Big City Club oder „Himmelfahrtskommando“?: Klinsmann und Hertha sind die Lachnummer der Liga
Nach dem unwürdigen Abgang des Trainers stehen Hertha BSC und Jürgen Klinsmann als Verlierer da. Und beide könnten noch mehr verlieren. Ein Kommentar.
Die Häme ließ nicht lange auf sich warten. Selbstverständlich nicht. Wer ein Big City Club sein will, hat sich seine Fallhöhe selbst erschaffen. Und wenn dann von jetzt auf gleich Jürgen Klinsmann als Hauptfigur des Big City Projekts per Facebook seine Kündigung abgibt, ist doch klar, dass Hertha BSC plötzlich die Lachnummer der Liga ist. Geträumt von der Champions League, gelandet im Abstiegskampf, gefangen im Chaos. Big Show.
Es ist natürlich einfach, sich über all das lustig zu machen. Wer kennt schon die genauen Hintergründe? Doch genau darum geht es jetzt: dass Hertha zumindest intern aufarbeitet, was da so gnadenlos schiefgelaufen ist. Und nach außen hin schnell wieder das Bild eines seriös arbeitenden Fußballunternehmens abgibt. Denn das Gefühl bleibt, dass irgendetwas faul ist an diesem unwürdigen Abgang.
Noch am Vorabend seiner Rücktrittserklärung hatte Klinsmann mit den Fans fröhlich gechattet und seine Visionen für das Team dargelegt. Alles nur Inszenierung? Keine 24 Stunden spricht er auf einmal von einem „Himmelfahrtskommando“, das er da in Berlin übernommen habe. Himmel, welche Wortwahl!
Wer spricht die Wahrheit?
Was inzwischen klar zu sein scheint: Klinsmann wollte mehr sein als ein Trainer. Er hätte gerne nach englischem Vorbild als Technischer Direktor gearbeitet - mit deutlich mehr Befugnissen und, wie der Klub behauptet, exorbitant hohen Bezügen. Hertha wollte das nach eigenen Angaben noch nicht einmal ablehnen, sondern die Entscheidung darüber lediglich vertagen. Glaubt man Klinsmann, hatte Hertha ihm zuvor aber überhaupt noch keinen schriftlichen Vertrag ausgehändigt, was wiederum auch nicht hochgradig professionell wäre. Aber soll das wirklich der alleinige Grund der Kündigung sein? Schwer zu glauben.
Vielleicht liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte, was die Sache aber nicht besser macht, weil Jürgen Klinsmann und Hertha als Verlierer dastehen. Als Verlierer, die noch viel mehr verlieren könnten: Klinsmann seinen Posten im Aufsichtsrat – und Hertha einen Platz in der Bundesliga.
Umso wichtiger ist es jetzt, dass sich der Klub überlegt, wie er in Zukunft wieder geschlossen arbeiten kann. Was will Hertha eigentlich? Und mit wem? Im Moment wirkt es nicht so, als wüssten die Beteiligten das. Viele Anhänger fühlen sich schon an alte Chaos-Zeiten erinnert. Lustig ist das für sie nicht.