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Bei der WM 2022 in Katar sollen Regenbogenflaggen respektiert werden, dabei werden queere Personen weiterhin diskriminiert.
© pa/dpa

Regenbogenflaggen bei der WM 2020: Katars Selbstinszenierung ist heuchlerisch

Dass Regenbogenflaggen in den Stadien "respektiert" werden sollen, ist nicht progressiv, sondern heuchlerisch. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Inga Hofmann

Regenbogenflaggen werden bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in den Stadien „respektiert“. Das wird berichtet, mit Verweis auf eine Aussage des Geschäftsführer Nasser Al-Khater. So habe Katar verkündet, dass es sich den Fifa-Regularien, die Toleranz und Inklusion förderten, füge.

Diese Aussage ist vor allem eines: heuchlerisch. Denn während in den Fußballstadien für 90 Minuten Regenbogenfarben aufleuchten, werden queere Personen innerhalb der Gesellschaft Katars auf sämtlichen Ebenen diskriminiert. Daran wird auch die Entscheidung Katars, mit der der Staat versucht, sich gegenüber der internationalen Staatengemeinschaft als progressiv zu inszenieren, nichts ändern.

Bereits 2010 rief das Gay Football Supporter‘s Network zu Recht zum Boykott der Fußball-WM auf, nachdem die Austragung des Turniers an Katar vergeben worden war. So wird Homosexualität immer noch kriminalisiert und bestraft. Die queerfeindliche rechtliche Lage existiert nicht nur formal, sondern wird von staatlichen Vertreter*innen des Landes immer wieder hochgehalten und unterstützt: Bereits vor sieben Jahren hatte Hassan al Thawadi, der Leiter des WM-Bewerbungsteams auf die Frage danach, ob homosexuelle Personen bei dem Fußballwettbewerb willkommen seien, die diskriminierende Gesetzgebung verteidigt.

Geld vor Menschenrechten

Das änderte allerdings nichts an der Entscheidung der Fifa, die weiterhin daran festhält, dass die Austragung der WM in dem kleinen Golfstaat stattfinden soll. Dabei gäbe es genug Gründe, die Weltmeisterschaft in ein anderes Land zu verlegen – nicht zuletzt die Bestechung von Mitgliedern des Exekutivkomitees des Internationalen Fußballverbandes durch Katar. Klaus Heusslein, der zweite Präsident des Internationalen Fußball-Verbandes der Schwulen und Lesben (IGLFA) kritisierte bereits vor einigen Jahren, dass es bei der Vergabe der WM-Austragung lediglich um Geld gehe und sich keine*r für die Menschenrechte interessiere.

Und auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International rief die Fifa sowie über 20 nationale Fußballverbände bereits dazu auf, eine aktivere Rolle gegenüber dem arabischen Land geltend zu machen. Denn nicht nur queere Personen erfahren noch immer strukturelle Diskriminierung, sondern außerdem steht Katar dafür in der Kritik, ausländische Haushaltskräfte auszubeuten.

Die Fifa darf solche Menschenrechtsverletzungen nicht länger ignorieren, wenn sie sich selbst Werte wie Offenheit und Toleranz auf die Fahne schreibt. Dabei sollte sie allerdings nicht nur mit dem Finger auf andere Länder zeigen, sondern in den eigenen Reihen anfangen: Denn schließlich war es Sepp Blatter, der ehemalige Präsident des Weltfußballverbandes, der damals homosexuellen Fans spöttisch riet, sämtliche sexuelle Aktivitäten während der WM zu unterlassen.

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