ist dem Basketballtrainer anzusehen, der Italiener ist ein korpulenterer Vertreter seiner Zunft. Aber Trinchieri kocht auch sehr gerne. In seinem Lieblingsrestaurant in Bamberg darf er auch mal in die Küche und sich sein eigenes Menü zusammenstellen. „Kochen und Coachen ist das Gleiche“, sagt Trinchieri, „du bekommst Zutaten an die Hand und musst das beste Gericht daraus machen.“
Bislang geht sein Rezept auf. Seine Mannschaft, die Baskets Bamberg, stehen in der Finalserie um die Deutsche Meisterschaft, deren drittes Spiel am heutigen Sonntag in Franken stattfindet (19 Uhr, live bei Sport1). Dass es gegen den FC Bayern 1:1 steht, liegt auch an Trinchieris Mut zu ungewöhnlichen Zutaten, einem Schuss Psychologie etwa. Beim zweiten Spiel in München am vergangenen Mittwoch fragte er seine Spieler nach einer schlechten ersten Hälfte in der Kabine: „Wer will Basketball spielen? Der soll aufstehen.“ Alle Spieler standen auf und gewannen noch. „Nun ist es eine Serie Best of three“, sagt der Italiener über die maximal drei verbleibenden Spiele.
Trinchieri genießt den Ruf, ein kreativer Kopf zu sein. Dass die Bamberger vergangenen Sommer den Eurocup-Trainer des Jahres aus Kasan verpflichteten, galt als Coup. Das ist auch dem 47-Jährigen bewusst. Bei einem Treffen in einem Berliner Hotel lehnt Trinchieri sich oft im Sessel zurück und lauscht seinen Antworten hinterher, selbst wenn es nur eine abgedroschene Phrase war. „Ich bräuchte zehn Tage, um meine Basketball-Philosophie zu erklären“, ist einer dieser Sätze, aus denen sehr großes Selbstbewusstsein klingt.
Da ist es vielsagender, Trinchieri an der Seitenlinie zu beobachten. Bambergs Geschäftsführer Rolf Beyer sagte schon bei der Verpflichtung, allein der neue Trainer werde das Eintrittsgeld wert sein. Schnell war zu sehen, warum: Wild springt der verschwitzte kleine Mann mit der zotteligen Mähne, dem Vollbart und der Kastenbrille auf und ab, schnauzt seine Spieler laut und rau zusammen. Eine Zeitung maß bei einem Spiel seinen Puls, 174 war der Spitzenwert. „Ich dachte, ich käme auf 200“, lautet die typische Trinchieri-Reaktion. „Trainer wie ich oder Sasa Obradovic gehören eben nicht der Schule Mahatma Ghandis an.“
"Ihr Deutschen benutzt zu viele Kräuter in der Tomatensoße"
Dabei sei er schon ruhiger geworden, sagt Trinchieri, aber er sei eben Perfektionist. So hat der Mailänder sich ohne Profi-Erfahrung nach oben gecoacht, als dritter Assistent bei Olimpia Milano war er anfangs noch dafür zuständig, die Spieler vom Flughafen abzuholen. In Bamberg ist zu sehen, dass all die folgenden Trainer-des-Jahres-Trophäen in Italien und im Eurocup nicht von ungefähr kamen. Obwohl die Franken im Sommer fast den kompletten Kader austauschten und mit Daniele Baiesi auch einen italienischen Sportdirektor verpflichteten, führte Trinchieri die Baskets auf Platz eins der Hauptrunden-Tabelle, blieb bis zum ersten Finale gegen Bayern zu Hause ungeschlagen und unterlag im Pokalfinale knapp Oldenburg.
„Wir wollen uns Schritt für Schritt verbessern, da darf man im ersten Jahr nicht zu viel erwarten“, wehrt der Coach dennoch zu hohe Erwartungen ab. Obwohl Bamberg nach Bayern das zweithöchste Budget zur Verfügung hat, ist der Titel noch kein Muss in diesem Jahr.
Trinchieri kommt in der Ansprache der Spieler zugute, dass er mehrere Sprachen fließend spricht, da sein Vater gebürtiger US-Amerikaner ist und seine Mutter Kroatin. „Ich spreche ein bisschen von allen Sprachen“, sagt er unbescheiden.
Wer von Trinchieri eine ernste Antwort möchte, sollte ihn auf das Kochen ansprechen. „Ihr Deutschen benutzt zu viele Kräuter in der Tomatensoße“, sagt er, „es kommt auf die Balance des Geschmacks an.“ Und wie lautet das Rezept für eine erfolgreiche Basketballmannschaft? Athletik, Härte, Lernbereitschaft, das eigene Ego zurückstellen und Teamchemie, zählt Trinchieri auf. Um ein gutes und einfaches Rezept zu erklären, braucht es dann doch nicht zehn Tage.
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