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Von Sieg zu Sieg zu Sieg. KAA Gent ist in dieser Saison für viele Überraschungen gut.
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Kolumne: Meine Champions League: KAA Gent: Ostflandern greift an

KAA Gent ist die große Überraschung der Saison - und will als nächstes den VfL Wolfsburg aus der Champions League werfen.

Die Fußball-Großmacht Belgien tut sich noch schwer, was die weltweite Akzeptanz betrifft. Viele haben gelacht, als die Fifa im November 2015 ihre neue Weltrangliste veröffentlichte und dabei Belgien als Nummer eins auswies, vor Argentinien, Spanien und Deutschland. Nun ist diese Weltrangliste ein seltsames Konstrukt und wie immer, wenn Fußball mit Mathematik erklärt werden soll, keine wirklich zufrieden stellende Lösung. Kein Problem, auch patriotische Belgier wähnen sich nicht auf dem Himalaya der Fußballwelt. Aber stolz sind sie schon auf das, was in den vergangenen Jahren erreicht worden ist. Bei der Weltmeisterschaft vor zwei Jahren in Brasilien spielte die Generation De Bruyne/Hazard großartig auf und scheiterte nur mit einigem Pech im Viertelfinale an Argentinien. Die Qualifikation für die Europameisterschaft in Frankreich gelang eindrucksvoll, und jetzt regen sich die belgischen Geister auch im europäischen Klubfußball.

Belgien rückt auch in der Fünfjahreswertung vor

In der Fünfjahreswertung der Uefa hat die Jupiler League den großen Nachbarn aus den Niederlanden überholt und steht als Neunter auch vor den Türken und der Schweiz. Passend dazu gelang zum ersten seit 1994 einem belgischen Klub die Qualifikation für die zweite Runde der Champions League. Damals spielte die alte Großmacht RSC Anderlecht in der Gesellschaft von FC Barcelona und AC Mailand. Diesmal ist ein weitgehend unbekannter Neuling der Überraschungsgast im Achtelfinale. Die Koninklijke Atletiek Associatie Gent fordert am Mittwoch den VfL Wolfsburg daheim in der Ghelamco-Arena.

Belgien war mal eine große Nummer in den europäischen Wettbewerben, aber das liegt schon ein paar Jahrzehnte zurück. Die Stadt Brüssel richtete bis 1995 acht Europapokalfinals aus. Der RSC Anderlecht gewann 1983 den Uefa-Cup und 1976 und 1978 den Europapokal der Pokalsieger, was 1988 auch dem KV Mechelen gelang. Der FC Brügge stand 1978 immerhin Finale des Europapokals der Landesmeister und verlor vor 92 000 Zuschauern im Wembley-Stadion denkbar knapp 0:1 gegen den FC Liverpool.

Eine Meisterschaft in 118 Jahren Vereinsgeschichte

Und die KAA Gent? Ist ein Traditionsverein, aber von dieser Tradition ist außerhalb Belgiens wenig bekannt. In 118 Jahren hat es gerade zu einer Meisterschaft gereicht, sie ist ein knappes Jahr alt und der Grund dafür, dass die königliche Gesellschaft aus der Provinz Ostflandern im Kreis der europäischen Champions mitkicken darf (ein erster Versuch scheiterte 2010 in der dritten Qualifikationsrunde an Dynamo Kiew). Es zählte zu den großen Überraschungen der Vorrunde, dass Gent die Gruppe H recht deutlich vor der höher eingeschätzten Konkurrenz aus Valencia und Lyon abschloss. In Wolfsburg haben sie sich gefreut über dieses Los, und der Abordnung aus Belgien erging es nicht anders. Da haben sich zwei gefunden, die voneinander glauben, dass in diesem Duell noch am meisten drin ist. Nicht weiter verwunderlich angesichts der überragenden Konkurrenz aus Madrid, Barcelona, München, Turin oder Manchester.

Ein Unternehmer übernahm die Schulden

So wie die Wolfsburger Erfolgsgeschichte nicht ohne ein benachbartes Automobilwerk denkbar ist, hängt Gents Aufschwung an Ivan de Witte. Der Unternehmer amtiert seit 1999 als Präsident und befreite den Klub von einer 23 Millionen Euro schweren Schuldenlast. Er verkaufte das veraltete Stadion an die Stadt und ließ ein neues bauen, es steht direkt an der Autobahn wurde vor zwei Jahren fertiggestellt. Und er holte im vergangenen Sommer Hein Vanhaezebrouck nach Gent. Einen hünenhaften und vor Energie strotzenden Trainer, der an der Seitenlinie so exaltiert das Spiel seiner Mannschaft begleitet, dass es manchmal so aussieht, als würde er im nächsten Moment auf den Rasen springen und zur Grätsche ansetzen.

Vanhaezebrouck ist das Gesicht dieser Mannschaft der vermeintlich Gesichtslosen. Tragende Spielerpersönlichkeiten wie der Brasilianer Renato Neto, der Schweizer Danijel Milicevic oder der zurzeit leicht verletzte Nigerianer Moses Simon sind bisher weitgehend einem Fachpublikum ein Begriff. Belgiens Nationalspieler verdienen ihr Geld fast alle im Ausland, bevorzugt in England. Koryphäen wie Eden Hazard (Chelsea), Jan Vertonghen, Toby Alderweireld (beide Tottenham), Kevin De Bruyne, Vincent Kompany (beide Manchester City) oder Marouane Fellaini (Manchester United) künden in der besten Liga der Welt von der neuen belgischen Fußballkunst. In ihrem Windschatten hat sich nun die KAA Gent auf den Weg nach Europa gemacht.

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