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Der slowakische Nationalspieler Milan Jurcina hat einen Vertrag bis Saisonende erhalten.
© dpa

Milan Jurcina: Kleiderschrank auf dem Eis

Milan Jurcina soll die Abwehr der Eisbären Berlin stabilisieren - die richtige Statur dafür hat er jedenfalls.

Die Hose sitzt noch nicht so recht. Milan Jurcina jagt am Dienstag in wenig kleidsamen blauen Shorts über das Eis im Wellblechpalast. Das Ganze sieht ein bisschen komisch aus, der neue Verteidiger der Eisbären muss darüber nach dem Training selber schmunzeln. „Da werde ich hoffentlich noch was Passenderes bekommen“, sagt er lachend. Was optisch noch nicht richtig funktioniert, soll dafür sportlich künftig umso besser klappen. Mit dem 32-jährigen Jurcina haben die Berliner kurz vor Transferschluss einen Coup gelandet.

Auch Teams aus Schweden und Finnland waren interessiert

451 Mal hat der Verteidiger in der National Hockey League (NHL) gespielt, zuletzt stand er in der russischen Kontinental Hockey League (KHL) bei  Medveščak Zagreb unter Vertrag. Weil er mit dem kroatischen Klub keine Chance mehr auf die Play-offs hatte, bat er um die Freigabe, um irgendwo anders um den Titel mitzuspielen. „Es gab auch Teams aus Finnland oder Schweden, die Interesse an mir hatten. Aber die Eisbären sind Erster in der Tabelle und haben eine Chance auf einen guten Lauf in den Play-offs“, sagt Jurcina.

Bei 1,93 Meter Körpergröße bringt Jurcina 111 Kilogramm auf die Waage – ein Kleiderschrank von einem Mann. Ein angenehmer allerdings, mit wachen Augen und freundlichem Blick. „Milan ist eine eindrucksvolle Erscheinung. Er ist ein guter Typ, der immer mit einem Lächeln herumläuft“ sagt Bruno Gervais. Der Kanadier spielte einst mit Jurcina in der NHL bei den New York Islanders zusammen, jetzt soll ihn sein ehemaliger Kollege so gut es geht ersetzen. Gervais wird nach seinem Kreuzbandriss in dieser Saison nicht mehr für die Eisbären spielen. Sein Ausfall hat die lange Zeit solide Verteidigung der Berliner anfällig gemacht. „Wir mussten auf den Ausfall von Bruno reagieren“, sagt Uwe Krupp. Der Trainer erwartet, dass „Stabilität, Erfahrung und gutes Positionsspiel“ seines Neuzugangs dem Team in den nächsten entscheidenden Wochen helfen. Allerdings weiß auch Krupp, "dass sich Jurcina erst einmal an das Spiel hier gewöhnen muss“. Denn der kennt die Deutsche Eishockey Liga (DEL) bisher gar nicht.

Wie die Eisbären ihren neuen Verteidiger einsetzen wollen, daran arbeitet das Trainerteam um Krupp derzeit. Fakt ist, dass ein Profi vom Kaliber eines Milan Jurcina sicher nicht als Ergänzungsspieler verpflichtet worden ist. Zumal er als Rechtsschütze eine Eigenschaft mitbringt, die im Eishockey selten ist. Damit dürfte Jurcina ähnlich wie vorher Gervais auch im Überzahlspiel eine tragende Rolle zukommen. Schon am Freitag beim Auswärtsspiel in Wolfsburg soll Jurcina sein Debüt geben. Bei den Eisbären bekommt er die 68 – eine Nummer die Tschechiens immer noch spielende Legende Jaromir Jagr berühmt gemacht hat. Aber Jurcina wiegelt ab: „Dass ich die Nummer 68 trage, hat nichts mit Jagr zu tun und auch sonst keine besondere Bedeutung.“

Heimisch ist Jurcina noch nirgendwo geworden

Auffallen wird Jurcina auch so, schon aufgrund seiner Statur. Und er möchte sich anbieten für weitere Aufgaben in der Zukunft. Sein Vertrag bei den Eisbären gilt erst einmal nur bis Saisonende. Und danach? „Meine erste Wahl ist die KHL, aber mal sehen, was sich in Berlin ergibt.“ Die Eisbären sind Jurcinas achter Klub seit 2012, so richtig heimisch ist er in seiner Karriere nirgends geworden. Aber sollte es in Berlin für ihn mit der ersten Meisterschaft als Profi klappen, wären am Ende Verein und Spieler sicher gleichermaßen zufrieden.

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