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Jakov Gojun spielt seit sechs Jahren bei den Füchsen Berlin und er ist niemand, der seinen Gegner mit Samthandschuhen anfasst.
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Abwehrchef sucht neue Perspektive: Jakov Gojun verabschiedet sich wohl von den Füchsen

Knapp sechs Jahre trägt er schon das Füchse-Trikot. Nun scheint diese Ära sich dem Ende zuzuneigen. Gojun sieht sich gezwungen, sich anderweitig umzusehen.

Wenn er das Feld betritt, wird es meist ungemütlich. Zumindest für die Gegner. Denn Jakov Gojun ist niemand, der seinen Gegenüber mit Samthandschuhen anfasst. Nicht ohne Grund sind in der Bundesliga-Statistik des Abwehrchefs der Füchse mehr Zeitstrafen aufgelistet als Torerfolge. Seine Aufgabe ist es vorrangig, das Zentrum zuzumachen, möglichst jede Lücke abzudecken und dem Torwart so seine Arbeit zu erleichtern – notfalls mit dem nötigen Körpereinsatz versteht sich.

Doch in den letzten Bundesliga-Spielen bröckelte der Beton etwas, den der 2,04 Meter-Hüne normalerweise mit seinen Nebenmännern um den Sechsmeterkreis anrührt. Gegen Erlangen, Flensburg und Mannheim fingen sich die Berliner 29 Treffer oder mehr ein und übertrafen somit ihren üblichen Schnitt an Gegentoren deutlich. „Das war viel zu viel. Aber wir dürfen nicht vergessen, wie stark unsere Defensive vor der Weltmeisterschaftspause war. Jetzt müssen wir als Mannschaft wieder zusammenstehen und kämpfen“, sagt der 34-Jährige in seiner gewohnt optimistischen Art. Für Gojun gibt es nur den Blick nach vorne und der ist mit einem unbändigem Siegeswillen verbunden. „Halbe Sachen kann ich nicht. Ich bin immer mit dem ganzen Herzen dabei“, sagt er.

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Es ist schon erstaunlich, woher Gojun die Energie nimmt, sich für jedes Spiel neu zu 100 Prozent zu motivieren und darüber hinaus als emotionaler Motor seine Teamkameraden anzutreiben. Gerade aktuell, wo seine Mannschaft im ständigen Englische-Wochen-Modus funktionieren muss und seit gut zwei Wochen keinen freien Tag mehr hatte. „Ohne Zuschauer ist das eine Katastrophe, wenn man müde in die Halle kommt, und kostet sehr viel Kraft. Doch wir brauchen das. Dafür bin ich da“, erklärt der Kroate, dem es fern liegt, sich über die Belastung zu beschweren. Nicht ohne Grund hat es den Routinier 2015 von Zagreb über Madrid und Paris nach Berlin in die Handball-Bundesliga verschlagen, wo ihn die ständig wechselnden Aufgaben und das hohe Niveau reizten.

Knapp sechs Jahre trägt er nun das Füchse-Trikot, ist wieder und wieder bei den Partien lautstark zu hören, reißt seine Arme anfeuernd nach oben und schüchtert höchstwahrscheinlich von Zeit zu Zeit den einen oder anderen Gegenspieler durch seine körperliche Präsens ein. Kaum klein zu kriegen, nicht einmal, als er sich in der vergangenen Saison eine Rippenprellung zugezogen hatte und trotzdem auf dem Feld stand und sich den Schmerzen ungeachtet in jeden Zweikampf warf.

„Mein Herz wird hier in Berlin bleiben“

Nun scheint es allerdings, als würde sich diese Ära dem Ende zuneigen. „Ich gehe davon aus, dass das meine letzten vier Monate bei den Füchsen sein werden“, sagt Gojun mit etwas Wehmut. „Ich hätte mir sehr gut vorstellen können, meine Karriere hier zu beenden, aber der Verein konnte mir bisher keine Zusage geben.“ Deshalb sah sich der dreifache Vater gezwungen, sich anderweitig umzusehen. Sein fünf Jahre alter Sohn Niko müsse schließlich wissen, wo er demnächst zu Schule geht und für seine beiden anderen Jungs brauche es ebenso Perspektiven. Mehrere Angebote stünden bereits zur Auswahl – auch in Deutschland.

Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. „Ich werde sehen, was das Beste für die Familie ist“, blickt Gojun voraus und schiebt sofort hinterher: „Mein Herz wird hier in Berlin bleiben.“ Mit der Nummer 10 auf dem Rücken hat er stets alles für den Verein gegeben und so will er es auch weiter handhaben, solange er für den Hauptstadtklub spielen darf.

Wenn die Füchse an diesem Sonntag in der Kieler Ostseehalle auflaufen (13.30 Uhr, live bei Sky), werden seine Qualitäten sicher einmal mehr gefragt sein. Am Kreis ist mit energischen Zweikämpfen mit den deutschen Nationalspielern Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek zu rechnen, während im Rückraum unter anderem Weltstar Sander Sagosen und Landsmann Domagoj Duvnjak mit ihrer Klasse aufwarten.

„Der THW ist klarer Favorit. Vielleicht macht es das für uns etwas einfacher. Und wenn wir einen guten Tag haben, können wir Punkte mitnehmen“, sagt Gojun. Seine Hoffnung ist es, dass durch eine stabile Deckungsarbeit die Sicherheit im Angriff wieder in das Team zurückkehrt. Zu oft haben die Füchse dort zuletzt durch einfache Fehler die Bälle verschenkt und den Fokus vermissen lassen. „Das können wir uns gegen Kiel nicht erlauben. Da steht dann außerdem mit Niklas Landin noch der weltbeste Torhüter zwischen den Pfosten“, weiß der Routinier, der seinerseits auf wieder alles zu tun gedenkt, um die Berliner Defensive zusammenzuhalten und sich mit allem, was er hat, den Kielern entgegenstellen will.

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