Eishockey-Legende Lorenz Funk wird 70: "Jetzt sog i dir moi wos…"
Er hat den Berliner Sport über Jahrzehnte mit geprägt – heute wird Lorenz Funk 70 Jahre alt.
Der bayerische Eishockey-Bezirksligist ESC Holzkirchen spielt gerade. Drittelpause im Hubertusstadion. 16 Kilometer weiter in Greiling klingelt im Hause Funk das Telefon. Dran ist Christian Frütel, Trainer des ESC. Lorenz Funk nimmt das Gespräch entgegen und sagt: „Das ist der Frü. Ja, servus Frü. Wie steht es? 5:0? Gut. Also: Scheiben rausspielen aus dem eigenen Drittel, dann Scheiben aufs Tor bringen. Spielt’s einfach, gell? Pfiati, Frü.“
Trotz seiner Krankheit ist Lorenz Funk in der Heimat noch recht aktiv, er war Co-Trainer beim Drittligisten Bad Tölz und zuletzt beim unterklassigen Team in Holzkirchen als Trainer aktiv – und ist das irgendwie immer noch, wenn er dem Frü seine Tipps durchtelefoniert. Sport ist der Lebensmittelpunkt des Lorenz Funk. Er saugt alles auf, was geht. Fußball sowieso und natürlich Eishockey. Da sind seine Expertisen nicht weit. „Jetzt sog i dir moi wos“, spricht der Tölzer. „Die Eisbären sind viel besser als die Mannheimer. Das konnte ich am Mittwoch nach zehn Minuten sehen, dass Berlin gewinnt. Mannheim spielt ohne Tempo und ist erschreckend schwach im eigenen Drittel.“ Funk sagt es gewohnt energisch, es sprudelt ohne große Intonationspause aus ihm heraus. Und wer ihn fragend anschaut, bekommt ein „ja-was-glaubst-du-denn?“ zu hören. Heute wird der große Mann des Berliner Sports 70 Jahre alt.
35 Jahre lang war Lorenz Funk in Berlin, als Spieler des Berliner Schlittschuh-Clubs, dann der Preussen, deren Trainer er auch wurde. Später war er derjenige, der Eishockeyaufbauarbeit in Hohenschönhausen betrieben hat – kurz als Trainer, länger als Manager und Macher. Ohne den Funk Lenz würde es die Eisbären in ihrer heutigen Form kaum geben. Da würden sie vielleicht als verschwurbelter Dynamo-Klub herumdümpeln, ähnlich wie ihre einstige Fußballabteilung. Aber das ist Geschichte, seit ein paar Jahren ist Lorenz Funk wieder in der Heimat, im Bad Tölzer Vorort Greiling. Viel Freude hatte der große Mann in jüngster Zeit nicht, eine Krebserkrankung macht ihm seit 2015 zu schaffen. „Nächste Woche muss ich täglich zur Bestrahlung nach Miesbach“, sagt er. Aber er seufzt nicht. Der Funk Lenz, der hat noch nie aufgeben, nicht in seiner Sportlerkarriere, als Anführer beim Deutschen Meister Berliner Schlittschuh-Club 1974 und 1976 und in letzterem Jahr auch beim Bronzemedaillengewinn der Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen von Innsbruck.
Lorenz Funk sagt: „Seelisch bereite ich mich auch auf meinen 80. Geburtstag vor. Die Planungen laufen schon.“ Erst einmal wird aber der 70. Geburtstag gefeiert. Am Donnerstag werden in Greiling bekannte Menschen aus dem Sport vorbeischauen, von Franz Beckenbauer bis Ex-DFB-Präsident Wolfgang Niersbach kennen sie ihn ja alle („den Niersbach kannte ich noch, da war der kleiner Eishockeyreporter“), aber natürlich werden ihn auch Menschen aus der Eishockeyszene besuchen. Besonders freut er sich darauf, dass seine Tölzer Mannschaft von 1966 kommt, mit der wurde er mit nur 19 Jahren erstmals Deutscher Meister. „Aber das soll eine Überraschung werden“, sagt Funk und lacht. „Ich habe gehört, wie meine Frau am Telefon darüber gesprochen hat.“
Der Sport lässt Lorenz Funk nicht los, im Tölzer Eisstadion schaut er oft vorbei. „Wir haben ja etliche Spieler in der Deutschen Eishockey-Liga aus Tölz. Das freut mich, dass sich da inzwischen so viele junge Deutsche durchsetzen.“ Er verfolgt das Geschehen auch vor Ort, bei den Eisbären war er zuletzt vor vier Jahren, in München oder Nürnberg ist er häufiger. „Aber ich drücke auch Wolfsburg die Daumen, da ist mein alter Freund Pavel Gross Trainer und natürlich den Eisbären,“ Lorenz Funk ist sich sicher: „Die packen das am Freitag in Mannheim.“