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Bloß nicht verstecken! Wenn Hertha (hier Stürmer Davie Selke) im Abstiegskampf bestehen will, muss die Mannschaft sich den Zumutungen entschlossen entgegen stellen.
© imago images/Contrast

Auf die Widerstandsfähigkeit kommt es an: Ist Hertha BSC dem Abstiegskampf gewachsen?

So grausam ist der Abstiegskampf. Hertha BSC spielt gegen Leipzig gut mit und verliert doch 1:6. Damit muss das Team erst einmal fertig werden. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Abstiegskampf ist fordernd. Abstiegskampf ist zehrend. Abstiegskampf ist grausam.

Wer das nicht glauben will, der kann bei Gelegenheit mal beim VfB Stuttgart nachfragen. Die Stuttgarter schienen vor gar nicht allzu langer Zeit eine spannende junge Mannschaft mit offenbar glänzender Perspektive zu haben. Seit dem Sommer aber läuft bei ihnen so gut wie alles schief. Vorletzter sind die Stuttgarter in der Fußball-Bundesliga, mit inzwischen einigem Abstand zum rettenden Ufer.

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Dass das Schicksal darauf wenig Rücksicht nimmt, das haben die Schwaben am Samstag auf schmerzlichste Weise erfahren müssen.

Erst verspielte der VfB in der Nachspielzeit gegen den Aufsteiger Bochum durch einen dämlichen Elfmeter doch noch einen fast schon sicheren, aber auch fast schon überlebenswichtigen Heimsieg. Dann ereilte ihn am Tag darauf die Nachricht, dass der talentierte Stürmer Silas, auf den die Stuttgarter so sehr gesetzt hatten, in dieser Saison nicht mehr wird spielen können. Wenn es schon mies läuft, dann aber auch richtig mies!

Man kann auch bei Hertha BSC nachfragen. Hertha hat am Sonntag ebenfalls die volle Wucht des Abstiegskampfes und seine himmelschreiende Ungerechtigkeit zu spüren bekommen. Wegen eines überraschenden Coroanausbruchs fehlte den Berlinern gegen Rasenballsport Leipzig ohnehin schon fast eine komplette Mannschaft, und als der arg ausgedünnte Rest – allen Widerständen zum Trotz – drauf und dran war, das Spiel gegen den hohen Favoriten aus Sachsen auf seine Seite zu zwingen, da rang Verteidiger Marc Kempf seinen Gegenspieler im Strafraum zu Boden. Es gab Elfmeter für Leipzig und Rot für Kempf.

Trainer Korkut steht nicht zur Disposition

Beim Abpfiff 30 Minuten später war aus einem für Hertha achtbaren 1:1 ein deprimierendes 1:6 geworden.

Ein solches Ergebnis war durch den Auftritt der Berliner in den ersten 60 Minuten nicht im Geringsten gedeckt. Insofern war es verständlich, dass Herthas Sportgeschäftsführer Fredi Bobic jeglichen Spekulationen über einen weiteren Trainerwechsel in dieser Saison erst einmal die Diskussionsgrundlage entzog.

Tayfun Korkut steht bis auf Weiteres nicht zur Debatte. Denn dieses 1:6 sprach nur auf den ersten, allzu flüchtigen Blick gegen ihn. Nach einer tieferen Analyse der Geschehnisse aber wird niemand den Trainer für diese Niederlage verantwortlich machen.

Und trotzdem: Dieses Ergebnis, das in seiner brutalen Höhe so ungerecht ist, kann für Hertha noch richtig gefährlich werden. Weil es geeignet ist, gerade bei labilen Gemütern fatalistische Anwandlungen hervorzurufen: Was sollen wir denn machen, wenn sich alle und alles gegen uns verschworen haben?

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Aber so ist Abstiegskampf: irreal, ungerecht, schwer zu packen. Und am Ende ist es eben nicht nur die sportliche Qualität, die über Erfolg und Misserfolg entscheidet. Mindestens genauso wichtig ist, wie eine Mannschaft mit den irrationalen Zumutungen zurechtkommt.

In der vergangenen Saison hat Hertha BSC bewiesen, wie es geht. Auch da waren die Umstände kompliziert, auch da fühlten sich die Berliner in besonderer Weise herausgefordert, als die Mannschaft in der entscheidenden Phase für zwei Wochen in Quarantäne musste und dadurch deutlich schlechtere Bedingungen hatte als die Konkurrenz. Herthas Mannschaft trotzte dieser Prüfung, sie stellte sich den Widerständen entgegen. Mit Erfolg. Aber die Mannschaft damals war eine andere als die Mannschaft heute.

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