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Ein Team. Mit einem Unentschieden bei den Bayern knackte der 1. FC Union die 40-Punkte-Marke. Jetzt geht es bis zum Saisonende um neue Ziele.
© dpa

Der 1. FC Union kann sich neue Ziele setzen: Klassenerhalt geschafft – und jetzt?

Der 1. FC Union nimmt nach dem 1:1 bei den Bayern Glückwünsche zum Klassenerhalt entgegen. Die Mannschaft soll weiter mutig bleiben und um Europa spielen.

In den Geschichtsbüchern dieser Saison wird Cedric Teuchert wohl nicht besonders groß vorkommen. Wenn man die Historie des erstaunlich erfolgreichen zweiten Bundesliga-Jahrs vom 1. FC Union noch einmal erzählt, werden andere Namen im Vordergrund stehen. Man wird vom Glanz eines Max Kruse schreiben, vom unglücklichen Loris Karius oder vom Fortschritt eines Marvin Friedrich oder eines Christopher Lenz.

Dass aber auch Teuchert eine wichtige Nebenrolle in dem ganzen Drama einnimmt, hat er am Samstag im 1:1 gegen den FC Bayern München schon wieder gezeigt.

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„Er hat gestern wirklich nochmals Schwung reingebracht, und wir belohnen uns dann mit einer tollen Aktion“, sagte Trainer Urs Fischer am Sonntag zum Beitrag seines Einwechselspielers. Fünf Minuten vor Schluss in der Münchner Arena hatte Teuchert mit einem klugen Einfall den Ausgleich eingeleitet. Er tat dies mit einem schnellen, aber wuchtigen Einwurf auf Robert Andrich, der von dort in die Mitte zu Marcus Ingvartsen ablegte. Der Däne schoss den Ball über die Linie, und Union schnappte sich zum zweiten Mal in dieser Saison einen überraschenden Punkt gegen den Rekordmeister.

Beim Fernsehsender Sky wurde nach dem Spiel lange debattiert, ob der Einwurf – und damit auch der Treffer von Ingvartsen – regelkonform ausgeführt worden war. Doch für all diejenigen, die den Fußball immer noch für mehr als ein haargenau einzuhaltendes Regelwerk halten, war er einfach nur ein schöner Moment. Ein leicht chaotischer Augenblick, in dem Teuchert schon wieder den Mut und die spontane Kreativität zeigte, die Union in diesem Jahr von Europa träumen lassen.

Hartnäckigkeit, Fleiß und Mut

Für den 24-Jährigen war es nicht das erste Mal, dass er in der Spätphase einer solchen Partie entscheidend eingreifen konnte. Im Januar erzielte er ebenfalls als Joker ein spätes Siegtor gegen Bayer Leverkusen, nachdem er Jonathan Tah mit einem entschlossenen Sprint entwischt war. In 20 Einsätzen stand Teuchert zwar nur fünf Mal in der Startelf und kam auf insgesamt nur 660 Spielminuten. Doch er zeigte in seinen Cameo-Auftritten oft genau jene Tugenden, die man in Köpenick besonders schätzt. Hartnäckigkeit, Fleiß und eben auch Mut.

„Das erwartet man auch von den Auswechselspielern: dass sie eben versuchen, den Unterschied zu machen“, sagte Fischer. In den letzten Wochen der Saison könnte das besonders wichtig werden. Denn bis zum Saisonende muss sich Union noch mehrmals mit hochklassigen Gegnern messen. In den bevorstehenden Spielen gegen Borussia Dortmund, den VfL Wolfsburg und Rasenballsport Leipzig werden die Köpenicker wohl ähnlich agieren wie zuletzt in München. Sie werden versuchen, so lange wie möglich im Spiel zu bleiben, um in der Schlussphase dann doch noch den letzten Schlag zu landen.

Union spricht über neue Ziele

Zu verlieren hat Union ohnehin nichts mehr, dafür eine Menge zu gewinnen. Mit dem Remis in München hat Union nun endlich auch die 40-Punkte-Marke geknackt, und auch der sonst so zurückhaltende Fischer musste zugeben, dass es mit dem Klassenerhalt „sehr gut aussieht“. Auch in den Führungsetagen spricht man mittlerweile zumindest ein bisschen offenherziger über mögliche neue Ziele.

Am Sky-Mikrofon nahm Manager Oliver Ruhnert die Gratulationen zum Nicht-Abstieg dankend an, und sah in dem Bayern-Spiel eine mögliche Lehre für den Rest der Saison. „Nimm doch ein bisschen mehr das Herz in die Hand und sei mutiger!“, lautete Ruhnerts Aufforderung an seine Spieler.

„Nehmt euer Herz in beide Hände“, war auch damals das Motto, das im märchenhaften Sommer 2019 in aller Köpenicker Munde war. Vor dem entscheidenden Relegationsspiel gegen Stuttgart war der Satz auf einer riesigen und etwas gruseligen Choreografie zu sehen, ein paar Monate schmückte er die T-Shirts, die vor dem ersten Bundesliga-Heimsieg gegen Borussia Dortmund kostenlos an die Fans verteilt worden waren. Vielleicht war es also kein Zufall, dass Ruhnert ausgerechnet an diesem Wochenende die alte Formel aufgriff. In den nächsten beiden Spielen trifft Union auf Stuttgart und den BVB. Dieses Mal spielen sie aber nicht um den Aufstieg oder den Klassenerhalt, sondern um die Europapokalteilnahme.

Außenseiter sind sie nach wie vor. Doch das Unentschieden in München war nur der letzte Beweis, dass dem 1. FC Union eine weitere kleine Sensation durchaus zuzutrauen ist. Und auch einem Ersatzspieler wie Cedric Teuchert ist es zuzutrauen, dass er dabei nochmals eine kleine, wichtige Nebenrolle spielen kann.

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