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Mit Bodenhaftung. Union feiert das 4: 0 durch Joel Pohjanpalo, der Torschütze war erst Sekunden zuvor eingewechselt worden.
© Nordphoto/Imago

Der 1. FC Union feiert seinen höchsten Sieg in der Bundesliga: Köpenick wie es singt und lacht

Die Berliner feiern beim 4:0-Sieg gegen Mainz 05 ein rauschendes Fest und deuten an, was künftig noch alles möglich sein kann

Kaum hatte Joel Pohjanpalo den Ball ins Tor gestupst, da lag schon die halbe Mannschaft des 1. FC Union in einem Haufen auf dem Boden. Zuerst war der finnische Nationalspieler bei seinem Torjubel mit Grischa Prömel kollidiert, und als die beiden umfielen, warfen sich die anderen Spieler einfach oben drauf. Für einen freudvollen Augenblick lagen sie einfach da auf dem Köpenicker Rasen, während die Alte Försterei über ihnen bis in die Dachsparren tobte.

Für Pohjanpalo war es der perfekte Einstand. Der Stürmer war erst zwei Tage zuvor in Berlin angekommen und erst 35 Sekunden zuvor eingewechselt worden, als er zum ersten Mal im Union-Dress traf. Mit dem wohl zweitschnellsten Debütanten-Tor der Bundesliga-Geschichte machte er auch den Deckel drauf an einem historischen Abend für den 1. FC Union. Der 4:0-Erfolg gegen Mainz war der höchste Sieg der Köpenicker in der Bundesliga. Es war das erste Mal, dass sie in der ersten Liga an einem Freitag gewinnen konnten. Und es war vor allem auch ein Zeichen, dass Urs Fischers Mannschaft die Balance zwischen Fortschritt und Stabilität so langsam gefunden hat.

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„Es war ein überragender Moment“, sagte Pohjanpalo später und bedankte sich dafür auch bei den Fans. „Es waren nur knapp 5000 hier, aber es war wie vor 20.000“, sagte der Finne. Nach dem Testspiel gegen Nürnberg und dem Dämpfer gegen Augsburg durften die Fans am Freitag zum ersten Mal seit der Wiedereröffnung des Stadions wirklich in jene kollektive Euphorie verfallen, nach der sich jeder Fußballfan sehnt. Nach Pohjanpalos Tor sangen die Unioner spöttisch über den Karneval und verfielen in Party-Stimmung. Unterstützen brauchten sie ihre Mannschaft an diesem Abend eher nicht nicht mehr. Man konnte sie einfach feiern.

Schon vor dem Spiel gab es ein Gefühl, dass Union gegen kriselnde Mainzer die Chance hatte, endlich in die Saison durchzustarten. Dass der Klub diese Chance unbedingt nutzen wollte, sah man schon in der ersten Sekunde, als Max Kruse direkt nach Anpfiff wie ein Grundschüler auf dem Sportfest lossprintete. Er jagte den Ball zwar vergeblich, aber mit seinem Eifer setzte er trotzdem den Ton für eine energische Mannschaftsleistung.

Kruse war es auch, der den ersten Schlag landete. In der 13. Minute köpfte er nach einer guten Flanke von Sheraldo Becker zum 1:0 ein und feierte sein erstes Tor für Union. Als ihn Pohjanpalo eine knappe Stunde später ersetzte und gleich das vierte Tor schoss, dürfte Manager Oliver Ruhnert auf der Bank zufrieden gelächelt haben. Die glamourösen Neuzugänge, so sah es in diesem Moment aus, passen doch sehr gut zum bodenständigen 1. FC Union.

Urs Fischer wäre nicht Urs Fischer, wenn er nach einer solch euphorischen Leistung nicht vor Übermut mahnen würde

„Wir sind in der Bundesliga angekommen“, sagte Kapitän Christopher Trimmel nach dem Spiel im Fernsehinterview. Durch „super Transfers“ habe die Mannschaft mehr Qualität bekommen und man spüre auch, „dass mehr Erfahrung dabei ist“. Dabei waren es aber nicht nur die Neuzugänge, die am Freitagabend überzeugen konnten, sondern auch die alten Bekannten.

Marcus Ingvartsen und Marvin Friedrich schossen das zweite und das dritte Tor. Sheraldo Becker fiel dieses Mal nicht nur mit seiner Schnelligkeit auf, sondern auch durch die eine oder andere präzise Hereingabe. Auch Trimmel, zum „Unioner des Jahres“ gewählt, bereitete von der rechten Flanke zwei Treffer vor. Als er 20 Minuten vor Schluss ausgewechselt wurde, verließ der Kapitän das Spielfeld an der anderen Seite, und durfte somit eine kleine Ehrenrunde machen, als er zurück zur Bank lief.

Urs Fischer wäre nicht Urs Fischer wenn er nach einer solch euphorischen Leistung nicht vor Übermut mahnen würde. „Es gilt, schön auf dem Boden zu bleiben“, sagte der Schweizer – und perfekt war die Leistung tatsächlich nicht. In der Defensive gab es etwa den einen oder anderen Urs Fischer wäre nicht Urs Fischer wenn er nach einer solch euphorischen Leistung nicht vor Übermut mahnen würde. „Es gilt, schön auf dem Boden zu bleiben“, sagte der Schweizer – und perfekt war die Leistung tatsächlich nicht. In der Defensive gab es etwa den einen oder anderen Kommunikationsfehler, den der lustlose Mainzer Angriff aber nicht ausnutzen konnte.

Doch im Grunde genommen freute sich auch der Trainer: „Du darfst, wenn du 4:0 gewonnen hast, auch mal zufrieden sein“, sagte er bei Dazn.

Zufrieden kann er auch sein, weil er jetzt vor der Länderspielpause eine Mannschaft hat, die nach ein paar Problemen am Anfang in ihren Rhythmus kommt. Wenn die Balance zwischen den Alten und den Neuen immer so stimmt, wie sie am Freitag gestimmt hat, ist für diese Mannschaft vielleicht sogar noch mehr möglich als nur der Klassenerhalt.

Darüber wollte und musste man bei Union am Freitag aber keine Gedanken verschwenden. Denn für einen freudvollen Augenblick konnte man sowohl die Zukunft als auch die Vergangenheit vergessen. Man konnte wie Joel Pohjanpalo den Kopf auf den Rasen legen und einfach den Moment genießen.

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