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Trittsicher auf hohem Niveau: Leroy Sané.
© AFP

Fußball-Nationalmannschaft: Joachim Löw baut auf Schalker Leroy Sané

Das Schalker Talent Leroy Sané hat eine realistische Chance auf die EM. Gegen Frankreich heute kommt der 19-Jährige wohl zum Einsatz.

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Leroy Sané auch mit Extremsituationen zurechtkommt, dann hat er ihn spätestens am Wochenende im Revierderby gegen Borussia Dortmund erbracht. Nach seiner Vorlage zum zwischenzeitlichen 1:1 durch Klaas Jan Huntelaar lief Sané gleich weiter in die Kurve. Dummerweise war es die Dortmunder Kurve, in der sich die Sympathiewerte eines Schalkers in überschaubaren Grenzen bewegen. Sané, zarte 19 Jahre alt, schien von den Missfallensbekundungen allerdings nicht allzu beeindruckt zu sein.

Sané hat schon vier Bundesliga-Tore geschossen und drei vorbereitet

Das ist sowieso etwas, was dem Offensivspieler des FC Schalke 04 nachgesagt wird. Schon in jugendlichem Alter bewegt sich Sané trittsicher auf vergleichsweise hohem Niveau. In dieser Woche hat seine Karriere einen ersten Höhepunkt erreicht. Sané ist von Bundestrainer Joachim Löw in das Aufgebot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft für das Freundschaftsspiel in St. Denis gegen den EM-Gastgeber Frankreich berufen worden. Zum ersten Mal gehört er dem erlauchten Kreis an – und das nach gerade mal 26 Einsätzen in der Bundesliga. „Es ist zuletzt einiges passiert“, sagt der Sohn des früheren Bundesliga-Profis Souleymane Sané. „Ich glaube aber nicht, dass irgendetwas zu schnell gegangen ist.“ Der Schalker kommt in dieser Saison immerhin auf vier Tore und drei Vorlagen in der Liga, dazu hat er in der Europa League einmal getroffen und ein Tor vorbereitet.

„In den Spielen, in denen wir ihn beobachtet haben, hat er uns wirklich auch überzeugt“, sagt der Bundestrainer. Sané sei ein Spieler mit einer besonderen Gabe, einer besonderen Raffinesse. Löw bescheinigt dem Schalker „ein wahnsinnig gutes Gefühl für offene Räume“. Dazu paare er Schnelligkeit mit Technik und guten Laufwegen. „Ich denke, dass er den Sprung zu uns relativ schnell bewältigen kann“, sagt der Bundestrainer. Mit anderen Worten: Sané besitzt eine realistische Perspektive, bei der EM dabei zu sein, auch wenn er am Wochenende von der A-Nationalmannschaft noch einmal einen Schritt zurück zur U 21 machen wird.

Immerhin ist das Spiel in St. Denis schon das viertletzte, bevor Löw seinen Kader für die EM nominieren muss. Entsprechend hat der Bundestrainer angekündigt, dass er jede Gelegenheit nutzen wolle, „einige Varianten zu testen“. Trotzdem ist Sané neben dem Torhüter Kevin Trapp (Paris St. Germain) der einzige Neuling in seinem Aufgebot. Stattdessen finden sich einige alte Bekannte in Löws Kader: der ewige Lukas Podolski, der Rückkehrer Mario Gomez und auch Sami Khedira, der sich in den vergangenen beiden Jahren von Verletzung zu Verletzung gehangelt hat und zuletzt im Juni für die Nationalmannschaft gespielt hat.

„Eine gewisse Basis haben wir ja“

Wilde personelle Experimente wird man Löw also nicht vorhalten können; eher bestätigt der Kader für die Länderspiele in Frankreich und am Dienstag gegen Holland seine Ansicht, dass der deutsche Fußball keineswegs über Talente in einer solchen Fülle verfüge, wie es immer wieder suggeriert wird. „Eine gewisse Basis haben wir ja“, sagt er. Und auf dieser Basis will Löw jetzt „probieren, sehen, Erkenntnisse sammeln, analysieren, aus den Fehlern lernen“. Hört sich an, als könnte Leroy Sané nicht allzu viel falsch machen.

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