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In den Winkel: Mark Uth setzt per Freistoß den Schlusspunkt.
© Andreas Gora/dpa
Update

Hertha BSC kassiert deftige Abreibung: Kölner Fans feiern beim 5:0 Jürgen Klinsmann

Nach einer üblen Leistung unterliegen die Berliner mit 0:5 gegen Köln. Dem Team von Trainer Alexander Nouri fehlt es an allen Ecken und Enden.

Es war gegen Mitte der ersten Halbzeit, Hertha BSC lag 0:2 gegen den 1. FC Köln zurück, da wurde über den riesigen Leinwänden auf den vereinseigenen Winter-Sale hingewiesen. 60 bis 70 Prozent Nachlass gibt es in den Fanshops des gastgebenden Vereins. In Anbetracht der Umstände wirkte es wie eine Art Wiedergutmachung für das, was die Anhänger von Hertha zu sehen bekamen. Ja, es war grausam. Oder anders ausgedrückt: Mit 60 oder 70 Prozent der Leistung ist keinem Gegner in der Bundesliga beizukommen.

Am Ende summierte sich die desolate und nicht bundesligareife Leistung der Berliner vor 46 207 Zuschauern im Olympiastadion zu einem 0:5 (0:3). Nicht einmal gegen den FC Bayern (0:4) war Hertha im eigenen Haus derart unter die Räder geraten. „Heute müssen wir uns bei den Zuschauern entschuldigen“, sagte Herthas Trainer Alexander Nouri. „Die Mannschaft hat alle Tugenden vermissen lassen.“

Es war die siebente Niederlage im zwölften Heimspiel für Hertha in dieser Spielzeit. Hertha rutscht wieder tiefer in den Abstiegsstrudel hinein, Köln hat die Berliner jetzt überholt in der Tabelle.

Alexander Nouri hatte eine Woche nach dem Auswärtssieg in Paderborn zwei Veränderungen in seiner Startelf vorgenommen. Für Per Skjelbred und Peter Pekarik, der kurzfristig verletzt ausfiel, liefen Marius Wolf und Marko Grujic auf.

Diese Maßnahme sollte sich recht bald als Flop herausstellen. Insbesondere in der ersten Halbzeit wirkte es so, als sei Hertha ohne Mittelfeld aufgelaufen. Die zentralen Spieler dieser Reihe, Grujic, Arne Maier und Santiago Ascacibar sowie die beiden Außenbahnspieler Wolf und Maximilian Mittelstädt waren - mit Verlaub - ein Totalausfall.

Auf den Rängen wurde es unruhig, es gab ein Pfeifkonzert

Es waren nicht einmal fünf Minuten gespielt, da ging der Gast in Führung. Nach einem Ballverlust in deren Hälfte führte der Gegenstoß über Cordoba, der beherzt abzog. Da Ascacibar in den Schuss segelte, erhielt der Ball einen für Torwart Rune Jarstein unhaltbaren Drall.

Eine Viertelstunde später fiel das 0:2. Wieder ging ein Ballverlust in des Gegners Hälfte voraus. Dieses Mal lief der Kölner Jakobs die linke Außenbahn herunter. Herthas rausgerückter Abwehrchef Dedryck Boyata attackierte ihn kaum, sodass er in Ruhe in die Mitte flanken konnte, wo der kleine Ascacibar im Luftkampf keine Chance gegen den bulligen Cordoba hatte.

Auf den Rängen wurde es unruhig. Als Wolf einen Befreiungsschlag weit ins gegnerische Seitenaus bolzte, gab es ein Pfeifkonzert. Hertha hat die Fans in dieser Spielzeit schon so einiges zugemutet, aber das Spiel gegen Köln setzte allen Minderleistungen noch die Krone auf.

„Das war ein Scheißtag“, sagte Niklas Stark

Das Spiel der Berliner war unsicher und unrund. Nie bekam Nouris Team Zugriff aufs Geschehen. Bei den Berlinern lief nichts zusammen, kaum ein klarer Pass in die Tiefe, kaum ein klares Zuspiel. Von Spielkultur mal ganz zu schweigen.

Das 0:3 wenige Minuten vor dem Pausenpfiff war sinnbildlich für Herthas Leistung an diesem windigen Nachmittag. Einen harmlosen Schuss von Florian Kainz konnte Jarstein ungelenk mit dem Fuß nur an den Innenpfosten drücken, von da fiel der Ball ins Tor.

„Das war ein Scheißtag“, sagte Niklas Stark nach dem Spiel und schob vielsagend hinterher, „nach dem frühen Gegentor haben wir unseren Schweinhund nicht überwinden können“. 

Das Hinspiel hatten die Berliner noch 4:0 gewonnen, damals waren auf beiden Seiten andere Trainer verantwortlich. Die Kölner haben sich unter Markus Gisdol einigermaßen gefangen. Hertha dagegen eiert weiter planlos durch die Zeit.

Die Kölner Fans ließen sogar Jürgen Klinsmann hochleben

Arne Maier und Matheus Cunha blieben schließlich in der Kabine, dafür kamen Vladimir Darida und Dodi Lukebakio. Und tatsächlich hatte Hertha erste Chancen durch Gujic, einmal per Kopf und einmal per Fuß. Kurz darauf vergab Stürmer Krzysztof Piatek ziemlich stümperhaft.

Auf der Gegenseite konnten die Kölner erneut einen Tempogegenstoß zu einem Torerfolg nutzen. Dieses Mal erwischte Kainz Herthas Torwart auf dem falschen Fuß. Der schönste Treffer gelang schließlich Kölns Stürmer Mark Uth, der einen Freistoß direkt in den rechten Torwinkel zirkelte.

Während die Kölner Fans ihren Karnevals-Samstag lautstark in vollen Zügen genossen und sogar Jürgen Klinsmann hochleben ließen, hatten sich die Plätze in Herthas Ostkurve deutlich gelichtet. Der verbliebene Rest pfiff nach dem Ende, was das Zeug hielt. Vermutlich werden nun Hertha-Devotionalien trotz Nachlass für ein Weilchen wie Blei in den Regalen liegen bleiben.

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