Basketball-EM: Isaiah Hartenstein hat keine Angst vor der großen Bühne
Isaiah Hartenstein ist mit 19 Jahren der jüngste Spieler im deutschen Team. Nach seiner starken Leistung gegen Litauen könnte er auch im Achtelfinale gegen Frankreich überraschen.
Chris Fleming hatte er schon vor dem Beginn der Basketball-Europameisterschaft überzeugt. „Isaiah hat mich sehr überrascht“, sagte der Trainer der deutschen Nationalmannschaft beim Training in Berlin. „Er sollte eigentlich keine große Rolle spielen.“ Tut Isaiah Hartenstein aber. In seinen drei Einsätzen in der EM-Vorrunde, die das deutsche Team hinter Litauen auf Rang zwei beendete, hat der junge Mann mit dem viel versprechenden Vornamen gezeigt, warum sein Weg mit großer Wahrscheinlichkeit in die NBA führt. Isaiah heißt übersetzt nicht nur „gepriesen sei sein Name“, sondern ist im amerikanischen Basketball auch ganz eng mit zwei großen Spielern verknüpft: mit dem heutigen Point Guard der Cleveland Cavaliers Isaiah Thomas und der fast gleichnamigen NBA-Legende Isiah Thomas.
Von solch einem Status ist Isaiah Hartenstein noch weit entfernt. Mit 19 Jahren ist er mit Abstand der jüngste Spieler im deutschen Aufgebot, auf dem Feld ist ihm das aber nicht anzumerken. Gegen Litauen hielt er das Team im dritten Viertel fast im Alleingang im Spiel, als Dennis Schröder auf einmal nicht mehr traf. Immer wieder suchte er gegen die großen und massigen Balten das Eins-gegen-Eins in Korbnähe. „Für mich war es natürlich eine große Herausforderung gegen die Big Guys der Litauer“, sagte Hartenstein, der in der abgelaufenen Saison noch in Litauen bei Zalgiris Kaunas spielte. Mit zehn Punkten, vier Rebounds sowie je einem Steal und Block zeigte er trotz der letztlich klaren Niederlage an beiden Enden des Feldes eine starke Leistung.
Energisch und durchsetzungsstark
Bei seinen Mitspielern hat sich der Sohn des ehemaligen Basketball-Profis Florian Hartenstein mit seiner Spielweise bereits viel Respekt verdient. „Er ist reingekommen und hat die Energie gebracht, die wir ein wenig vermisst haben“, sagte Kapitän Robin Benzing der Internetseite basketball.de.
Energie ist einer der Schlüsselbegriffe, wenn von Hartenstein die Rede ist. Im Achtelfinale gegen Frankreich am Samstag (14.15 Uhr, live auf telekomsport.de) könnte der 2,13 Meter große Hartenstein erneut eine wichtige Rolle einnehmen. Im letzten Vorbereitungsspiel vor der EM vor zwei Wochen in Berlin kam der 19-Jährige bei der 79:85-Niederlage gegen Frankreich nicht zum Einsatz. Seitdem hat sich Hartensteins Standing in der Mannschaft aber deutlich verbessert. Mit seiner Mischung aus Größe und Beweglichkeit ist er für die Gegner schwer zu verteidigen und aufgrund seiner passablen Wurftechnik auch aus der Distanz gefährlich. So kann er flexibel als Center oder Power Forward eingesetzt werden.
Fleming ist auch von seiner Einstellung angetan: „Isaiah hat keine Angst vor der großen Bühne.“ Da ist es kein Wunder, dass es Hartenstein perspektivisch auf die größtmögliche Bühne im Basketball zieht. „Ich will in der NBA spielen“, sagte er, kurz nachdem ihn die Houston Rockets im Draft ausgewählt hatten. Einen Vertrag bei den Texanern hat er zwar noch nicht unterschrieben, sein Weg führt ihn nach der EM aber vermutlich in die USA.
Für die NBA wird es noch nicht reichen. Allem Anschein nach wird sich Hartenstein erst mal ein Jahr beim Farmteam der Rockets, den Rio Grande Valley Vipers, in der Nachwuchsliga der NBA beweisen müssen. Bevor er sich um seine Zukunft kümmert, liegt sein Fokus aber auf der EM. Eine bessere Eigenwerbung als starke Leistungen vor den Augen von NBA-Trainern wie Mike Budenholzer oder Gregg Popovich, die einige Spiele in Tel Aviv verfolgten, ist schließlich schwer vorstellbar.