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Für Julius Brink liegt das IOC „in Sachen Glaubwürdigkeit am Boden“.
© dpa

Kritik des Ex-Beachvolleyballers: Julius Brink: Das IOC belügt die Welt

Der frühere Beachvolleyballer und Olympiasieger von 2012, Julius Brink, kritisiert das IOC angesichts seiner Eindrücke in Rio scharf.

Julius Brink wurde 2012 in London Olympiasieger im Beachvolleyball. In Rio ist er diesmal als Experte für die ARD dabei und hat nach einiger Beobachtung auf seiner Facebookseite eine emotionale Olympiakritik veröffentlicht, die zu intensiver Diskussion einlädt. Hier Auszüge im Wortlaut:

„Ich bin ja nun ein paar Tage hier, besser gesagt: Ich bin zurück. In Brasilien durfte ich im Jahr 2000 mein erstes internationales Beachvolleyballturnier spielen, damals noch auf dem großen Feld: 9 x 9 Meter. Seitdem hat sich so einiges getan in dieser Stadt, in der ich nach der Schule mit wenig finanziellen Mitteln die ersten Trainingslager absolviert habe.

Wer einmal hier in Rio war, der kann es vielleicht nachvollziehen, dass ich zu Rio und Brasilien, dem Mutterland meiner Sportart, eine besondere Beziehung habe. Endlich bei den Olympischen Spielen angekommen, war zunächst einmal alles neu für mich. Im International Broadcasting Center (kurz: IBC) wäre ich ohne Claus Lufen, der mich das ein oder andere mal an die Hand genommen hat (auch während des Kommentierens ;), komplett verloren gewesen.

Rio und Olympia schlagen mit voller Wucht zu

So begann also die Woche mit einem großen Spagat zwischen Vorberichterstattung Beachvolleyball und Mitgestaltung/Moderation des Formats "Brinkst Du's" welches 8x in der ARD Highlightsendung läuft. Nun ist im Beachvolleyball die Vorrunde gelaufen, und ich fühle mich, als wenn ich schon 3 Monate hier wäre. Ich glaube, das liegt insgesamt an dem krassen Auf und Ab, welches diese Olympischen Spiele mit sich bringen. Emotional durchlebe ich hier eine Achterbahnfahrt.

Rio und die Olympischen Spiele schlagen mit ihrer vollen Wucht zu und lassen mich teils verzweifeln und trauern. Sie erfreuen und rühren mich aber zu Gänsehaut auf der anderen Seite. Bei jedem Spaziergang zu diesem wunderschönen Beachvolleyballstadion am Fuße des Zuckerhuts wird mir bewusst, wie sehr dieses Propagieren von Werten von Seiten des IOC zur Farce wird und die Welt belogen wird.

Ein paar Beispiele: Erinnert ihr euch noch an die Message aus der Eröffnungsfeier: Der grüne Gedanke – wir müssen mehr auf diesen Planeten aufpassen – wir haben nur eine Mutter Erde... Ein sehr wichtiges Thema und die Welt war begeistert und überrascht über den Mut, dieses Thema bei Olympischen Spielen zum Leitthema zu machen.

Es läuft eine brutale Verschwendung von Resourcen

Leider ist die Realität eine andere: Ich sehe hier in Sachen der Organisation nicht den Hauch eines Ansatzes dieses Gedankens. Nein, in brutaler Verschwendung von Ressourcen laufen die Busse der Mediashuttles auf Parkplätzen ohne Fahrer und Gäste stundenlang heiß – Abschalten, nein, dann wäre es zu warm beim Einsteigen! Kein Witz: Im Regen, bei 13 Grad Außentemperatur! Man darf vom IBC zu den TV-Studios eine Strecke von 400 Metern nicht zu Fuß gehen, da man hier 2 Akkreditierungszonen überschreitet, dafür muss (!) man ein Auto nutzen!

Klimaanlagen laufen im brasilianischen Winter im Pressebereich auf Hochtouren und auch wir Beachvolleyballer: Brauchen wir für die Produktion der Gruppenspiele diese Heli-Cam? 14 Stunden Helikopterflug pro Tag für 1,5 Sekunden Bild pro Spiel? Plastiktüten, Licht, hier gilt: Immerraus damit...

Es wird Schindluder an der Idee Olympia betrieben

Dass das IOC in Sachen Glaubwürdigkeit und Vermittlung am Boden liegt, sollte jedem mittlerweile klar sein. Woran sich dies darstellen lässt: Ein Libanese weigerte sich mit Israelis gemeinsam in einem Bus zu sitzen. Kein Kommentar des IOC dazu. Erinnert ihr euch noch an den Trauerflor, mit dem die Norweger bei den Olympischen Spielen in Sochi gestartet sind, es gab eine Rüge vom IOC. Begründung: Wir wollen keine politischen Spiele... Im Schwimmen wird die Dopingsünderin Jefimowa von allen Konkurrentinnen geschnitten, es wird nicht gratuliert. Dieser 200m-Schwimmwettbewerb war nicht nur eine Demonstration der Ablehnung von gedopten (russischen) Sportlern, sondern auch das Bild von olympischen Wettkämpfen der Zukunft, in denen Athleten sich untereinander nicht mehr über den Weg trauen... Wofür brauchen wir dann Olympische Spiele?

Wenn ich beobachte, wie sich (trotz gut funktionierender Metro und Olympiclane) die teils sehr übergewichtigen, sicher nicht mehr sporttreibenden, hohen Herren des Weltsports in ihren „fetten“ Limousinen durch die Stadt fahren lassen und dazu Straßensperren errichtet werden, dann ist dies leider die hässliche Fratze von Olympia.

Und dennoch habe ich viel Freude an Olympia. An dem reinen Sport, immer mit dem Hintergedanken und der Hoffnung, dass alles sauber ist. Olympia zieht mich immer wieder in seinen Bann. Doch es tut so weh mitzuerleben, wie Schindluder an dieser schönen Idee betrieben wird. Bom Dia! Julius“

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