Libero der BR Volleys: Julian Zengers Reise in die Vergangenheit
Das Pokalspiel der BR Volleys in Friedrichshafen ist für Libero Julian Zenger ein besonderes. In seiner jetzigen Form kann nicht viel schiefgehen.
Für Julian Zenger steht am Mittwoch eine Reise in die Vergangenheit an. Der Libero der BR Volleys spielte bis 2016 im Nachwuchsbereich des VfB Friedrichshafen, ist nur eine Stunde entfernt in Wangen im Allgäu aufgewachsen. Dort, wo seine Eltern noch immer wohnen. Zeit für einen Heimatbesuch wird er allerdings nicht haben. Volle Konzentration gilt dem Pokal-Viertelfinale der beiden besten deutschen Volleyball-Teams der vergangenen Jahre am Abend um 20 Uhr. Beim Titelverteidiger aus Friedrichshafen, den die Volleys im Supercup bereits einmal besiegt haben.
„Klar, das ist ein besonderes Spiel. Ich habe ja drei Jahre in der Halle trainiert, kenne viele Leute“, sagt Zenger. „Aber sobald das Spiel dann losgeht, ist es wie jedes andere. Da will man dann gewinnen und alles andere ist egal.“ Was wie eine Floskel klingt, meinte der 22-Jährige durchaus ernst. Weil er aus einem bestimmten Grund nach Berlin gekommen ist: endlich einen Titel zu gewinnen. Das müsse national das Ziel sein, so Zenger. „Was da international noch dazukommt, ist ein Extra.“ Denn er wäre auch zu den Volleys gewechselt, wenn sie nicht Champions League spielen würden.
Außerdem birgt dieser Umstand nicht nur Vorteile, da die Berliner pro Woche zwei Spiele absolvieren. „Das ist, was den Spieleumfang betrifft, im Vergleich zu anderen Mannschaft in der Liga, natürlich deutlich mehr“, sagt Zenger. „Ich denke aber, dass jeder Spieler, der in Berlin ist, auch mit einem Auge mit Blick auf die Champions League unterschreibt.“ Weil es nun mal eine Chance sei, sich auf hohem Niveau zu messen, mit den besten Klubs.
Auch wenn Zenger mit diesen Klubs noch nicht viele Erfahrungen gemacht hat – die Spieler kennt er teilweise schon. Bereits im Sommer 2016, mit nur 19 Jahren, absolvierte er sein erstes A-Länderspiel für deutsche Volleyball-Nationalmannschaft. Das habe ihn persönlich weitergebracht in seinem Spiel, wie er erklärt. „Ich bin da damals reingerutscht, weil es Verletzungspech gab mit den Liberos. Dadurch habe ich dann viel gespielt – und es auch nicht allzu schlecht gemacht“, sagt Zenger und untertreibt damit maßlos. Er hat sich mittlerweile zum Stammlibero des deutschen Team gespielt, ist dort kaum noch wegzudenken.
Genauso wenig wie in Berlin, wo er sich auch mit seiner authentisch sympathischen Art beliebt macht. Dabei stieß er vor der Saison erst spät zum Team und hatte nicht viel Zeit sich einzugewöhnen. Geholfen hat ihm dabei, dass er 2016/17 bereits eine Saison für den VCO in Berlin spielte, bevor es ihn zwei Jahre nach Frankfurt verschlug. Und nicht nur das: Mit Moritz Reichert spielt er gemeinsam in der Nationalmannschaft, Georg Klein kennt er noch aus seiner Zeit in Friedrichshafen. Und weil schon früh im Sommer feststand, dass es ihn nach Berlin ziehen wird, konnte er sogar während der Nations League noch ein paar seiner jetzigen Kollegen, wie beispielsweise Benjamin Patch, schon mal kennenlernen.
Niroomand lobt Zenger überschwänglich
Das hat gefruchtet. Von Anpassungsproblemen ist überhaupt nichts zu sehen beim 1,90 Meter großen Libero. Sein Ersatzmann Adam Kowalski, der ebenfalls vor der Saison zu den Volleys kam, hat derzeit keine Chancen auf Einsatzzeiten. „Ich bin froh, dass ich so viel spielen darf“, sagt Zenger, der den Volleys-Kader „richtig stark und auf allen Positionen doppelt gut besetzt“ sieht.
Was seine Mitspieler allerdings noch nicht bekommen haben, ist ein Sonderlob von Manager Kaweh Niroomand, der Zenger nach seinem überragenden Auftritt gegen Lüneburg vor einer Woche überschwänglich lobte. Ob ihn das stolz mache oder auch ein bisschen Druck erzeuge? „Ein bisschen von beidem“, sagt Zenger. „Natürlich hört man sowas gerne – dann weiß man, dass man auf einem guten Weg ist.“ Er sei zwar bisher zufrieden, wie die Saison gelaufen ist. „Ich will da aber auch eine Konstanz reinbringen und versuchen, das jetzt in jedem Spiel zu zeigen.“ Und welcher, wenn nicht in Friedrichshafen, ist der Ort, um zu zeigen, dass ihm das gelingen wird.