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Er kann auch ernst. Jürgen Klinsmann zieht bei Hertha BSC die Zügel an.
© dpa

Bei Hertha BSC wird es ernst: Jürgen Klinsmann kürzt den Weihnachtsurlaub

Europa statt Florida, Trainingsstart noch im alten Jahr: Trainer Jürgen Klinsmann wirft wohl die Pläne für die Rückrundenvorbereitung über den Haufen.

Es war bereits alles geregelt, die Verträge sogar schon unterschrieben. Bei der Weltmeisterschaft 2006 würde die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in Bergisch-Gladbach residieren, ihr Training in der Bayarena von Bayer Leverkusen abhalten und vom  nahen Flughafen Köln-Bonn aus zu den Spielen fliegen. So weit, so klar. Doch dann bekam die Nationalmannschaft außerplanmäßig einen neuen Bundestrainer, und der hatte ganz andere Pläne. „Wir gehen nach Berlin“, verkündete er, nicht gerade zum Vergnügen des Deutschen Fußball-Bundes.

Der neue Bundestrainer hieß damals Jürgen Klinsmann, und womöglich wiederholt sich die Geschichte jetzt auch bei Hertha BSC, dem Klub, bei dem er bis zum Saisonende als Trainer arbeitet. Auch der Berliner Fußball-Bundesligist hatte für den Winter bereits alles geregelt. Am 2. Januar würde die Mannschaft ins Trainingslager nach Florida aufbrechen – um dort das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Neben der Vorbereitung auf die Rückrunde würde es auch Zeit geben, die internationale Vermarktung Herthas ein bisschen voranzutreiben. Doch Klinsmann steht der Sinn aktuell nicht nach Annehmlichkeiten.

Die Lage ist ernst: Kurz vor Ende der Hinrunde liegt die Mannschaft in der Liga auf Platz 15, punktgleich mit Fortuna Düsseldorf auf dem Relegationsrang. Und die noch ausstehenden drei Spiele sind alle kompliziert bis sauschwierig. Deshalb wird die ursprüngliche Planung für die Winterpause vermutlich über den Haufen geworfen werden. „Wir sind alle am Diskutieren, wie wir die Vorbereitung besser gestalten können“, sagte Klinsmann am Dienstag in einem Internet-Chat mit Fans von Hertha BSC.

Für die Zeit in Florida ist eigentlich ein Testspiel gegen Eintracht Frankfurt geplant, aber man kann bestehende Verträge ja auch kündigen. Siehe 2006. Laut „Kicker“ soll Klinsmann ein Trainingslager in Europa bevorzugen, wegen der kürzeren Anreise. Offenbar ist er in den knapp zwei Wochen bei Hertha zu der Erkenntnis gekommen, dass es bei seiner Rettungsmission keine Zeit zu verlieren gibt. Bereits am 18. Januar starten die Berliner mit einem Heimspiel gegen Bayern München in die Rückrunde.

Klinsmann hat keine Zeit zu verlieren

Zudem wird der Weihnachtsurlaub für die Spieler wohl kürzer ausfallen als bisher geplant. Von vier bis fünf Tagen spricht Klinsmann, das heißt, die Vorbereitung könnte schon am 28. oder 29. Dezember beginnen – dabei bestreitet die Mannschaft erst am 21. Dezember, um 18.30 Uhr,  ihr letztes Spiel in der Hinrunde.

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Immer mehr scheint durch, dass Klinsmann, der sich nach außen stets jovial und gut gelaunt gibt, beim Fitnesszustand der Mannschaft noch erheblichen Nachholbedarf sieht. „Wir haben die Trainingsintensität hoch gefahren“, sagt er. Fragt sich, wie die Spieler auf die Verkürzung ihres Weihnachtsurlaubs reagieren. Jürgen Klinsmann sieht in dieser Hinsicht offenbar kein Problem. „Die Mannschaft hat einen enormen Tatendrang, einen enormen Willen“, sagt er. „Sie hat kapiert, dass sie im Abstiegskampf steckt.“

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