„Auf dem Platz bin ich eine ganz andere Person“: Jurgen Ekkelenkamp strahlt bei Hertha BSC Ruhe und Besonnenheit aus
Ekkelenkamp ist jemand, der Taten sprechen lässt. Das demonstrierte er beim Sieg gegen Fürth. Der Trubel um seine Person scheint ihm bisher nichts anzuhaben.
Jurgen Ekkelenkamp ist kein Mann der großen Worte. Viel lieber lässt er Taten sprechen, so wie beim 2:1-Sieg gegen Greuther Fürth, als er in der 60. Minute eingewechselt wurde und nur 87 Sekunden später per Kopf zum Ausgleich für Hertha BSC traf. „Das war natürlich ein schöner Moment“, sagt er am Dienstag über sein erfolgreiches Debüt in der Fußball-Bundesliga.
Er bezeichnet sich selbst als einen schüchternen Menschen, im Umgang mit anderen Menschen eher zurückhaltend. Auch wenn er in seinen Spielen bisher nicht unbedingt als Lautsprecher auffiel, sagt Ekkelenkamp: „Auf dem Platz bin ich eine ganz andere Person.“ Der Niederländer schreckt auch vor großen Namen nicht zurück, wie sein berühmtes taktisches Foul im Champions-League-Viertelfinale 2019 gegen Cristiano Ronaldo bewies. Bei der Aktion riss er den Superstar kurz vor Spielende abseits des Balles einfach mal um – und wurde anschließend von den Fans in den sozialen Medien gefeiert. „Auf dem Platz ist jeder Spieler gleich“, sagt Ekkelenkamp.
Es ist diese bemerkenswerte Nüchternheit, die ihn in seinen ersten Wochen bei Hertha auszeichnet. Dem 21-Jährigen scheint der Trubel um seine Person nach dem vielversprechenden Einstand nichts anzuhaben. Im Trikot von Ajax Amsterdam sammelte er im Europapokal offenbar wichtige Erfahrungen und strahlt bei Hertha nun Ruhe und Unbekümmertheit aus. Nach Herthas letzter Saison – mit teils lustlosen, teils übermotivierten Charakteren im Team – könnte dieses besonnene Auftreten genau das richtige für die Situation der Berliner sein.
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Der Hauptgrund für seinen Wechsel ist laut Ekkelenkamp die Aussicht auf mehr Spielzeit. Das letzte Jahr in Amsterdam, bei dem er nicht zur Stammelf gehörte, sei für ihn nicht leicht gewesen. In Berlin spüre er das Vertrauen von Trainer Pal Dardai. Aber auch sein Landsmann Deyovaisio Zeefuik habe ihm vor seinem Wechsel viel Gutes über Hertha berichtet.
Offensivmann Ekkelenkamp besitzt dank seiner siebenjährigen Ausbildung in der berühmten Ajax-Schule enorme fußballerische Qualitäten. Dass bei den Berlinern ein anderer Fußball gespielt wird, hat er sofort erkannt. „Hier geht es mehr ums Laufen und um harte Arbeit.“ Er wolle die technische Komponente mit dem Kampfgeist vereinen.
Der Umwandlungsprozess des Teams ging auch an Ekkelenkamp nicht vorbei. Geschäftsführer Fredi Bobic holte in der Transferperiode Mentalitätsspieler wie Kevin-Prince Boateng, gab dafür mit Matheus Cunha und Dodi Lukebakio hochtalentierte, aber oft eigenwillige Akteure ab. „In den ersten drei Spielen waren Spieler dabei, die nun bei anderen Vereinen sind. Jetzt haben wir eine Mannschaft, für die auch jeder Spieler hier spielen will.“ Er spüre nun eine gute Chemie innerhalb des Teams.
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Am Samstag gegen Leipzig könnte Ekkelenkamp zur Startelf gehören. Vor dem Duell gegen die Sachsen bereitet Trainer Dardai jedoch eher die Defensive Kopfschmerzen, da gleich drei potenzielle Innenverteidiger ausfallen. Dass Marton Dardai das Training am Mittwochvormittag etwas früher beendete – war zuvor abgesprochen und diente als reine Vorsichtsmaßnahme.
Im Trainingsspiel erwischte es jedoch mit Marten Winkler den nächsten Spieler: Der 18-Jährige verletzte sich am Fuß und wurde mit einem Golfcart vom Platz gefahren. Winkler stürmt normalerweise für die U23, wurde aber von Dardai aufgrund der Personalsituation erst vor kurzem ins Training der Profis beordert.
Umso größer dürfte der Druck für Ekkelenkamp und Co. sein, schon vor der Abwehrkette für die nötige Stabilität zu sorgen. Als seine Vorbilder nennt er Rafael van der Vaart und Wesley Sneijder. Sollte der Niederländer während der Zeit in Berlin auch nur annähernd das Niveau seiner Idole erreichen, werden die Hertha-Fans noch viel Spaß mit ihm haben.
Julian Baumeister