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Hier lang oder da lang? Joachim Löw weiß nicht so richtig, was er will. Oder doch?
© dpa

Nach 2:1-Sieg der Fußball-Nationalmannschaft: Joachim Löw ist der Realität völlig entrückt

Der Bundestrainer hat das große Ganze im Blick. Problem: Das große Ganze stimmt nicht in der Nationalelf. Und das hat Löw zu verantworten. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Michael Rosentritt

Egal, gegen wen die deutsche Fußballnationalmannschaft heute spielt, sie kann gegen so ziemlich jeden Gegner ins Straucheln kommen. Und wenn es am Ende eine coronabedingt ausgedünnte Mannschaft aus der Ukraine ist. Das hört sich nicht nur unschön an, das ist es auch. Gleich wie das Spiel am kommenden Dienstag gegen die Schweiz ausgehen mag, die DFB-Auswahl zählt in der derzeitigen Verfassung nicht mehr zur europäischen Elite.

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Im Zweifel könnte der geneigte Fan der deutschen Mannschaft damit vielleicht noch leben. Aber so schlecht, wie sie derzeit spielt und dasteht, ist sie nicht, oder besser: muss sie nicht sein. Denn auch ohne die aussortierten Weltmeister Müller, Boateng und Hummels stecken sehr viel Begabung und Talent in der Mannschaft.

Vielmehr beschleicht einen das Gefühl, dass es Joachim Löw nicht gelingt, das Optimum aus den Spielern, aus der Mannschaft herausholen zu können. Ist das ein Eindruck für den Moment, oder ist dieses Problem grundsätzlicher?

Der Bundestrainer hat sich in den vergangenen Wochen und Tagen allerlei Kritik anhören müssen. Neulich schickte der 60-Jährige eine bessere B-Elf gegen die Türkei (3:3) auf den Platz, in der Spieler im Nationaldress auflaufen durften, die nicht mal in ihren Vereinen erste Wahl sind. Gegen die Ukraine standen seine besten Spieler auf dem Feld, vielleicht mit Ausnahme des verletzten Leroy Sané. Es kam ein schwaches Spiel mit einem dünnen 2:1-Sieg heraus.

Joachim Löw steht über den Dingen, was Kritik anbelangt

Löw sagt, dass es ihn nicht interessiere, wer was sagt, er wisse schon, was er tue. Außerdem sehe er das große Ganze. Er stehe über den Dingen, was Kritik anbelange. Wie borniert oder entrückt muss man sein, auf durchaus berechtigte Kritik so zu antworten? Die Kritiker haben eben auch das große Ganze im Blick. Und das stimmt gerade nicht.

Es geht dabei nicht um Rechthaberei. Die Defizite, die die Mannschaft seit der desaströsen WM 2018 begleiten, sind zu offensichtlich. Die wurden schon in der ersten Spielzeit der Nations League aufdeckt, als die deutsche Mannschaft teilweise vorgeführt wurde und die A-Liga des Wettbewerbs eigentlich hätte verlassen müssen.

Und auch in der aktuellen Runde zeigten die beiden Unentschieden im Spotmeter gegen Spanien und die Schweiz, dass das Löw-Team in der sportlichen Fortentwicklung nicht wirklich vorangekommen ist.

Man kann nur hoffen, dass vor zwei Jahren bei der WM in Russland nicht zu viel kaputtgegangen ist, sowohl in der internen Beziehung zwischen Mannschaft und Trainer, als auch nach außen, in der Beziehung zwischen Mannschaft und Fans, denen es immer schwerer fällt, sich mit diesem Team zu identifizieren.

40 Spieler wurden in den zurückliegenden 20 Länderspielen eingesetzt. Ein Großteil der Fußballliebhaber schaltet wohl auch deshalb derzeit nicht mehr automatisch den Fernseher ein, wenn eine deutsche Mannschaft spielt – egal gegen wen.

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