Basketball-Europameisterschaft: Nowitzkis Erben wollen bei der EM überzeugen
Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft will die Finalrunde in Istanbul erreichen. Mit Dennis Schröder und Daniel Theis machen zwei NBA-Profis Hoffnung.
Die heikelste Aufgabe hat die deutsche Basketball-Nationalmannschaft bereits vor dem Start der Europameisterschaft erfolgreich absolviert: die Anreise nach Israel. Mit einer Maschine von Air Berlin kam das Team am Montag in Tel Aviv an – zwar leicht verspätet, aber angesichts sich häufender Flugausfälle bei der insolventen Airline immerhin zuverlässig.
Besonders Daniel Theis wird froh gewesen sein, dass die Reiserei nun ein Ende hat und es mit dem ersten Vorrundenspiel am Donnerstag gegen die Ukraine (14.45 Uhr/Livestream auf www.telekomsport.de) endlich um Basketball geht. Denn der 2,04 Meter große Power Forward hat in den vergangenen Wochen reichlich Flugkilometer gesammelt. Mitten in der Vorbereitung musste Theis das Trainingslager der Nationalmannschaft verlassen, um Termine bei seinem neuen Klub, dem NBA-Rekordmeister Boston Celtics, wahrzunehmen. Erst kurz vor der Generalprobe gegen Frankreich (79:85) am Samstag in Berlin stieß der 25-Jährige wieder zum Team. „Das war nicht einfach für Daniel. Er ist aber nicht umsonst in Boston, er ist ein Topspieler“, sagte Bundestrainer Chris Fleming, der mit Theis in der Startformation plant.
Ob Theis überhaupt an der EM teilnehmen würde, war lange unsicher. Denn das Turnier kollidiert zeitlich mit der Saisonvorbereitung in der nordamerikanischen Profiliga. Deshalb verzichten viele NBA-Spieler freiwillig, um die Einsatzchancen in ihrem Klub nicht zu verschlechtern. Das gilt seit diesem Jahr ganz besonders, da die Europameisterschaft keine Bedeutung mehr für die WM-Qualifikation hat. Dennis Schröder, mit dem Theis seit Braunschweiger Jugendtagen gut befreundet ist, rechnet ihm seine Teilnahme hoch an. „Da müssen wir ihm Respekt zollen, dass er zurückgekommen ist, obwohl er in seine erste Saison bei Boston geht“, sagte Schröder. „Daran sieht man, dass er Teamgeist hat."
So viele Deutsche in der NBA wie noch nie
Die Aussage des deutschen Stars kann man durchaus als Kritik an zwei Spielern verstehen, die sich anders entschieden haben. Mit Paul Zipser von den Chicago Bulls und Maximilian Kleber, der in dieser Saison an der Seite von Dirk Nowitzki bei den Dallas Mavericks unter Vertrag steht, hätte Fleming vier NBA-Spieler aufbieten können. „Mit ihnen hätten wir eine Chance auf den Titel gehabt“, sagte Schröder. Das ist zwar eher zweifelhaft, ein Aufwärtstrend im deutschen Basketball ist aber durchaus zu erkennen. Zwar haben Kleber und Theis in den USA noch kein einziges Ligaspiel absolviert, so viele Deutsche wie aktuell gab es in der NBA aber noch nie. Zumal mit dem 19-jährigen Center Isaiah Hartenstein ein weiteres Talent aus der Nationalmannschaft von den Houston Rockets im Draft ausgewählt wurde.
Die DBB-Auswahl befindet sich in einem Umbruch. Der Altersschnitt ist um einiges niedriger als bei der Konkurrenz und Lucca Steiger mit 29 Jahren der älteste der zwölf Spieler. „Wir sind noch nicht so lange zusammen wie andere Teams, die Jungs stellen sich aber sehr schnell auf die Vorgaben ein“, sagte Fleming. Der US-Amerikaner wird diesen Umbruch nur noch bei der EM leiten, danach konzentriert er sich auf seine Aufgabe als Co-Trainer der Brooklyn Nets in der NBA. Nachfolger wird sein bisheriger Assistent Henrik Rödl.
Acht Testspiele, fünf Niederlagen
Die Vorbereitung auf die EM verlief durchwachsen. Fünf der acht Testspiele verlor das Team und hinter Schröder fehlt bisher ein zweiter Scorer. Mit Niels Giffey von Alba Berlin musste ein wichtiger Spieler verletzt absagen, auch Karsten Tadda und Johannes Voigtmann fielen zwischenzeitlich aus. Robin Benzing verpasste die letzten drei Testspiele wegen einer Bänderverletzung, meldete sich aber rechtzeitig wieder fit. „Das Knie macht keine Probleme mehr, am Donnerstag geht es voll los“, sagte Benzing.
Das Auftaktspiel ist richtungsweisend für den weiteren Turnierverlauf, ein Sieg gegen die Ukraine Pflicht. Die Osteuropäer sind klarer Außenseiter. Außer Vize-Europameister Litauen befinden sich die übrigen Mannschaft in der Sechsergruppe auf einem ähnlichen Niveau. Ein frühes Aus wie vor zwei Jahren in Berlin ist trotz des Umbruchs nicht eingeplant. „Ich bin der festen Meinung, dass wir zur Finalrunde nach Istanbul kommen“, sagte Fleming. Dann müsste auch Theis weitere Flugkilometer sammeln. Ganz so weit wie von Berlin nach Boston wäre diese Reise aber nicht. (mit dpa)