Reformen für Olympia: IOC wagt mehr Transparenz
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) veröffentlicht künftig die Verträge mit den Olympia-Ausrichtern und lässt ihnen mehr Freiheiten.
Diese Geheimbündler vom IOC mit ihren Knebelverträgen – wie kann man denen überhaupt noch trauen? Gegen dieses sich in der öffentlichen Wahrnehmung allmählich festsetzende Bild hat das Internationale Olympische Komitee am Montag tatsächlich etwas unternommen. Die Verträge mit den Ausrichterorten der Olympischen Spiele werden künftig veröffentlicht, und auch die Bewerbungskosten der Spiele sollen gesenkt werden. Das hat das Komitee in Monte Carlo ebenso beschlossen wie die Erlaubnis für länder- und städteübergreifende Spiele.
Getroffen wurden diese Beschlüsse ohne Gegenstimme. Nicht nur deshalb könnte die Session am Montag und Dienstag als Reformereignis in die Geschichte des IOC eingehen. Mit 40 Maßnahmen will das IOC sich und die Spiele weiterentwickeln, forciert wird der Prozess von IOC-Präsident Thomas Bach, der am Anfang der Veranstaltung sagte: „Jetzt ist die Zeit für Veränderungen.“
Die Botschaften des IOC kommen jedenfalls an, unter anderem bei Transparency International. „Die Offenlegung des Host-City-Vertrags ist ein ganz wichtiger Schritt, ein Symbol für Vertrauenswürdigkeit. Er bedeutet: Wir haben nichts zu verbergen“, sagte Sylvia Schenk, die bei Transparency International Deutschland die Arbeitsgruppe Sport leitet. Ohne eine solche Offenlegung hätte es auch Konflikte mit mancher Bewerberstadt geben können. Hamburg etwa besitzt ein Transparenzgesetz und hätte ohnehin auf eine Veröffentlichung der Vereinbarungen mit dem IOC drängen müssen.
Olympische Spiele: Austragung ist nicht mehr an eine Stadt gebunden
Um weniger Sportanlagen bauen zu lassen, die nach den Spielen nicht mehr verwendet werden, erlaubt das IOC nun „die Austragung ganzer Sportarten oder einzelner Disziplinen außerhalb der Gastgeber-Stadt oder in Ausnahmefällen außerhalb des Landes“. Wie Thomas Bach kürzlich erklärt hatte, sollen die Spiele dadurch aber nicht zerstückelt werden: „Die Einheit von Zeit, Ort und Handlung darf sich wie in einem griechischen Drama nicht ändern.“ Es wird also weiterhin einen Hauptausrichter geben und ein zentrales olympisches Dorf. „Wir wollen keine Spiele, die über ein ganzes Land zerstreut sind und nur im Fernsehen als eine Veranstaltung zu sehen sind“, sagte Bach.
Doch die neuen Regelungen ermöglichen mehr Flexibilität. Hamburg etwa bräuchte keine teure Kanu-Slalom-Strecke und könnte stattdessen die Wettbewerbe im sächsischen Markkleeberg austragen oder die Entscheidungen im Bahnradfahren in Bremen. Berlin, der andere deutsche Bewerber, verfügt zwar ohnehin über mehr Sportanlagen, könnte aber auch von dem Beschluss profitieren und etwa bei den Ballsportarten auf Arenen in den östlichen Bundesländern zugreifen.
Das IOC empfahl Pyeongchang, die Bob- und Rodelwettbewerb außerhalb von Südkorea auszutragen
Ein Beispiel, wie so Kosten gespart werden können, hat das IOC auch schon gegeben, in dem es den Organisatoren der Winterspiele 2018 in Pyeongchang empfahl, die Bob- und Rodelwettbewerb außerhalb von Südkorea auszutragen. So könnte das Organisationskomitee 120 Millionen Dollar sparen. Eine Doppelbewerbung von zwei Städten ist nach wie vor nicht vorgesehen. Insgesamt wertet Sylvia Schenk die neue Flexibilität als gute Maßnahme. „Das eröffnet anderen neue Chancen. Zuletzt kamen ja nur noch altetablierte oder neureiche Städte in Frage.“
In den beiden deutschen Bewerberstädten kamen die Entscheidungen ebenfalls gut an. Hamburgs Sportsenator Michael Neumann sagte: „Die Beschlüsse zeigen, dass das IOC es mit Reformen wirklich ernst meint. Weg vom Gigantismus, hin zu Nachhaltigkeit, Kostenbewusstsein und Anpassung der Spiele an die Ausrichterstadt.“ Und das bedeute für seine Stadt: „Diese Reformen kommen dem Hamburger Bewerbungskonzept für Olympische und Paralympische Spiele sehr entgegen.“
Nicht anders wird es im Berliner Senat gesehen. „Es ist gut, dass jetzt mehr Flexibilität und Transparenz erkennbar ist“, sagte Senatssprecher Richard Meng. „Olympische Spiele kann man in Demokratien nur veranstalten, wenn man eine klare Erdung herstellt. Insofern sind diese Schritte die Voraussetzung dafür, dass sich eine deutsche Stadt bewirbt.“ Für die Wahrnehmung von Olympia hat das IOC am Montag noch etwas getan und einen eigenen Fernsehkanal eingerichtet. Er wird zunächst im Internet eingerichtet und soll den olympischen Sportarten weltweit zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen. (mit dpa)